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Monday, October 30, 2017

Reisestationen (2.5.4 - Trás-os-Montes und Alto Douro - Vale do Côa - Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel)

Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.


Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit


Von Horst Engels

Teil II - Reisestationen

Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel




Auszug einer ‘Karte zu Böden und Vegetation der Iberischen Halbinsel’ in “Strand- Und Steppengebiete der Iberischen Halbinsel...” (WILLKOMM, M. (1852)



2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals (Northern Serras of Portugal)



2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals
  1. 2.5.1 Serra da Lousã und Serra do Açor
  2. 2.5.2 Serra da Estrela
  3. 2.5.3 Serra do Caramulo und Serra de Freitas
  4. 2.5.4 Trás-os-Montes e Alto Douro - Vale do Côa
  5. 2.5.5 Serra do Gerês
Tabellenkalkulation:
  1. Fotoserien von Exkursionen in die Reserva Faia Brava
Datenbanken:
Kartenmaterial:
  1. Strand- und Steppengebiete (Karte von Moritz Willkomm)



Bevor wir uns weiter nun von der Serra do Caramulo aus weiter nach Norden in den Nationalpark Serra do Gerês begeben, der auch von Polunin & Smythies (1973) als “plant hunting region” beschrieben wird,  verlassen wir noch einmal die gemäßigte Eurosibirische Florenregion und begeben uns im Nordosten von Portugal erneut in ein stark mediterran geprägtes Terrain - die Gebiete von Trás-os-montes und Alto Douro, und in die mediterrane Enklave der ‘Terras Quentes’, in der wir sogar wieder auf das von der Algarve her bekannte Bild blühender Mandelbäume stossen. Hier befindet sich am Rio Côa, einem Zufluss des Rio Douro, ein kleines privates Naturreservat, die ‘Faia Brava’, in die wir uns auf eine floristische und faunistische Fotoexkursion begeben wollen. Zunächst wollen wir aber das Gebiet hinsichtlich seiner Geologie und Geographie sowie biogeographisch etwas näher beschreiben.
Daneben sind natürlich auch die neolithischen Felszeichnungen von besonderem Interesse, durch welche diese Region in den letzten Jahrzehnten in das wissenschaftliche, aber auch touristische Lampenlicht gestellt haben.

2.4 Trás-os-Montes e Alto Douro

  1. Trás-os-Montes und Alto Douro
    1. Terras Quentes e Frias Transmontanas
    2. Rio Côa e a Reserva “Faia Brava”
  2. O Parque Natural Douro Internacional
  3. O Parque Natural de Montesinho




Provincia_Tras-os-Montes_e_Alto_Douro.png
Historische Provinzen von Portugal -
die Provinz Trás-os-Montes e Alto Douro schwarz unterlegt




Trás-os-Montes e Alto Douro (dt. etwa: Hinter-den Bergen und Oberer Douro) war von 1936 bis 1976 eine der elf Provinzen Portugals. Sie existieren heute nur noch in der Umgangssprache, oder in historisch begründeten Begriffen, werden aber auch zur Abgrenzung floristischer Regionen in Portugal noch verwendet.
Vila Real war die Hauptstadt der Provinz, die die heutigen Distrikte von Vila Real und Bragança umfasste, dazu noch vier Kreise (Concelhos) des heutigen Distriktes Viseu (Armamar, Lamego, São João da Pesqueira und Tabuaço), und ein Kreis des Distriktes Guarda (Vila Nova de Foz Côa). Seine Nachbarprovinzen waren Minho (westlich), Douro Litoral (südwestlich), und Beira Alta (südlich), und die spanischen Provinzen Ourense (nördlich), Zamora (östlich) und Salamanca (südöstlich).
Die Provinz war zum einen durch die Subregion Alto Douro (Oberer Douro), mit seinen ausgedehnten Weinanbaugebieten am Douro gekennzeichnet, zum anderen durch das archaische, dünnbesiedelte und abgeschiedene Hochland Trás-os-Montes (Hinter-den-Bergen), das zu den Ausläufern der Kastilischen Hochebene gehört.

Die Provinz Trás-os-Montes und Alto Douro (TMAD) ist in Polunin & Smythies (1973) nicht als "plant hunting region" enthalten. Der große floristische Reichtum, mehr als 1200 Arten (einschl. Unterarten) von Gefäßpflanzen, und die Gründung des Naturparks Montesinho im Jahr 1979 und des Naturparks "Douro Internacional" im Jahre 1998 rechtfertigen jedoch die Einbeziehung dieser Region in unsere Arbeit.

In der “Terra Quente Transmontana (TQT), die sich, wie auch schon aus der Namensgebung dieser beiden floristischen Provinzen hervorgeht, mit einem ausgeprägten mediterranen Mikroklima von der “Terra Fria Transmontana (TFT)” unterscheidet, tauchen erneut die uns von dem Algarve bekannten Mandelbäume (Prunus dulcis) und der Terebinth (Pistacia terebinthus) als charakteristische Vertreter  wieder auf, was jeden Botaniker natürlich neugierig stimmt.
Im Regionalen Raumordnungsplan von Tras-os-Montes und Alto Douro (PROT-TMAD 2006) wird jedoch bemängelt, dass der einzige Katalog der Gefäßpflanzen für die Region TMAD, erstellt von ROZEIRA (1944), aus taxonomischer, nomenklatorischer und floristischer Sicht veraltet ist.
Dennoch zeigt dieser Katalog, wie auch aktuellere Kataloge von Teilgebieten der Region, dass die TMAD im Vergleich mit der Gesamtflora auf nationaler Ebene eine reiche und eigenständige Flora besitzt.  Als Beispiel kann der Montesinho Naturpark herangezogen werden, der mit etwa 0,8% der Gesamtfläche des Landes 1068 Arten von Gefäßpflanzen aufweist, was ca 30% der Gefäßflora des kontinentalen Portugals (AGUIAR, 2002) ausmacht. Für Region des Douro geben CRÉSPI et al. (2005) sogar 1274 Taxa (Arten einschl. der Unterarten) an.
Bisher sind in der Flora-On sogar mehr als 1500 Taxa (Arten und Unterarten) von Gefäßpflanzen für die Region TMAD registriert:

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Suchabfrage “trás-os-montes” in der Flora-On.


Geologie und Böden


Nicht nur das Klima bestimmt die Präsenz von Pflanzenarten in einer Region. Auch die Art und Zusammensetzung der Böden (besonders ihr Säurewert (pH-Wert) und Humusgehalt), die aus direkter geologischen Verwitterung der unterliegenden Gesteine in situ entstehen oder als Schwemmböden oder durch den Wind gebrachte Partikel abgelagert werden, haben einen massgeblichen Einfluss auf die floristische Zusammensetzung. Anthropogene Tätigkeit ist eine weitere wichtige Determinante für die floristische Zusammensetzung einer Region.
Die TMAD-Region ist Teil des Herzynischen Massivs (Sockel) der Iberischen Halbinsel, die als Antikes Massiv bekannt ist. Diese gut individualisierte und als Iberische Mikroplatte bekannte Struktur wird heute als Hesperisches Massiv bezeichnet. Es ist ein Satz aus magmatischen, sedimentären und metamorphen ante-mesozoischen Gesteinen, die hauptsächlich während der herzynischen Bewegungen konsolidiert wurden. Diese waren verantwortlich für ihre Gesamtorientierung und die Förderung umfangreicher Phänomene der Granitisierung mit der daraus resultierenden Metamorphose.
Das Hesperische Massiv bildet den zentralen und westlichen Teil der Iberischen Halbinsel, so dass 70% des Territoriums auf dieser Struktur basieren (ARAÚJO, 1991. Daher gruppieren sich die verbleibenden konstituierenden Einheiten um das Hesperische Massiv herum. Die Herzynische (variszische) Orogenese (im Spätpaläozoikum) faltete und metamorphisierte das Hesperische Massiv durch Hitze und Druck, wodurch Tone zu Schiefern, die Kalkgesteine zu Marmor und die Sandsteine zu Quarziten (die zu den "Quarzitkämmen" führten) wurden. Während dieser Zeit vollzog sich der Aufstieg von großen Massen von schmelzendem magmatischem Material, wodurch der größte Teil der in Nord- und Zentralportugal bestehenden paläozoischen Granite entstand. Aufgrund der Faltung und Metamorphisierung (oft Granitisierung), während der Herzynischen Orogenese wurde aus dem Herzynischen Massiv ein massives Element, dass der Alpidischen Orogenese (im Mesozoikum) widerstehen konnte. Der massive Charakter der Halbinsel ist deshalb auf die Anwesenheit des Herzynischen Sockels zurückzuführen, der von der iberischen Mikroplatte gebildet wird.

