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Saturday, December 19, 2015

Reisestationen (Barlavento (Teil A) - Algarve - Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel

Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.
Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit

Von Horst Engels


Teil II - Reisestationen


Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel


2.1. Algarve


1. Frühere Botanische Reisebeschreibungen und Aktuelles Pflanzenspektrum des Algarve
Annexe:
  1. Annex 1 - Die botanische Beschreibung des Algarve und des Nieder-Alentejo - Von Moritz Willkomm  - Google Docs
  2. Annex 2 - Botanische Berichte aus Spanien - Von Moritz Willkomm
  3. Annex 3 - “Algarbien” - Von Moritz Willkomm
2. Geschichte des Algarve - Territorium und Kultur - Pflanzen und Tierwelt
3. Sehenswürdigkeiten im Algarve
3.1 Die Küstenregion (Littoral)
3.1.1 Ostalgarve (Sotavento)
3.1.2 Westalgarve (Barlavento)
3.1.3 Costa Vicentina
3.2 Der Barrocal
3.3 Die Serra
4. Pflanzengesellschaften im Algarve



3. Sehenswürdigkeiten im Algarve (Fortsetzung)


3.1 Die Küstenregion (Littoral)


Amendoeiras em flor, Algarve[2]


3.1.2 Der Barlavento Algarvio

Als Barlavento wird der westliche Teil des Algarve, mit dem Küstenstrich etwa von Albufeira bis Lagos, bezeichnet. In der Bezeichnung für diesen Teil des Algarve steckt der portugiesische Begriff für Wind (vento). Barlavento bedeutet frei übersetzt etwa „die dem Wind zugewandte Seite“ (Luv). Somit verweist der Name auf den Umstand, dass dort ganzjährig ein vom Atlantik kommender, mitunter starker Wind weht.



Der Begriff des Barlavento wird jedoch nicht immer einheitlich verwendet. Einige Autoren betrachten lediglich den westlichen Küstenabschnitt des Algarve von Portimão bis an das Cabo Vicente als Barlavento und bezeichenen den Küstenabschnitt zwischen Faro und Portimão als Uebergangszone zwischen Sotavento und Barlavento (Polunin & Smythies, 1973), andere schliessen den zentralen Bereich des Küstenabschnitts zwischen Faro und Portimão in das Barlavento ein. Biogeographisch wird der Zentrale Abschnitt in der Nova Flora de Portugal (Franco J.A. (1971, 1984) der Floristischen Provinz “Barlavento” zugerechnet, und deshalb bei der Suchabfrage in der Flora-On dem Barlavento zugerechnet.


Polunin & Smythies (1973) schreiben (pp. 42-46 in der englischen Ausgabe) in dem Pflanzenführer “Flowers of South-West Europe - a field guide” zum Barlavento:

Der Barlavento beginnt etwas ostwärts von Portimão und endet an der Westküste. Westlich von Lagos wird der Küstenstreifen zunehmend unfruchtbarer, die Bevölkerungsdichte nimmt ab und der Reisende gelangt in die dramatisch trockenen und windzerzausten Heideländer von Sagres und dem Cabo de São Vicente. Die Küstenfelsen setzen sich aus hartem, kalkhaltigen Dolomitgestein zusammen, von den Elementen in ein karstähnliches Plateau erodiert, welches in überhängenden, 80m hohen Felskliffen mit dem tiefblauen Meer darunter endet.



Barlavento algarvio.JPG
Algarvische Westküste des Barlavento Algarvio von Faro bis Sagres und dem Cabo de São Vicente.



Trotz starker Beweidung durch Vieh und Schafe ist das Heideland weitgehend ungestört und es gibt dort eine interessante und eigenständige Flora, die schon von Werner Rothmaler 1943 in seiner pflanzensoziologischen Beschreibung “Promontorium Sacrum, Vegetationsstudien im südwestlichen Portugal.” gewürdigt wurde - und auf die wir in einem späteren Kapitel zurückkommen werden.