Orlando Ribeiro (1987) definiert die Linie, die sich von Galizien westlich des Guadalquivir erstreckt und entlang der das Hesperische Massiv nicht von rezenten Sedimentablagerungen bedeckt ist, als "Hauptiberische Kulmination". Ein Großteil Portugals, etwa sieben Zehntel der Oberfläche des Landes, befindet sich ebenso wie Westgalizien so nahe an der Kulminationsachse, dass diese Gebiete nicht von Sedimentablagerungen bedeckt und die Felsen des Hesperischen Massivs freigelegt sind.  In den anderen drei Zehntel ist das Hesperian Massiv von den mesozoischen und känozoischen Schichten bedeckt.
Die verbleibenden Einheiten wurden aufgrund mehrerer Meeresinvasionen gebildet, die während des Mesozoikums und frühen Känozoikums (aus denen die Sedimentbecken entstanden sind) stattfanden. Aus diesem Grund ist das paläozoische Substrat oft von neueren Ablagerungen bedeckt. Es ist jedoch in ausgedehnten abgeflachten Bereichen des Inneren der Halbinsel (wie im östlichen Gebiet von Trás-os-Montes) und in den Randreliefs der Meseta offengelegt .  

Manchmal wird der Begriff Hesperisches Massiv mit dem der Iberischen Meseta verwechselt, aber diese Bezeichnungen beziehen sich auf unterschiedliche Dinge. Die Iberische Meseta ist eine geomorphologische Bezeichnung, die für die abgeflachten Fragmente und tafelförmige Oberfläche des hesperischen Sockels gilt. Sie erweitert sich nach Osten in Vertiefungen, wo sich das Hesperische Massiv unter einer dicken sedimentären Decke, hauptsächlich des Tertiärs, befindet. Die Meseta entspricht somit einer Tafel (Meseta) des Inneren der Halbinsel, die aus Tonen und miozänen Mergeln besteht und auf dem Herzynischen Sockel aufliegen. Diese abgeflachten Gebiete, die von tertiären Sedimenten bedeckt sind, bilden Binnenbecken. So entspricht die Meseta entweder einer aus dem Fels des Hesperian-Massivs geformten Erosionsoberfläche oder einer Ansammlungsoberfläche von Tertiärmaterialien. Manchmal kommt der herzynische Sockel an Stellen, an denen die känozoischen Ablagerungen erodiert wurden, zum Vorschein, was gewöhnlich an der Peripherie der Meseta geschieht.

Die Meseta ist durch das Iberische Scheidegebirge (Cordillera Central),die durch eine Auffaltung während der alpinen Orogenese entstanden ist und zu der die Serra da Estrela und da Gardunha gehören, in zwei Teile geteilt Der nördliche Teil des Plateaus besitzt eine durchschnittliche Höhe von 700-800 m und liegt höher als der südliche Teil (200-400 m). Infolge der alpinen Bewegungen kippte der gesamte Mesetablock nach Westen ab und bestimmte somit die spätere Flussrichtung der meisten Wasserläufe.

Darüber hinaus wird die Meseta von einer Reihe peripherer Reliefs umgeben wie die Nordwestportugals und Galiziens, die dem Hesperischen Massiv angehören. Es  sind dies die Mittelgebirge Serra da Peneda, Gerês, Larouco, Alvão, Marão, Montemuro und das Transmontane Hochland. Die Fragmentierung und nachfolgende Verlagerung des Herzynischen Sockels führte zu tektonischen Störungen wie Senken und Brüchen (Gräben). Diese Senken, die sich in den Gebieten spätherzynischer (Spätpaläozoikum) tektonischer Gräben und Brüche befinden, wurden durch Sedimentablagerungen aufgefüllt, wie Veigas de Chaves und Vilariça. Die aufgrund tektonische Aktivität entstandenen Frakturen sind vorwiegend in den Richtungen  NE-SW, NW-SE und auch N-S orientiert, wobei die wichtigsten Frakturen die von Gerês Vilariça, Régua-Verín, Ponsul und Messejana sind. Diese und andere tardiherzynischen tektonischen Störungen würden alle nachfolgenden tektonischen Entwicklungen durch Reaktivierungen bestehender Störungen und Verwerfungen während der Alpidischen Orogenese beeinflussen und die Sedimentationen während des Mesozoikums und Känozoikums konditionieren..

Das Iberische Hesperische Massiv besteht aus einer Reihe von Gesteinsbanden mit vorherrschend nordwestlicher und südöstlicher Ausrichtung unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Eigenschaften,  welche Strukturzonen mit einheitlichen Merkmalen definieren.  Es sind dieses die Kantabrische Zone, die West-Asturisch-Leonesische Zone, die Zentral-Iberischen Zone, die Ossa-Morena Zone und die Süd-Portugiesische Zone. Diese Bereiche sind durch tiefe tektonische Störungen getrennt.
Das Gebiet der TMAD-Region ist Teil der Zentral-Iberischen Zone. Eines der Merkmale der zentralen Iberischen Zone ist das fast völlige Fehlen von präkambrischen Formationen außer einem Aufschluss von Gneis in der Miranda do Douro-Region, in dem ante-ordovizischen Schiefer-Grauwacke Komplex gelegen. Er entspricht einer Reihe von präkambrischen Flysch (Sedimentgestein). In diesem Bereich treten ausgedehnte Aufschlüsse von Herzynischen Granitoiden mit unterschiedlichen Eigenschaften zutage, die auf starkem Magnetismus zurückzuführen sind, der in dieser Region aufgetreten ist.
In dieser Zone gibt es einen eigenständigen Sektor, die Unterzone von Mittel-Galizien (Galiza Média) - Trás-os-Montes. Eines ihrer hervorstechendsten Merkmale ist, dass sie fünf abgerundete Massive aufweist, die aus hochgradigen metamorphen Gesteinen mafischer und ultramafischer Zusammensetzung bestehen. Zwei dieser Massive befinden sich in der TMAD, die Massive von Bragança und Morais.

Die geologischen Formationen der Region TMAD (Nach: Atlas do Ambiente Digital, 2006)



Die Böden Nordost-Portugals


Der Karte der Böden Portugals von CARDOSO et al (1971)  entnehmen wir, welche Bodentypen in TMAD-Region vorkommen.. In dieser Karte wird die Legende der Weltbodenkarte (FAO / UNESCO, 1987) bei der Klassifizierung der Bodeneinheiten verwendet.
Die räumliche Verteilung der Haupteinheiten zeigt die starke Dominanz von Leptosolen in der Region. Zu den Leptosolen gehören sehr flachgründige Böden über kontinuierlichem Fels sowie extrem skelettreiche Böden. Leptosole sind azonale Böden und besonders häufig in Gebirgsregionen anzutreffen. Auch Cambisole belegen einen großen Teil der Gesamtfläche. Die Cambisole umfassen Böden mit einer zumindest initialen Unterbodenentwicklung. Die Umwandlung des Ausgangsgesteins ist erkennbar an Gefügebildung, einer meist bräunlichen Verfärbung, höheren Tonanteilen und/oder Carbonatauflösung. Zu einem gewissen Teil korrelieren die Cambisole mit: Braunerden (Deutschland), Sols bruns (Frankreich).
Die Fläche der vom Menschen erzeugten Böden in der Region, der Anthrosole, umfasst ein bedeutendes Gebiet (fast 108.000 ha), das hauptsächlich im Douro-Tal konzentriert ist. Anthrosole umfassen Böden, die tiefgreifend verändert wurden durch menschliche Aktivitäten wie Zufuhr organischer Materialien, Zufuhr von Haushaltsabfällen, Bewässerung und Bearbeitungsmaßnahmen.
Fluvisole, die an Wasserlinien angrenzen, Regosole in Kolluvialtaschen und Pararegosole (eine neue taxonomische Einheit, die dickere Böden als Leptosole integriert) vervollständigen die Menge der genetisch jungen Böden.  Fluvisole umfassen genetisch junge, azonale Böden in alluvialen Ablagerungen. Der Name Fluvisole mag missverständlich sein, da diese Böden nicht beschränkt sind auf Fluss-Sedimente (lt. fluvius, Fluss); sie kommen auch in lakustrinen und marinen Ablagerungen vor. Regosole bilden taxonomisch die Restgruppe, zu der alle Böden gehören, die nicht bei einer anderen Referenzbodengruppen (RSG) ausgliedern. In der Praxis sind Regosole sehr schwach entwickelte mineralische Böden in Lockermaterialien.
Die entwickelten Böden (Luvisole, Alisole und Podzole) umfassen weniger als 2% eines Gebiets von ca 23000 ha.

Capture4 copy.jpg
Hauptbodentypen in der TMAD (Nach: AGROCONSULTORES & COBA (1991))





Klima, Flora, Biogeographie und Pflanzensoziologie


Das Klima der TMAD-Region ist stark durch den Kontrast ‘Terra Quente - Terra Fria’ geprägt, Begriffe, denen in der Tat eindeutig regional unterschiedliche Klimaausprägungen entsprechen.

Der ‘Terra Quente Tansmontana’ oder einfach ‘Terra Quente’ entsprechen geographisch die Gemeinden des Oberen Douro ‘Douro Superior’ und angrenzender Gebiete, das heißt: nördlich vom Douro den Gemeinden Valpaços, Murça, Alijó, Torre de Moncorvo, Mirandela, Carrazeda de Ansiães, Vila Flor, Alfândega da Fé und Freixo de Espada-à-Cinta, Südlich vom Douro sind die Gemeinden Vila Nova de Foz Côa und S. João da Pesqueira ebenfalls durch diese klimatisch-floristische Region gekennzeichnet.
Zusätzlich zu den angegebenen Gemeinden gibt es noch signifikante Bereiche in den Gemeinden Macedo de Cavaleiros, Mogadouro und einem Teil von Vinhais, die ebenfalls typische Aspekte der Terra Quente aufweisen.
Auf der anderen Seite gibt es Bereiche in den Gemeinden Alijó, Carrazeda de Ansiães, Alfândega da Fé und Torre de Moncorvo, die näher an der ‘Terra Fria’ stehen als der Terra Quente.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Terra Quente im inneren Bereich von Tras-os-Montes liegt, dass sie, grob betrachtet, östlich der Höhenlinie liegt, die sich von Marão, Padrela, Alto de Justes und Sierra de S. Domingos nördlich des Douro bis Penedono südlich des Douro erstreckt.
Die Terra Quente steht in engem Zusammenhang mit der enormen Verfügbarkeit von Energie und dem großen Wassermangel in der heißen Jahreszeit. Das heißt, die Terra Quente ist ein regionaler Bereich mit sehr heißen, langen und trockenen Sommern, für welche die physische Geographie der Region mit einer bergigen Küste verantwortlich ist., die atlantische Einflüsse durch eine starke Föhn Wirkung vermindert.

Gemeinden (port. concelhos) der Historischen Provinz Trás-os-Montes e Alto Douro

Der ‘Terra Fria Transmontana’ oder einfach ‘Terra Fria’ entsprechen den Gemeinden Montalegre, Vila Pouca de Aguiar, Vinhais, Bragança, Vimioso, Miranda do Douro und Mogadouro. Bereits südlich des Douro-Flusses hat Moimenta da Beira das gleiche Klimaregime (neben den Landkreisen Almeida, Guarda, Sabugal, Trancoso und Pinhel in der Beira Interior Norte).
Obwohl die meisten Gemeinden von Vila Real und Chaves in die Terra Fria einbezogen werden, ist Chaves mit seinem fruchtbaren Tal mit einem typischen Übergangsklima verbunden, während die Gemeinde Vila Real im Gebiet des ‘Baixo Corgo’ und ‘Cima Corgo’ mehr durch die Produktion von Portwein charakterisiert wird. Südlich des Douro, besitzen Lamego und Tabuaço ebenfalls enorme Berggebiete, die aber hier hauptsächlich durch die mediterranen Merkmale des Douro-Tals geprägt sind.
Die Gemeinden Régua, Mesão Frio und Santa Marta de Penaguião sind die typischen Gemeinden des Baixo Corgo, obwohl Mesão Frio Gebiete mit Charakteristiken der Terra Fria in der Serra do Marão besitzt.

Terra Quente und Terra Fria sind also keine homogenen Gebiete, sondern sie zeigen aufgrund der geographischen Lage und der Physiographie eine große klimatische Vielfalt, die im Detail zu charakterisieren ist.
GONÇALVES (1985) präsentierte erstmals die Abgrenzung dieser beiden Klimazonen, aber AMARAL FRANCO (1971) benutzte die Begriffe ‘Terra Fria’ und ‘Terra Quente’ jedoch bereits 1971 zur Abgrenzung floristischer Provinzen im Nordosten Portugals. Im Jahr 1988 wurde eine stärker quantifizierte Version dieser klimatisch homogenen Zonen von Trás-os-Montes und Alto Douro im Rahmen der Erstellung der Bodenkarte von Trás-os-Montes und Alto Douro Bons (Agroconsultores, Coba 1988) vorgestellt:


KLima TMAD copy.jpg
Klima von Trás-os-Montes und Alto Douro (Nach: GONÇALVES 1991)



In der Flora-On finden wir floristische Abfragen zu den beiden von Franco Amaral (1971) beschriebenen floristischen ProvinzenTerra Quente’ und ‘Terra Fria’. Hier eine Projektion dieser von Franco Amaral (1971) definierten floristischen Provinzen, die sich von Trás-os-Montes und Alto Douro  bis nach Guarda in die Historische Provinz Beira Alta erstrecken,  auf die Karte in Google-Earth:



Sobrposição Terra Quente.JPG
Abfrage -> Terra Quente
Sobreposição Terra Fria.JPG
Abfrage -> Terra Fria



Im Folgenden sind jeweils nur die ersten 100 der charakteristischsten Taxa aus den Resultaten der Abfragen für diese beide Florenprovinzen aufgelistet, da für jede Provinz jeweils mehr als 1000 Taxa nachgewiesen und in der Flora-On registriert sind.


Tabelle der 100 charakteristischsten Taxa von insgesamt >1000 registrierten  Pflanzen-Spezies und Subspezies der Terra Quente (nach Flora-On - Abfrage vom 16/10/2017)




Tabelle mit den 100 charakteristischsten Taxa von insgesamt 1100 registrierten Pflanzen-Spezies und Subspezies der Terra Fria (nach Flora-On - Abfrage vom 16/10/2017)




Biogeographie und Pflanzensoziologie der TMAD


Biogeographisch und pflanzensoziologisch befinden wir uns in der Carpetano-Iberisch-Leonesische Provinz (Carpetano-Ibérico-Leonesa)  der Mediterranen Florenregion.
Das Gebiet des Naturreservates Faia Brava, welches wir in einer Fotexkursion besucht haben (siehe weiter unten),  liegt dabei im Gebiet der Superdistrikte ‘Terra Quente’, welcher mit dem Superdistrikt ‘Miranda-Bornes-Ansiães’ geographisch eng verschränkt ist. Ihre Einordnung in das Gesamtspektrum der mediterranen biogeographischen Einheiten im Nordosten von Portugals haben wir schon im Beitrag (2.5c) vorgenommen.

Die Potentielle Natürliche Vegetation der TMAD


Als potenzielle natürliche Vegetation (abgekürzt pnV) bezeichnet man den Endzustand der Vegetation, den man ohne menschliche Eingriffe im jeweiligen Gebiet erwarten würde. Der Ausdruck wird vor allem im Zusammenhang mit Vegetationsanalysen und -rekonstruktionen verwendet. Im Konzept der PNV werden, anders als im Konzept der Heutigen potenziellen natürlichen Vegetation (hpnV), in der Vergangenheit erfolgte irreversible/dauerhafte menschliche Veränderungen von Standortbedingungen nicht berücksichtigt.  

In der Karte der Natürlichen Potentiellen Vegetation von Europa (BOHN et al. 2002) finden wir in den der Biogeographischen Mediterranen Region angehörigen Bereichen der TMAD die vier unterschiedlichen Formationen potentieller natürlicher Vegetation J5, J24, G65 und G67 vor, wobei die Formationen J5  der Altkastilischen sklerophyllen Steineichen-Wälder (Quercus ilex) und J24 der Nord-Lusitanisch Mesomediterranen Korkeichen--Wälder (Quercus suber) den sklerophyllen mediterranischen Wäldern angehören, während die Formationen G65 und G67 der Nordwestiberischen Supra-mediterranen Pyrenäen-Eichenwälder (Quercus pyrenaica) bereits zu den thermophilen laubabwerfenden Wäldern gehören. Die zuvor beschriebenen Florenprovinzen Terra Quente und Terra Fria fallen dabei in der TMAD in den Bereich der mediterran geprägten Formationen J5, J24, G65 und G67.
Die Formationen F23 und F25 der laubabwerfenden Galizisch-Lusitanischen Eichenwälder (F23) und der Orokantabrisch-Nordwestiberischen altimontanen Birken-Eichenwälder  (F25) im Westen und Südwesten von Trás-os-Montes gehören dagegen biogeographisch der Atlantisch-Kantabrischen Florenprovinz der  gemässigten Biogeographischen Eurosibirischen Region  an.

Natürliche Potentielle Vegetation  der Provinz Trás-os-Montes und Alto Douro (schwarz umrandeter Bereich) von Portugal (Nach Bohn 2002)
Formationen: J5 (hellbraun); J24 (weinrot); G65 und  G67 (hellgrün); F23 und F25 (dunkelgrün).