Das Littoral des algarvischen Zentrums


Vom Sotavento und der Ria de Faro aus begeben wir uns in Richtung Westen und gelangen in den “Zentralen” Küstenabschnitt des Algarve, der vielfach bereits dem Barlavento zugeordnet wird und wo die Meerestemperaturen aufgrund der kälteren, von Westen herkommenden Atlantikwinde und -strömungen bereits deutlich niedriger sind als im geschützteren Sotavento und dem Lagunarsystem der Ria Formosa.

Polunin & Smythies (1973) schreiben zum Littoral dieser Übergangszone zwischen  Sotavento und Barlavento:

Zwischen Sotavento und Barlavento, von Faro in Richtung Albufeira, breiten sich weitere, ausgedehnte Pinienwälder auf pliozänen Sanden aus.  Unter den weissblühenden Sträuchern des Untergrundes finden sich *Cistus ladanifer, *C. libanotis, C. salvifolius; die vielen gelbblühenden Arten schliessen *Halimium commutatum, Spartium junceum, *Genista hirsuta und G. triacanthos, *Stauracanthus boivinii, *Anagyris foetida und Tuberaria major (†), endemisch für Südportugal, *T. guttata, und T. bupleurifolia ein. Blaue und violette Farbtöne werden von *Cistus crispus, *Erica umbellata, *Anchusa calcarea, *Anagallis monelli und *Lavandula stoechas subsp. lusitanica beigetragen; Calluna vulgaris ist auch häufig, blüht aber erst am Ende des Jahres. Die auf die sandigen Böden des Littorals folgenden tertiären und quartären Ablagerungen werden intensiv in kleinen Arealen landwirtschaftlich bewirtschaftet, und der Grossteil der natürlichen Vegetation ist seit langem verschwunden. Wenn man auf der Strasse von Vila Real nach Faro fährt, gewinnt man den Eindruck, dass jeder Flecken liebevoll und ordentlich gepflegt wird. ...

Diese von Polunin & Smythies beschriebenen Pinienwälder finden wir auch schon bei Moritz Willkomm, wo er sie im Jahr 1850 in seinen “Reisebeschreibungen” besonders hervorhebt:

Zwischen Albufeira und Faro führt der Weg durch einen prachtvollen dichten Wald alter Pinien so schön, schlank und groß , wie ich sie in keiner andern Gegend gesehen habe.”

Willkomm führt 1896 in “Grundzuege der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel” eine Vielzahl von Pflanzenarten für das Unterholz der Pinienwälder und das algarvische Littoral auf (5. Kapitel. Südatlantischer Bezirk. pp. 290-291):