Naturschutzreservate und anderer geschützte Gebiete in der TMAD


PArques Naturais .jpg

Geschützte Gebiete: PTCON0002 - MONTESINHO/NOGUEIRA; PTCON0041 - SAMIL; PTCON0023 - MORAIS; PTCON0042 - MINAS DE SANTO ADRIÃO; PTCON0043 - ROMEU; PTCON0021 - RIO SABOR E MAÇÃS; PTZPE0037 -  RIO SABOR E MAÇÃS; PTCON0022 - DOURO INTERNACIONAL; PTZPE0038 - DOURO INTERNACIONAL E VALE DO ÁGUEDA; PTZPE0039 - VALE DO CÔA


In der Provinz Trás-os-Montes und Alto Douro existieren eine grosse Anzahl von Naturparks (PTCON) und Spezialreservaten (ZPE), die im Rahmen von Natura 2000 geschützt sind sowie andere wie das Tal des Côa mit Schutzstatus als “Nationaldenkmal” und “Weltkulturerbe”, von denen wir im folgenden einige vorstellen.


  1. Das Tal des Rio Côa - Vale do Côa

Der Côa-Fluss besitzt in Fóios (Sabugal), genauer gesagt in der Serra das Mesas, auf 1.175 m Höhe in der Nähe der Gebirgskette der Malcata, seine Quelle. Von hier aus führt er ca. 135 km in stetigen Windungen bis zum linken Ufer des Flusses Douro, wo er in der Nähe von Vila Nova de Foz Côa, 130 m über dem Meeresspiegel, in den Douro einmündet. Er ist einer der wenigen portugiesischen Flüsse, die einen Süd-Nord-Verlauf besitzen.



Capture_Vale_Coa copy.jpg
“Vale do Côa”, einschl. “Douro Internacional”.

Die 10 Gemeinden (von Süden nach Norden) Almeida, Pinhel, Trancoso, Figueira de Castelo Rodrigo, Mèda, Vila Nova de Foz Côa, Freixo de Espada à Cinta, Torre Moncorvo und Mogadouro werden zusammen manchmal als das ‘Vale do Côa’ bezeichnet, wobei jedoch nur die sieben dieser Gemeinden, Almeida, Pinhel, Trancoso, Figueira de Castelo Rodrigo, Mèda, Vila Nova de Foz Côa südlich des Rio Douro liegen, dort wo sich der Rio Cõa erstreckt. Nur diese bilden das eigentliche Vale do Côa. Die drei restlichen Gemeinden (Freixo de Espada à Cinta, Torre Moncorvo, Mogadouro) grenzen zwar an das Tal des Côa an und bilden seine Fortsetzung, liegen aber nördlich des Rio Douro. Sie besitzen jedoch entlang des Douro das gleiche milde, mediterrane  Klima und zeigen im Frühjahr eine ebenso prächtige und spektakuläre Mandelbaumblüte wie das Côa-Tal.
Mandelbluete.jpg
Blüte des Mandelbaums (Prunus dulcis)


In den Gemeinden Freixo de Espada à Cinta und Mogadouro, wo der Oberlauf des Rio Douro  die  Grenze zu Spanien bildet, befindet sich das wertvolle Naturschutzgebiet “Douro Internacional, das sowohl als Natura 2000 Reservat (PTCON0022) als auch zusammen mit dem Tal des Águeda als Spezialreservat ZPE (PTZPE0038) für den Vogelschutz ausgewiesen ist.
Das Tal des Côa ist als Spezialreservat (ZPE PTZPE0039) mit Schwerpunkt auf den Vogelschutz ausgewiesen, hat kürzlich aber auch wegen der dort vorgefundenen paläolithischen Felsgravuren den Status eines Nationaldenkmals (2010) und etwas später als Weltkulturerbe (2011) erlangt.


  1. Felsgravuren (Petroglyphen) aus der Altsteinzeit (Jungpaläolithikum)

Trás-os-Montes ist weltbekannt für Altsteinzeitliche Felsgravuren (Petroglyphen) im Tal des Côa-Flusses. Die Felsgravuren des Côa-Tals finden sich am Ufer des Côa, besonders zahlreich in der Gemeinde Vila Nova de Foz Côa. Andere Gemeinden mit Gravuren sind: Figueira de Castelo Rodrigo, Mèda und Pinhel. Diese Gravuren stellen eine seltene Konzentration von Felskunst mit Petroglyphen aus dem Jungpaläolithikum (22 000-10 000 v. Chr.) dar.

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Petroglyphen in Penascosa:  In den Fels eingraviert sind zwei Pferde und zwei Steinböcke (Obere Altsteinzeit)
Der Parque Arqueológico do Vale do Côa wurde im August 1996 gegründet.  Die Kunst des Côa wurde 1997 von der UNESCO zum Nationaldenkmal und 1998 zum Weltkulturerbe erklärt.
An den Uferhängen des Flusses Côa wurden Ende der 1980er Jahre mehrere tausend Petroglyphen entdeckt, deren Alter auf teilweise über 25.000 Jahre geschätzt wird. Die in den Schiefergestein geritzten bildlichen und grafischen Darstellungen zeigen Auerochsen, Pferde, Hirsche, Steinböcke, aber auch Ziegen und Fische, auf einer Länge von über 17 Kilometern. Es ist eine Galerie unter freiem Himmel mit Darstellungen aus dem Paläolithikum, wie man sie bislang nur in geschützten Grotten und Höhlen vorgefunden hatte. Der Schwerpunkt der Darstellungen stammt aus der Zeit des Solutréen, wofür in erster Linie stilistische Vergleiche mit Felsbildern aus Südwestfrankreich und Kantabrien sprechen.
Anfang der 1990er Jahre war das Vale do Côa von einer Überflutung durch ein Staudammprojekt gefährdet, massive Proteste von Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit konnten das verhindern. Seit 1998 ist das Tal als Weltkulturerbe durch die UNESCO anerkannt. 2010 wurde der Welterbetitel um das benachbarte Siega Verde in Spanien erweitert.
Durch die Jahrtausende nutzten Menschen die Felswände als Zeichenfläche und so entstand eine ausgedehnte Kunstgalerie, in der auch Werke aus der Jungsteinzeit, der Eisenzeit sowie einige neuzeitliche Darstellungen zu finden sind. Dass sich die Kunstwerke an der Oberfläche so gut erhalten haben, hängt mit dem ausgesprochen mediterranen Klima des Tals zusammen, welches eine konservierende Wirkung gehabt hat.
Bei einigen Darstellungen kann man die verschiedenen Techniken der einzelnen Zeitalter gut erkennen: Einige Darstellungen von Tieren sind in gepunkteten Linien gezeichnet, die anfangs direkt, später indirekt mit einem anderen Stein als „Malstein“ in den Schiefer gehauen wurden. Dieser „Zeichen-Technik“ folgten die Ritzzeichnungen, die "echte" Linien ergaben. Sogar Bewegungen haben die Steinzeitmenschen durch mehrfaches Zeichnen der betreffenden Körperteile darzustellen versucht: einige Pferde haben mehrere Köpfe und Schweife, die einen bestimmten Bewegungsablauf nachahmen.


Die Paläolithische Felskunst der Iberischen Halbinsel
Eine gute Übersicht über die Paläolithische Felskunst der Iberischen Halbinsel findet sich bei BICHO et al. 2007. Hier ein Auszug dieser Übersicht zu der Felskunst Portugals:


Pages from Bicho_et_al_Paleo-RA-Iberia-JAMT07.jpg
Felskunst des Oberen Paläolithikums auf der Iberischen Halbinsel. (Aus: BICHO et al 2007)


Die Entdeckung der ersten paläolithischen Kunststätten in Portugal geschah rein zufällig. Diese Funde ereigneten sich in weit voneinander entfernten Gebieten, ohne dass andere Beweise für eine gleichzeitige menschliche Aktivität in ihrer Umgebung vorlagen. Die erste Stätte Grotte von Escoural wurde 1963 in einem Kalksteinbruch im zentralen Alentejo (Südportugal) gefunden. Vorläufige Studien wurden noch im selben Jahr von Farinha dos Santos (Santos, 1964, Glory et al., 1965) durchgeführt. Santos kehrte ein Jahrzehnt später zurück und fand eine Reihe zoomorpher Darstellungen, meist Equiden und Rinder (Abb. 20), sowie zahlreiche abstrakte Zeichen (Santos et al., 1981). Für diese Figuren wurden zwei Entstehungsphasen postuliert: die ältere, aus gemalten und eingravierten zoomorphen Themen zusammengesetzt, wurde dem Gravettien zugeschrieben; die zweite, bestehend aus geometrischen und abstrakten Zeichen, die durch feine Einschnitte entstanden sind, wurden vermutlich während des Magdaléniens angefertigt. In der Höhle wurden kleine lithische Assemblagen gefunden, einschließlich Material, das von Otte und Silva (1996) dem Solutréen zugeschrieben, von  Zilhão (1997a) in das Moustérien eingeordnet wurde. Vier Dufour Bladelets wurden von Zilhão (1997a) dem Aurignacien zugeschrieben, obwohl kürzlich Bicho (2005a) ein jüngeres Alter vorgeschlagen hat - wahrscheinlich Gravettien. Wenn dies korrekt ist, würde dies die angenommene Chronologie für die ältere Phase der künstlerischen Aktivität in Escoural untermauern.


Fig. 16. Ensemble of combinations of rowed signs in Navarro Cave (J. L. Sanchidrían).

Eine generische "oberpaläolithische" Zuschreibung dieser Kunst basierte zunächst nur auf stilistischen Argumenten, aber die Entdeckung von Kalzitfilmen über einigen der Figuren hat dazu beigetragen, das Alter der Dekorationen auf den Platten zu bestätigen. Escoural ist immer noch die einzige bekannte altsteinzeitliche Höhlenkunst in Portugal. Die zweite Entdeckung der Felsmalerei in Portugal fand zu Beginn der 80er Jahre am Ort Mazouco am linken Rand des Flusses Douro im Nordosten Portugals statt (Abb. 19a: 3). Es gibt hier ein einzelnes Paneel, mit einem klar eingravierten Equiden verziert, sowie zwei andere weniger deutliche Figuren, von denen eine möglicherweise auch ein Pferd ist. Dieses Panel befindet sich auf einer offenen Schiefer-Oberfläche. Mazouco war eine der ersten Entdeckungen der altsteinzeitlichen Open-Air-Felskunst in Europa (Jorge et al., 1981), zusammen mit dem Komplex von Domingo García in der spanischen Meseta und dem Gelände von Fornols Haut in den östlichen Pyrenäen. Die Datierung des Mazouco-Pferdes basiert auf stilistischen Attributen, die auf ein mittleres oder höheres Magdalenian-Zeitalter hindeuten, nach dem klassischen chronologischen Schema von André Leroi-Gourhan. Mit der wissenschaftlichen Entdeckung des umfangreichen Côa-Valley-Felsenkunstkomplexes in den Jahren 1994-1995 und seiner fortlaufenden Studien  betrat Portugal eine neue Phase paläolithischer Kunstforschung, die das Sprungbrett für neue Entdeckungen wurde. Diese resultieren fast ausschließlich aus archäologischen Programmen zur Bewertung von Umweltauswirkungen großer öffentlicher Bauvorhaben wie Dämme und Autobahnen, da Portugal nach dem Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft rasch modernisiert wurde. In diesem Zusammenhang war 1996 die Gründung des Instituto Português de Arqueologia (IPA) von grundlegender Bedeutung.


Fig. 17. Composite schematic of some Magdalenian motifs in La Pileta Cave (J. L. Sanchidrián).


Fig. 18. Detail of the Great Black Fish in La Pileta Cave (J. L. Sanchidrían).

Innerhalb dieser staatlichen Institution wurde ein Büro eingerichtet, das sich speziell der Erforschung der Felskunst gewidmet hat: das Centro Nacional de Arte Rupestre (CNART). Die Gründung der IPA war eine direkte Folge der Entdeckung der Felskunst im Côa-Tal, wie weiter unten diskutiert wird. Andere Felsformationen im Freien außerhalb des Côa-Tals, die im letzten Jahrzehnt gefunden wurden, sind von Norden nach Süden wie folgt kurz charakterisiert:

  • Pousadouro, Sampaio und Fraga Escrevida in der Region Trás-os-Montes (Fig. 19a: 1). Es gibt nur einen einzigen Hinweis auf diese Orte (Zilhão, 2001). Diese Stätten wurden während einer vom lokalen IPA-Büro im Jahr 2001 koordinierten Umfrage gefunden. Die Felskunst besteht aus einigen verzierten Platten mit zoomorphen Elementen, die durch Picken hergestellt werden.

  • Ribeira da Sardinha, Trás-os-Montes (Fig. 19a: 2). An dieser Stelle, am Rande des Flusses Sabor, einem Nebenfluss des Douro, befindet sich eine einzige Darstellung eines Auerochsen (Baptista, 2001a). Dieser Fund kann jedoch auf das Vorhandensein anderer, noch nicht gefundener Vorkommen in dieser Region hinweisen. Die Stätte wurde im Rahmen einer Dammüberwachung gefunden.

  • Quinta da Moreirola, Region Beira Alta (Abb. 19a: 4). Noch unveröffentlicht, wurde diese einzige Tafel im Jahr 2001 bei der Wartung des hohen Côa-Staudamms oberhalb der Hauptkonzentration der Côa-Stätten gefunden. Es handelt sich um die Figur eines Steinbocks, der durch feine Einritzungen, vermutlich aus dem Magdalénien-Zeitalter,  hergestellt wurde.

  • Poço do Caldeirão, Beira Alta (Abb. 19a: 5). Auf der rechten Seite des Zêzere-Flusses wurden zufällig auf einem Felsen zwei Figuren der Pick-Technik entdeckt. Eine der Platten zeigt zwei Ziegenartige (Caprini) und die anderen drei Pferde (Equidae). Beide werden bis dato aufgrund stilistischer Vergleiche mit der Côa-Kunst dem Solutréen und Magdalenién zugeschrieben (Baptista, 2004).

  • Ocreza, Beira Baixa (Abb. 19a: 6). Dieser Ort befindet sich innerhalb des großen schematischen Felskunstkomplexes des Flusses Tajo, der in der Regel zwischen  Jungsteinzeit und Bronzezeit datiert wird. Das stilistisch sehr charakteristische und somit paläolithische Panel besitzt ein einziges eingraviertes Pferd, das während einer Umweltverträglichkeitsstudie gefunden wurde (Baptista, 2001).

  • Molino Manzanez, Spanische Extremadura (Abb. 19a: 8). Obwohl auf dem linken (d.h. Spanischen) Ufer des Guadiana-Flusses gelegen, wurde diese Gruppe von Altsteinzeitgravuren während einer Untersuchung des riesigen Alqueva-Damms auf portugiesischem Territorium gefunden. Dieser Locus weist einen Cluster von Zeichen verschiedener Typen zusammen mit zoomorphen Darstellungen (Rinder, Equiden und insbesondere Cerviden) auf, die durch feine Inzision hergestellt wurden (Collado, 2002). Die paläolithischen Exemplare sind von einem umfangreicheren, schematischen Felskunstkomplex des Holozäns umgeben, der sich über beide Seiten des Guadiana in den Ebenen des portugiesischen Alentejo erstreckt.


Fig. 19. Paleolithic Art of Portugal. Open triangles = open-air sites; solid triangles = cave sites (A.Carvalho and N.Bicho).

(A) Rock Art:    1. Pousadouro, Sampaio and Fraga Escrevida (Bragança); 2. Ribeira da Sardinha (Torre de Moncorvo); 3. Mazouco (Freixo de Espada-à-Cinta); 4. Vale do Côa (Vila Nova de Foz Côa) and Quinta da Moreirola (Pinhel); 5. Poço do Caldeirão (Covilhã); 6. Ocreza (Mação); 7. Escoural Cave (Montemor-o-Novo); 8. Molino Manzanez (Badajoz, Spain).

(B) Portable Art:  1. Fariseu and Quinta da Barca Sul (Vila Nova de Foz Côa); 2. Buraca Grande (Pombal); 3. Gruta do Caldeirão (Tomar); 4. Vale Boi (Vila do Bispo).





Fig. 20. Escoural Cave: zoomorphic depictions made by fine incision (after Santos et al., 1981, Fig. 9). (A) Two horse heads. (B) Aurochs head.


Kleinkunst (Mobile Kunst) (Abb. 19b) weist ein unterschiedliches geographisches Verbreitungsmuster auf und wurde während mehrerer systematischer archäologischer Ausgrabungen seit den 1980er Jahren sowohl in Höhlen - Caldeirão (Zilhão, 1988) und Buraca Grande (Aubry und Moura 1994) - als auch im Freien - Quinta da Barca Sul und Fariseu (Garcia und Aubry, 2002) und Vale Boi (Bicho, 2005b) gefunden. In den meisten dieser Orte gibt es nur einzelne Artefakte (gravierte Pflastersteine ​​oder Platten), auf denen entweder zoomorphe Figuren oder abstrakte Zeichen dargestellt sind. In Fariseu mit dem Felskunstkomplex Côa wurden während der Ausgrabung 2005 etwa 60 große Schieferpflaster und -platten gefunden, die den 2 Pflastersteinen aus der Ausgrabung von 1999 folgten. Unter dieser Gesamtheit gibt es Fundstücke sowohl aus den frühen Gravettien als auch den Magdalenién Kulturschichten (T. Aubry, persönliche Kommunikation, 2005). Es ist die wichtigste und eindrucksvollste Sammlung portabler Kunst aus Portugal.