Die hauptsächlichsten spontanen Vegetationsformen der ganzen Küstenzone sind Pinienwälder, Haiden und Weidetriften. Der schönste und größte Pinienwald, der bis an den Strand herantritt, breitet sich zwischen Faro und Albufeira aus. Im Unterholz der Pinienwälder und in den »mattos« Algarbiens spielen die Genisteensträucher noch eine hervorragendere Rolle als im Barrocal und in der Serra und sind besonders die zahlreichen Ulexarten, unter denen mehrere rein portugiesische auftreten, für diese Küstenzone charakteristisch. Außer Spartium junceum, Calicotome villosa, Cytisus albicans und linifolius kommen dort vor: Genista scorpioides L.,  †triacanthos Brot, und hirsuta Vahl ß. (L) algarbiensis Brot., Ulex spartioides Webb nebst Var. Willkommii Webb, Webbianus Coss., (L) Vaillantii Webb, (L) Escayracii Webb, janthoclados Webb, (L) argenteus Webb und (L) erinaceus Webb, ferner Sarothamnus grandiflorus Webb. Im übrigen bestehen die Gebüsche aus Juniperus phoenicea, Quercus coccifera, Pistacia Lentiscus, Cistus u. a. verbreiteten Immergrünsträuchern der Mediterranzone. Was die Gräser, Kräuter und Halbsträuchcr betrifft, so sind die sandliebenden am zahlreichsten und am meisten verbreitet, darunter die bemerkenswertesten: Corynephorus fasciculatus Boiss. Reut., Arrhenatherumerianthum Boiss. Reut., Trisetum Dufourei Boiss., Carex glauca Scop. o. †serrulata Coss., Cyperus [so] distachyus All., Iris albicans Lge. (b. Faro), Leucojum trichophyllum Brot., Orchis **longicornu Poir. (beide in Piniengehölzen), Scilla *odorata und monophyllos (beide sehr verbreitet), Fritillaria lusitanica Wickstr. (um Faro), Rumex **tingitanus L., (L) Inula revoluta Hffgg. Lk. (sehr verbreitet), Perideraea aurea Wk., Pinardia anisocephala Cass. (zwischen Castro-Marim und Villareal), Centaurea (L) lusitanica Boiss. Reut., ornata W. ß. microcephala Wk., Cichorium [so] spinosum Schousb., Picridium gaditanum Wk., Andryala **tenuifolia L. y. arenaria DC, Thymus cephalotus L., tomentosus W., (L) capitellatus Hffgg. Lk., Ornithopus durus Cav., Ononis Picardi ß. grandiflora Coss. und Bourgaei Boiss. Reut., Lupinus **Cosentini Guss. (alle drei um Faro), Euphorbia baetica Boiss., Arenaria conimbricensis und †emarginata Brot., (L) algarbiensis Welw., Silene tridentata Desf., hirsuta Lag. und micropetala Lag., Cistus Bourgaeanus Coss., Halimium multiflorum Wk., umbellatum (L.) Sp. y. verticillatum Wk., Tuberaria globulariaefolia y. major Wk., Cleome violacea L..  Auf sonnigen grasigen Kalkhügeln kommen vor: Ophrys Scolopax Cav., Serapias Lingua L. o. (L) leucoglottis Welw., Orchis **longicruris Lk., Centaurea lusitanica Boiss. Reut, †eriophora L., Serratula baetica Boiss., Helminthia spinosa DC, Asperula hirsuta Desf., Armeria (L) littoralis Hffgg. Lk. (bei Villanova de Portimäo), Thymus (L) algarbiensis Lge. und (L) albicans Hffgg. Lk., Lathyrus amphicarpus Brot., Dianthus Broteri Boiss. Reut, ct. brachyphyllus Wk., Iberis contracta P., Frankenia Boissieri Reut., Adonis **dentata Del. ß. major Lge.  — auf Thon- und Mergelboden wachsen: (L) Bellevallia Hackelii Freyn (einzige Art dieser Gattung in Westeuropa!;, Allium subvillosum Salzm., Otocarpum glabrum (Lag.) Wk., — auf bebautem Boden: Avena *longiglumis Dur. (um Faro), Calendula malacitana Boiss. Reut., Vicia vestita Boiss., Melilotus segetalis Ser., Euphorbia medicaginea Boiss., Spergula arvensis L. ß. glutinosa Lge., — auf feuchten Triften, an sumpfigen Plätzen: Narcissus **Tazetta L., Juncus subulatus Forsk., †striatus Schousb., Trifolium isthmocarpum Brot., Euphorbia (L) androsaemifolia Schousb., Ranunculus adscendens ß. viarginatus Freyn, — auf wüsten Plätzen, dürrem Boden: Bourgaea humilis Coss., Carduus (L) meonanthus Hffgg. Lk., Kentrophyllum †baeticum Boiss., Thymus (L) Welwitschii Boiss., — an Felsen und auf Gerolle: (L) Calendula algarbiensis Boiss., Serratula pinnatifida Poir., Cynara (L) algarbiensis Coss. (b. Silves), Plantago acanthophylla Dcsne. ß. bracteosa Wk. (bei Albufeira), Sideritis arborescens Salzm. und angustifolia Lamk. — Ein in floristischer Beziehung besonders interessanter Punkt ist das hügelige Felsplateau des Cabo de S. Vicente, indem hier eine Anzahl peninsularer (meist endemischer) Arten ihre westliche oder südliche Grenze in Europa oder überhaupt finden, andere nur oder vorzugsweise hier vorkommen, nämlich: Macrochloa tenacissima (L.) Kth., Juncusvalvatus Lk. (J. echinuloides Brot.), Scilla †mauritanica Schousb. (S. vincentina Hffgg. Lk., einziger bekannter Standort in Europa!), Teucrium vincentinum Rouy, Lithospermum *prostratum Lois., Linaria amethystea Hffgg. Lk. und satureioides Boiss., Helichryson serotinum Boiss., Centaurea polyacantha Boiss. und (L) vincentina Welw. (nur an einigen Punkten der Küstenzone Alemtejo's und am Cap St. Vincent), Cynara (L) algarbiensis Coss., Onobrychis eriophora Desv., Astragalus **massiliensis Lam. (A. Poterium Brot., in Portugal nur hier und am Cabo de Sines), Euphorbia baetica Boiss., Cistus hirsutus Lamk., Helianthemum origanifolium P. (einziger Standort in Portugal!), Iberis pectinata Boiss., Astrocarpus **Clusii J. Gay, Diplotaxis virgata DC. — Endlich sei noch erwähnt, dass neuerdings die seltene Spitzelia Willkommii C. H. Schz. auch in Algarbien aufgefunden worden ist, nämlich bei Castro-Marim, wo sie wie bei Ayamonte an kräuterreichen Stellen unter Gebüsch wächst. In Gebüschen und Hecken kommen hier und da auch Mercurialiselliptica Lam. und (häufiger) die schöne Clematis [so] cirrhosa L. vor.