Das Côa-Tal

Obwohl es mittlerweile eine beachtliche Zahl von Fundstätten in ganz Portugal gibt, besteht kein Zweifel daran, dass der Felskunstkomplex des Côa-Tals zumindest die wichtigste Sammlung von Felskunst im Land darstellt. Diese Tatsache ist nicht nur auf den inhärenten Wert eines Weltkulturerbes zurückzuführen, sondern auch auf die wissenschaftlichen Implikationen seiner Entdeckung und Untersuchung. Dies geht aus einigen der Nachbetrachtungen zur europäischen Altsteinzeit hervor, die unmittelbar nach der Entdeckung der Côa-Kunst veröffentlicht wurden (z. B. Bahn 1995, Lorblanchet 1995, Clottes und Lewis-Williams 1996, Clottes 1998).
Der Fluss Côa fließt von Süden nach Norden parallel zur spanisch-portugiesischen Grenze und erreicht den Ort Douro in der Nähe der Stadt Vila Nova de Foz Côa. Im Unterlauf des Flusses, wo sich der Felsenkomplex befindet, ist das Tal eng und tief eingeschnitten, vor allem in seinem oberen Abschnitt, wo es Granitformationen durchquert. Zwischen diesem Punkt und dem Zusammenfluss mit dem Douro fließt die Côa durch Schiefer, wo es fluviale Strände und an bestimmten Stellen natürliche Furten gibt. In bioklimatischer Hinsicht befindet sich der untere Côa trotz des relativ hohen Breitengrades in einer Region mit ausgeprägt mediterranen Merkmalen: niedrige Niederschlagsmengen und ein sehr breites jährliches Temperaturspektrum. In den sehr kalten Wintern ist der Flusses reißend, während im Sommer der Grundwasserspiegel völlig verdunstet und in den trockensten Jahren ein trockenes Flussbett zurückbleibt. Dieses Szenario war während des späten Pleistozäns sicherlich anders, da die Gletscher der Serra da Estrela, die etwa 80-100 km in SSW-licher Richtung entfernt waren, die meiste Zeit des Jahres das Côa Becken ernährten.

Die Felskunst von Côa wurde wahrscheinlich Ende 1992 während der Bauarbeiten an einem Kofferdamm am nördlichen Ende des Flusses entdeckt. Obwohl seine Entdeckung und Offenlegung für die Öffentlichkeit von einer Reihe ungewöhnlicher Ereignisse geprägt war, gab es in den Jahren 1994-1995 sowohl auf sozialem als auch auf politischem Gebiet in Portugal eine heftige Debatte, insbesondere in Bezug auf die Entscheidung, den Bau von Dämmen zu beenden oder zu stoppen, als auch innerhalb der nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaften. Die Bestimmung des Zeitalters der Côa-Felskunst war sehr umstritten und die Debatte ähnelte in mancher Hinsicht der Polemik, etwa 100 Jahre früher, über die Authentizität und das Alter der Altamira-Höhlenkunst. In beiden Fällen war es jedoch letztlich möglich, das Pleistozänalter der assoziierten archäologischen Materialien zu beweisen, was im Fall von Côa in der Entscheidung der neu gewählten sozialistischen Regierung vom Oktober 1995 dazu führte, den Bau des großen Staudamms zu stoppen und den Parque Arqueológico do Vale do Côa (PAVC) zu schaffen. Diese Entscheidung basierte auf einem umfangreichen wissenschaftlichen Bericht, der ein Jahr später veröffentlicht wurde (Zilhão 1997b). Dieser Bericht war auch die Grundlage für die Klassifizierung des Felsenkunstkomplexes Côa Valley am 2. Dezember 1998 als UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Ergebnisse der für den Bericht durchgeführten Untersuchungen wurden von Zilhão et al. (1997, 1998-99) veröffentlicht. In diesen und später veröffentlichten Arbeiten wurden Daten und Interpretationen zu Aspekten der Geographie, Geomorphologie und allgemeinen Charakterisierung der Felskunst publiziert, insbesondere zu Verbreitung, Techniken und Motiven der Figuren, Chronologie, Interpretation und Archäologie Kontexten der Kunst. (Die Untersuchungen der holozänen künstlerischen Manifestationen im Tal der Côa, die vorwiegend in die Kupfersteinzeit (Chalkolithikum), die Frühe Bronzezeit und die Eisenzeit (Carvalho und Baptista, 2002) datieren, befinden sich noch in einer Vorstufe). Nach den neusten Daten (Baptista, 2002) erstreckt sich die Felskunst der Altsteinzeit über ca. 17 km des Tales, ist an 26 einzelnen Standorten, auf 234 Felsen, gruppiert und umfasst 744 verschiedene Felskunstzentren wie - von Süden nach Norden - Faia, Penascosa, Quinta da Barca, Foz de Piscos, Ribeira de Piscos, Fariseu, und Canada do Inferno (Abb. 21).

Datierung und wichtigste chronologische Phasen der Côa Art

Während der "Côa-Debatte" finanzierte die EDP (die portugiesische nationale Elektrizitätsgesellschaft, die den Damm baute) die experimentelle Datierung einiger der Gravierungen. Das ursprüngliche Ziel war es zu zeigen, dass die Petroglyphen von rezentem Alter waren, und somit ihre Bedeutung zu verringern, so dass der Damm gebaut werden konnte. Dabei wurden verschiedene Methoden für die Gravuren von Côa angewendet: Mikroerosionsdatierung (Bednarik 1995), AMS-Datierung von organischem Material, das in Mineralien (Watchman 1996) und in Verwitterungsringen (Dorn 1997) der gravierten Oberflächen selbst (Phillips et al., 1997). Alle Ergebnisse dieser verschiedenen Methoden waren unzureichend und fehlerhaft (Zilhão, 1995). Die besten von ihnen konnten im Fall der 36Cl-Methode nur einen ‘terminus post quem’ oder ein Maximaldatum von 130.000 Jahren angeben (Dorn, 1997). Bednarik sucht immer noch nach einem Beweis für ein Poststeinzeitalter für alle Côa-Gravuren und bekräftigt - trotz aller gegenteiligen Beweise, dass sie das Werk moderner Menschen seien (!).


Fig. 21. Paleolithic open-air rock art sites of the Côa Valley: 1.
Vale da Casa; 2. Vale de Cabrões; 3. Alto da Bulha; 4. Vermelhosa;
5. Vale de Jos´e Esteves; 6. Foz de Côa; 7. Ribeira de Urros;
8. Vale do Forno; 9. Moinho de Cima; 10. Quinta das Tulhas; 11.
Vale de Moinhos; 12. Broeira; 13. Canada da Moreira; 14. Vale
de João Esquerdo; 15. Rego da Vide; 16. Canada do Inferno;
17. Meijap˜ao; 18. Canada do Amendoal; 19. Vale de Videiro;
20. Vale de Figueira; 21. Fariseu; 22. Ribeira de Piscos; 23. Foz
de Piscos; 24. Ribeira de Cortes; 25. Penascosa; 26. Quinta da
Barca; 27. Faia (A. F. Carvalho and N. Bicho).
Die Erhebung von Felsenkunstorten sowie archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen seit 1995 ermöglichten die Erstellung eines kohärenten chronologischen Rahmens für den gesamten Komplex von Côa (Zilhão, 1997b; Zilhão et al., 1997, 1998, 1999). Eines der besten Beispiele, das die lange Nutzungsdauer dieses Tals stratigraphisch veranschaulicht, ist der Fall eines patinierten Hirsches (Cervidae) altsteinzeitlichen Stils, das von einem unpatinierten Stich eines Reiters mit typischen Waffen der Eisenzeit in Vermelhosa überlagert wird (Abb. 22). Es gibt auch eindeutige Datierungsbeweise, die auf einem stilistischen Vergleich mit anderen europäischen Kunststätten basieren. Tatsächlich werden die Themen (Abb. 23) und Typen der gesamten westeuropäischen Altsteinzeit durch die von einem sehr naturalistischen Stil geprägte Felskunst von Coa, die durch den hohen Grad an Zoomorphismus und spezifische künstlerische Konventionen (z.B. Dimension der Figuren, seitliche Perspektiven der Körper, Köpfe und Geweihe / Hörner, gewundene Zervikaldorsallinien der Körper, ausgedehnte Bäuche, fehlende Landflächenindikation usw.) gekennzeichnet ist, dupliziert.
Die Ausgrabung des Standorts Fariseu in den Jahren 1999 und 2005 hat das Altsteinzeitalter der Petroglyphen davon unabhängig bestätigt. Vor der Ausgrabung wurde eine Gruppe von Platten an Aufschlüssen entlang des linken Rand des Flusses am Standort Fariseu gefunden (Abb. 23). Die Ausgrabung der Sedimente, die sich an diesen Tafeln angesammelt hatten, ergab eine lange stratigraphische Abfolge von alluvialen und kolluvialen Ablagerungen, die in situ paläolithische Lagen mit pleistozänen Faunenresten enthielten. Aufgrund der typologischen und technologischen Eigenschaften werden die lithischen Assemblagen dem späten Magdalénien und dem späten Gravettian zugeschrieben (Aubry, 2002).

Fig. 22. Iron Age warrior image superimposed above a cervid figure of Paleolithic typology at the Côa Valley site of Vermelhosa (after Zilhão, 1997a, p. 33).

Fig. 23. Right sector of Fariseu rock no. 1 (after Baptista, 2001b: Fig. 9).


Darüber hinaus wird die große Ansammlung von gravierten Platten, die kürzlich in den archäologischen Ablagerungen gefunden wurden, in chrono-stilistischen Vergleichen mit der regionalen rupestralen Kunst helfen, wie es bereits mit den ersten beiden Kleinkunstobjekten der Grabungen von 1999 in Fariseu (Garcia und Aubry, 2002) geschehen ist. Fariseu zeigt nicht nur, dass die oberen paläolithischen Lagen einige der unteren Gravuren auf den Felsvorsprüngen bedecken, sondern zeigt eine klare Homogenität unter den Petroglyphen. Die Bilder umfassen die gesamte Bandbreite von Merkmalen, die im Pickier-Stil von Côa zu finden sind, wie mit Motiven von Tieren mit mehreren überlagerten Köpfen. Diese Tatsachen erlauben es, nicht nur ein pleistozänes Zeitalter für den Großteil der Côa-Kunst zu bestätigen, sondern auch einen ‘terminus post quem’ mit dem Gravettién-Zeitalter für diesen speziellen Stil und diese Technik der Kunst in Fariseu zu anzugeben. Da diese auch an anderen Orten im Tal vorhanden sind, bilden sie die früheste Phase der Felskunst, die normalerweise in der Nähe von niedrigen Flussstränden liegt. Die Idee einer frühen künstlerischen Phase, vermutlich des Gravettschen Zeitalters, lässt Baptista (n.d.) die Existenz eines "archaischen Sanktuariums"  im Côa-Tal vermuten..

Die zweite Phase der altsteinzeitlichen Kunst in Côa (das sogenannte "jüngste Sanktuarium") wird durch Gravuren repräsentiert, die durch feine Einschnitte entstanden sind. Ihre relative zeitliche Position wird durch ihre stratigraphische Überlagerung relativ zu früheren Petroglyphen und ihre fast vollständige Abwesenheit in Fariseu geliefert. Die Präsenz der Elemente dieser späteren Phase - vermutlich aus der Magdalénienzeit stammend - erscheint in einem weniger strukturierten Muster als die der Gravettischen Phase, und sie scheinen häufiger an den Nebenflüssen der Côa und in der Umgebung ihres Zusammenflusses mit der Douro lokalisiert zu sein.


Techniken, Motive und stilistische Besonderheiten

Die Felskunst der Côa wurde im allgemeinen auf Schiefer und seltener auf Granitaufschlüssen in Form von Bänken auf beiden Seiten des Flusses hergestellt. Bilder wurden durch direktes und indirektes Picken, Ein- oder Mehrfachschnitt, Abrieb und Kratzen hergestellt. In einem Fall, in der Faia Felshütte, gibt es eine Platte, die im Gravur und Malerei im Verbund besitzt. Nach den jüngsten Synthesen (Baptista, 2001b, n.d.) sind die im Côa-Komplex vorhandenen Motive meist zoomorph. Tatsächlich sind abstrakte Zeichen (wie Zickzacke, Tectiforme, Kometen und Linien plus Punkte) und anthropomorphe Bilder (gegenwärtig in Ribeira de Piscos und Foz de Piscos) selten. Die Faunenspezies sind Pflanzenfresser, die während der Altsteinzeit typisch für die Ökosysteme der spanischen Meseta sind: Pferd, Auerochse, Steinbock und Rotwild. Darstellungen von Fischen sind selten, und kaltangepasste Faunen fehlen, mit der möglichen Ausnahme von drei Beispielen von Gämsen in Fariseu. Die relativen Häufigkeiten jeder Spezies zeigen die gleichmäßige Darstellung der ersten drei (Pferd, Auerochse und Steinbock) mit jeweils fast 18% an (Abb. 24). Die Cerviden sind größtenteils in der zweiten Phase vorhanden und können Anzeichen für Umweltveränderungen sein, die gegen Ende des letzten Glazials in der Region aufgetreten sind.

Die vom PAVC durchgeführten Erhebungen und Ausgrabungen haben verschiedene Jäger-Sammler-Okkupationen im Côa-Tal identifiziert, die vom frühen Gravettién bis zum späten Magdalenien (Aubry, 2002) datiert wurden und ab 1995 der Felskunst einen archäologischen Kontext verschafften und ihre pleistozänes Entstehung bestärkte. Neue Arbeiten  (Aubry et al., 2002, 2003, Aubry, 2005) lassen ausgehend von den petrographischen und paläontologischen Eigenschaften der während der Altsteinzeit benutzten Feuersteine (die am Ort vollständig fehlen) darauf schliessen, dass diese aus dem portugiesischem Estremadura bis zur SW und der spanischen Zentralmeseta im Osten stammten, eine Fläche von 50.000 km2 überspannend. Aubry hat zwei Modelle für das Côa-Gebiet postuliert:

1. Das Côa-Tal wurde sporadisch von Jäger-Sammler-Gruppen sowohl aus der Zentralen Meseta als auch aus dem portugiesischen Estremadura genutzt, oder

2. Es gab eine gebietsansässige Gruppe im Gebiet von Côa, deren Mitglieder sich mit "fremden" Gruppen, wahrscheinlich saisonal, an Sammelstellen trafen, wodurch die exogenen Flints erhalten wurden.



Fig. 24. Relative proportions of the themes depicted in the
rock art of the Cˆoa Valley (Baptista n.d.).

Die Verwendung eines bestimmten Typs eines dunklen Bergkristalls, der natürlicherweise auf einer Gebietsfläche von 500 bis 2000 km² einschließlich des Côa-Tals vorkommt und an jeder archäologischen Stätte im Tal gefunden wird, scheint das zweite Modell zu unterstützen. Wenn dieses Modell korrekt ist, dann könnte das Côa-Tal als ein großes Versammlungsgebiet genutzt worden sein, in dem soziale Interaktionen und Partneraustausch stattgefunden haben. Orte wie Fariseu wären wichtige Orte gewesen, wie durch die Verbindung von reichhaltiger mobilen (Kleinkunst) und parietaler (immobiler) Kunst sowie durch die Okkupations-Horizonte angedeutet wird.




  1. Das Naturreservat “Faia Brava”

Die Gründung des Naturreservats Faia Brava im Juni des Jahres 2000 hatte das anfängliche Ziel, den Schmutzgeier (Neophron percnopterus) und den Habichtsadler  (Aquila fasciata) im Côa-Tal zu schützen.


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Schmutzgeier in der Faia Brava  (Neophron percnopterus)

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Habichtsadler in der Faia Brava (Hieraaetus fasciatus)

In diesem Zusammenhang und mit internationaler Unterstützung hat die Assoziation Transumância e Natureza (ATN) eine Reihe wichtiger Terrains für diese Vogelarten in dem Reservat der Faia Brava erworben, die im Laufe der Zeit miteinander verbunden worden sind und gegenwärtig eine zusammenhängende Fläche mit 526 ha bilden, und die sich in den Gemeinden Algodres und Afonsinho Valley (Gemeinde Figueira de Castelo Rodrigo) und der Gemeinde Cidadelhe (Gemeinde Pinhel) befinden.
    Im Jahr 2010 wurde ein Teil des Gebiets als erstes Privates Naturschutzgebiet (PPA) in Portugal ausgewiesen und ein Managementplan für die Aktivitäten der ATN in in der ZPE des Vale do Côa erstellt.
Das Schutzgebiet der Faia Brava liegt im Flusstal des Côa. Es erstreckt sich über eine Länge von etwa 5 km und hat eine Süd-Nord-Ausrichtung. Das Klima zeigt einen trockenen kontinentalen Aspekt mit großen thermischen Amplituden und niedrigen durchschnittlichen Niederschlägen. Das Reservat befindet sich in der floristischen Provinz "Terra Quente Transmontana".  Wir finden hier in dieser Region eine Flora mit mediterranen Elementen, die in Portugal sonst nur weit im S+uden auftreten. Auch die Fauna ist reich an geschützten Arten. Die Hauptattraktion bilden dabei die Greifvögel, die in den Steilufern des Côa im Gebiet der Faia Brava brüten. Häufig finden in der Faia Brava Lehrveranstaltungen der Universität Aveiro statt.