Olhos d’Agua und der Strand von Falésia (Praia da Falésia)

Wir begeben uns zunächst nach Olhos de Água (Olhos de Água) und den östlich an das Dorf anschliessenden Strand von Falésia (Praia da Falésia), einem Kleinod von Strand, welcher durch die ausserordentliche Schönheit seiner von terracotta bis reinweiss gefärbten Sandstein-Kliffe besticht. An diesen Strand schliessen sich die bei Polunin & Smythies sowie Moritz Willkomm beschriebenen Pinienwälder an, die immer noch teilweise vorhanden, mittlerweile jedoch und zu unserer grossen Bestürzung in einen touristischen Komplex von Hotelbauten und Golfplätzen eingebettet wurden und uns deshalb nicht mehr zugänglich waren.

Das Fischerdörfchen Olhos de Água, das sich 1975 idyllisch in eines der Schwemmtäler der Sandsteinfelsen (barrancos) schmiegte, ist seitdem zu einem überlaufenen Touristenort mit vielen Hotelbauten geworden, und man kann den damaligen Zustand nur noch erahnen oder alten Postkarten entnehmen. Olhos de Água hat seinen Namen von den Süsswasserquellen erhalten, die an seinem Strand und im strandnahen Meer entspringen und dort wie  “Wasseraugen” erscheinen.



Olhos de Água (Albufeira) 1975


Süsswasserquelle am Strand von Olhos de Água







Auch der Strand von Falésia, der 1970 selbst im Hochsommer fast menschenleer war, wird heute selbst im Winter von vielen Touristen besucht. Dennoch hat der Strand seine ausserordentliche Schönheit behalten. Selbst die ‘barrancos’ sind vom Strand aus noch betretbar. Dagegen ist der Pinienwald in touristische Wohnkomplexe einbezogen worden und das Unterholz der Schirmpinien musste Rasenflächen für Golfanlagen weichen. Der Botaniker findet hier nichts mehr von dem, was Moritz Willkomm vor 150 Jahren beschrieben hat. Die umherstreifende Blauelster (Cyanopica cyana) ist jedoch noch beobachtbar oder der Wiedehopf (Upupa epops) an seinem charakteristischen Ruf erkennbar, obwohl vor allem die Arthropodenwelt, Nahrung für viele sich von Insekten und anderen Arthropoden ernährenden Vogelarten, durch die anthropogenen Eingriffe in den Biotop des Pinienwaldes drastisch reduziert ist. Der Bienenfresser (Merops apiaster), vormals Brutvogel in den ‘barrancos’, vor allem des von den Einheimischen als “Barranco do bilheró” (Tal des Bienenfressers)  bezeichneten Schwemmtales des Strandes von Falésia, ist deshalb hier nicht mehr zu beobachten. Er findet sich jedoch noch weiter landeinwärts im Barrocal und in der Serra.

Satellitenfoto von 2013 des Strandes von Falésia und des daran anschliessenden “Gemeindewaldes” (pinhal do concelho).


Im Satellitenbild ist das Ausmass der Zerstörung des Pinienwaldes erkennbar, der 1846 von Willkomm wegen seiner Schönheit und Einmaligkeit beschrieben wurde und sich noch 1970 bis an die Aldeia de Açoteias erstreckte. Dennoch ist ein kleiner Rest seiner Pflanzenwelt, wie z.B. die Zwergpalme (Chamaerops humilis), in den barrancos und den Hängen der Sandsteinkliffe erhalten geblieben.





Chamaerops humilis


In den Sandstein (Arenite des Plio- e Miozäns) eingeschnittenes Schwemmtal (‘Barranco’)
am Strand von Falésia (bei Olhos de Água, Albufeira). Foto von 1982.


Strand von Falésia (bei Olhos de Água, Albufeira) (Foto von 1982)

Hier eine kleine Serie von Fotos vom 25. Dezember 2014 des Strandes von Falésia und seiner Sandkliffe:

DSCN0267.JPG
Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

DSCN0280.JPG
Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

DSCN0283.JPG
Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

DSCN0357.JPG
Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

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Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

DSCN0330.JPG
Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

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Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

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Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

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Strand-Silberkraut (Lobularia maritima) am Strand von Falésia (25. Dezember 2014).

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Strand-Silberkraut (Lobularia maritima)

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Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

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Strand von Falésia (25. Dezember 2014)

Beobachtungen zur Geologie und Vorgeschichte

Kalkgesteine aus dem Trias und Jura dominieren im Algarve. Aber zwischen Portimão und Faro finden sich im Littoral neben Kalkgesteinen aus der Kreidezeit (Spätes Mesozoikum) auch Arenite des Plio-und Miozäns (Känozoikum).

Algarve Geology.jpg

Geologie des Algarve - Stratigraphie und Orogenese (Vorlage: Carta Geológica de Portugal)



Die Arenite von Olhos de Água und dem Strand von Falésia sind den Gesteinsformationen des Känozoikums zuzurechnen. In ihnen fanden Geologen und Paläontologen interessante Fossilien, auch von marinen Wirbeltieren, die bei ANTUNES (1997) und anderen Autorenbeschrieben sind.

Die Olhos de Água Sande

Fossilien von marinen Wirbeltieren wurden in Konglomeraten der Olhos de Água Sande gefunden (ROMARIZ et al. (1979, 1980a).

…   Die Folge beginnt mit abwechselnden sandigen und pelitischen Gesteinen, gefolgt von weissen fluvialen Sanden. Ueber diesen findet sich ein Konglomerat von Strandsanden und abrasierten Resten aquatischer Wirbeltiere (wie Wirbel und Zähne von Fischen, Knochen von Walen sowie Zähne und Knochen von Seekühen). Die Mehrzahl der Fische sind marin, manchmal von erstaunlicher Grösse (Carcharocles megalodon, Isurus hastalis, Odontaspis cf. taurus, Hemipristis serra, Carcharhinus sp.).


Carcharocles megalodon


Der Abnutzungsgrad der Wirbeltierüberreste lässt darauf schliessen, dass diese im Sand auf seichtem Meeresboden rollten. Auch das Vorhandensein der Seekühe (Metaxytherium medium) deutet auf eine Umgebung seichten Meereslittorals mit Sandgründen, reich an Algen und Gefässpflanzen, hin.
Die Anwesenheit von Riesenbarschen des Genus Lates, die heute in Afrika in Brackwasser und Süsswasser vorkommen, lässt auf die Gegenwart eines grossen Flusses, dessen Mündung sich ganz in der Nähe zu den Fundstellen befunden haben muss, schliessen - und die Gegenwart grosser Krokodile der Spezies Tomistoma cf. lusitanica auf ein subtropisches Klima, welches zu jener Zeit geherrscht haben muss (ANTUNES, 1979; ANTUNES et al., 1981; 1990, 1992). ...

Über diesen Schichten mit Wirbeltierfragmenten befinden sich Sande mit Foraminiferen und eine Schicht, die Austern und Kammmuscheln (Pectinidae), unter ihnen die seltene Paliollum (Lissochlamys) excisum, enthält. Das Vorhandensein von Mollusken deutet auf eine Estuar (Brackwasser) - Umgebungen hin.



Paliollum (Lissochlamys) excisum.


Die beschriebenen Schichtenabfolge lässt sich auch in den Fotos der Sandsteinkliffe vom 25. Dezember wiedererkennen.

DSCN0321.JPG


Mitte-links im Foto sind gut drei Schichtenfolgen im Kliff erkennbar: eine untere, weisse Sandsteinfolge, eine mittlere weiss-terracottafarbene Folge, die offensichtlich Konglomerate im unteren Teil besitzt (wahrscheinlich die Folge, die die Vertebraten- und Molluskenresten enthält), und  eine obere, rot bis rotbraune Sandsteinfolge.

DSCN0321.JPG

DSCN0483.JPG
Die Sande von Olhos de Água (2000)
Das Neogen im Algarve (1979)


Und hier noch zum Schluss dieser Exkursion nach Olhos de Água und an den Strand von Falésia die in der Flora-On aktuell (2015) registrierte Flora dieser Region (UTM NB70):


Flora des Quadrates (UTM NB70) in der Flora-On (94 Spezies - 2015)

Espécies ainda sem imagem:




[1] Reisestationen entsprechend der “Plant Hunting Regions” in: Polunin, Oleg, and B. E. Smythies. Flowers of South-West Europe: A Field Guide. New edition edition. Oxford ; New York: Oxford University Press, 1988.
[3] (Franco J. A. (1971, 1984). Nova Flora de Portugal (Continente e Açores), Vol. I und II. Edition des Autors. Lissabon.)
[4] Polunin & Smythies betrachteten in ihrem Pflanzenführer die Küste zwischen Faro und Portimão als Uebergangszone zwischen Sotavento und Barlavento, während in der Nova Flora de Portugal (Franco JA (1971, 1984). Nova Flora de Portugal (Continente e Açores), Volumes I e II. Edição do Autor. Lisboa.) dieser bei Polunin & Smythies als “Zentrale Zone” abgegerenzte Küstenbereich der Biogeographischen Provinz “Barlavento” zugerechnet wird.
[5] Dolomit, wissenschaftlich Dolomitstein, ist ein Karbonat-Gestein, das zu mindestens 90 Prozent aus dem Mineral Dolomit (chemische Formel CaMg(CO3)2 (CaCO3·MgCO3)) besteht. Bei geringeren Dolomitgehalten liegt ein dolomitischer Kalkstein vor. Dolomitstein ist im Idealfall weiß, häufig elfenbeinfarben, hellgrau, graugelb oder grüngrau.
[6]  ROTHMALER, W. (1943) - Promontorium Sacrum, Vegetationsstudien im südwestlichen Portugal. Repert. Spec. Nov. Regni Veg. Beih.  128.
[7] WILLKOMM,  M.  (1896)  -  Grundzuege  der  Pflanzenverbreitung  auf  der  iberischen  Halbinsel.  In  Sammlung  von  Engler,  A.  und  Drud,  O.:  Die  Vegetation  der  Erde. Engelmann. Leipzig
[8] ANTUNES, M. T. (1979) - Vertebrados miocenicos de Olhos de Água (Algarve), interesse estratigrafico. BoL. Mus. Lab. Min. GeoL. Fac. Ciencias de Lisboa, 16(1): 343-352.
[9] M. Telles Antunes, H. Elderfield, P. Legoinha & J. Pais. Excursion 2 (Portuguese Part) The Neogene of the Algarve. Salamanca, 1979. (Download).
[10] Romariz, C., M. O. Silva, C. Almeida, R. Baptista e J. Cabral (1979). Contributions to the geology of Algarve (Portugal). I - The Miocene facies of Olhos de Água. Bol. do Museu e Laboratório Mineralógico e Geológico da Fac. de Ciências de Lisboa, vol. 16(1), p. 243-251.(Download)



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