Charakterisierung des Gebietes (Nach: ICNF)

Das private Schutzgebiet von Faia Brava erstreckt sich auf einer Strecke von ca. 5 km  im Tal des Flusses Côa, süd-nord-ausgerichtet, mit sehr steilen Hängen und mit schroffen aus Granit bestehenden Felsvorsprüngen. Das Klima zeigt sich hier trocken kontinental, mit großen Temperaturschwankungen und niedrigen durchschnittlichen Niederschlägen. Die Vegetation wird durch Ginsterbüsche des weißen Cytisus multiflorus manchmal arborescent, in Gegenwart von Steineiche (Quercus rotundifolia) und Korkeiche (Quercus suber)  dominiert. Die meisten thermophilen Hänge (d.h. die heißeren) sind mit dem Ginster Retama sphaerocarpa, Oleaster (Olea europaea var sylvestris) und der Terpentin-Pistazie Pistacia terebinthus bedeckt.  An dem felsigen und sandigen Ufer des Côa sind Büsche des Färberwegdorns Securinega tinctoria gut entwickelt.

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Terpentin-Pistazie Pistacia terebinthus

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Galle von Baizongia pistacia der Terpentin-Pistazie (Pistacia terebinthus)


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Gallen Baizongia pistacia von Pistacia terebinthus mit geflügelten Aphididae



Die Fauna des Côa-Tals besteht aus insgesamt 149 Taxa aus folgenden Vertebratengruppen: 6 Fische (1 bedroht), 9 Amphibien, 9 Reptilien, 100 Aves (11 bedrohte) und 25 Säugetiere  (3 gefährdete). Die Faunengruppe mit den am meisten bedrohten Arten ist die der rupicolen Vögel.
Die Landnutzung ist in erster Linie agrarisch und basiert auf Oliven- und Korkeichenanbau.
Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 214 ha und befindet sich innerhalb der Sonderschutzzone ZPE Côa-Tal (PTZPE0039), Gesetzesdekret Nr 384-B / 99 vom 23. September, Gesetzeserlass Nr 49/2005 vom 24. Februar, 20 628 ha).

Im Folgenden eine kleine Fotoserie mit Bildern, die im Frühjahr 2010 in der Faia Brava und der umliegenden Region (Algodres; Figueira de Castelo Rodrigo) während der Exkursionen entstanden:










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Rio Côa




  1. Der Naturpark von Montesinho



Der Naturpark von Montesinho (PNM) befindet sich in der Region Alto Trás-os-Montes, erstreckt sich größtenteils (95%) über den nördlichen Teil der Gemeinden Bragança und Vinhais und grenzt im Osten an Spanien an..

SÍTIO MONTESINHO/NOGUEIRA

CÓDIGO PTCON0002

DATA E DIPLOMA DE CLASSIFICAÇÃO
Resolução do Conselho de Ministros n.º 142/97 de 28 de Agosto

ÁREA
107 719 ha

CÓDIGOS NUT
PT118 - Alto Trás-os-Montes - 100%


CONCELHOS ENVOLVIDOS - CONCELHO ÁREA (ha) - % DO CONCELHO CLASSIFICADO - % DO SÍTIO NO CONCELHO
Bragança 59499 51 % 55 %
Chaves 3149 5 % 3 %
Macedo de Cavaleiros 1907 3 % 2 %
Vinhais 42831 62 % 40 %


REGIÃO BIOGEOGRÁFICA
Mediterrânica



Charakterisierung des Gebietes

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Die geographische Lage des Gebirgssystems Montesinho, Coroa und Nogueira, die Amplitude der Höhenstufen, die geologische und geomorphologische Vielfalt und die im Laufe der Jahrhunderte entwickelte menschliche Aktivität waren und sind konkurrierende Faktoren für die Entstehung und das Zusammentreffen einer außerordentlichen Vielfalt von Pflanzen- und Tiergemeinschaften und Arten in der Region. Hier treffen typische Elemente der Gebirgsökosysteme der Pyrenäen-Kantabrien Achse an der südlichen Grenze ihrer Verbreitung und typisch mediterrane Elemente an der nördlichen Grenze ihrer Verbreitung mit dem zusätzlichen Auftreten von typischen Elementen der atlantischen und/oder kontinentalen Ökosysteme zusammen. Die Landschaft wird durch ein Mosaik von Lebensräumen gekennzeichnet, auch aufgrund der Praxis der Berglandwirtschaft, basierend auf der extensiven Weidehaltung von Schafen, Ziegen und Rindern, die in den meisten Fällen zur Erhaltung der vorhandenen natürlichen Vielfalt beigetragen hat.
Ein Eindruck der landschaftlichn Schönheit des Gebietes geht aus in dem Blog “GreenTrekker” veröffentlichten Fotos hervor:





Das Gebiet besitzt eine große Bedeutung aufgrund der Existenz von sehr unterschiedlichen Gemeinschaften und dem Kontakt zwischen ihnen. Hier sind hervorzuheben:  die Niedrigen silicobasophilen Heiden (6160), die das Massiv Vinhais/Bragança, den wichtigsten Bereich ultrabasischen Gesteins, besetzen; die umfangreichsten und gut erhaltenen Pyrenäen-Eichenwälder (Quercus pyrenaica) (9230) Portugals; die natürlichen Steineichenwälder (Quercus rotundifolia) (9340) auf Serpentingestein, die durch ein langsames Wachstum gekennzeichnet sind; permanente Wiesen, häufig in Portugal als ‘lameiros’ bezeichnet (6510); und Uferökosysteme in gutem Zustand, namentlich die Erlen-Eschenwälder (91E0*). Ebenfalls erwähnenswert sind  die hygrophilen Heidekraut-Stechginster Heiden mit Erica tetralix und Ulex minor (4020*), Trockenheiden (4030), die orophilen gebüsche dorniger Leguminosen (4090), vertreten durch den iberischen Endemismus Echinospartum ibericum, die Niedrigen acidophilen Heiden (6160), die Borstgrasrasen (Nardus stricta) (6230*) und Haselnussgebüsche (Corylus avellana) auf basischen Böden in der Sierra de Nogueira (9160 pt2).

Das Gebiet des Naturparks enthält mehr als tausend Arten von Gefäßpflanzen, darunter viele Arten, die in Portugal exklusiv hier vorkommen oder nationale oder lokale Endemiten sind. Es ist die repräsentativste Stelle für die ultrabasische Flora, die die Existenz von Dianthus marizii und Santolina semidentata oder von einigen Serpentinophyten, die exklusive für die Massive von Vinhais/Bragança sind, wie dies der Fall ist von Jasione crispa subsp. serpentinica, mit einem sehr begrenzten Vorkommensgebiet und einer stark fragmentierten Population und von Festuca brigantina, dem seltensten Serpentinophyt von Trás-os-Montes und nur im Gebiet des Parks beobachtbar.
Andere erwähnenswerte floristische Elemente sind: Eryngium viviparum, eine vom Aussterben bedrohte vorrangige Art, die hier ihren einzigen Ort im Land hat; Festuca elegans; der erratische Linaria (coutinhoi) intricata, ein lusitanischer Endemismus, der vom Aussterben bedroht ist; und Veronica micrantha, eine Pflanze, die als bedroht angesehen wird, mit einem kleinen Vorkommen und einer geringen Anzahl von Populationen. Der gute Erhaltungszustand der Ökosysteme und die große Ausdehnung des Geländes erlauben es, einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung lebensfähiger Populationen mehrerer gefährdeter Arten sowohl in Bezug auf die Flora als auch auf die Vegetation und Fauna zu leisten.
Es ist eines der wichtigsten Gebiete zur Erhaltung des Wolfs (Canis lupus), das auf nationaler Ebene einen erheblichen Teil der Gesamtbevölkerung (ca. 15%) beherbergt. Die Rudel, die hier vorkommen, sind ein wesentlicher Bestandteil der größten Bevölkerungs-Nukleus der Iberischen Halbinsel von ganz Westeuropa, dessen Verbreitungsgebiet sich durch Castilla-Léon erstreckt und in offensichtlichen Erweiterung befindet. Dieses Gebiet ist zusammen mit der nördlichen Hälfte der Provinz Zamora eines der Gebiete mit der höchsten Dichte an Wölfen auf der Iberischen Halbinsel…
Es ist auch ein wichtiger Standort für die Erhaltung der Wasser- und Flussfauna, wobei seine Bedeutung für die Pyrenäendesmane (Galemys pyrenaicus), den Fischotter (Lutra lutra), die Wasserechse (Lacerta schreiberi) und den Rutilus (Rutilus arcasii) hervorzuheben ist. Es besitzt die am besten konservierten portugiesischen Populationen der Muschel (Margaritifera margaritifera).


Natürliche und Halbnatürliche Habitate entsprechend Annex B-I des portugiesischen Gesetzes  Dec. Lei n.º 49/2005  Mit (*) sind prioritäre Habitate bezeichnet
Habitatbeschreibungen (ICNF)
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Habitatbeschreibung (BfN) soweit in Deutschland vorkommend
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3130 - Águas estagnadas, oligotróficas a mesotróficas, com vegetação da Littorelletea uniflorae e ou da Isoëto-Nanojuncetea
3130 - Oligo- bis mesotrophe, basenarme Stillgewässer der planaren bis subalpinen Stufe der kontinentalen und alpinen Region und der Gebirge
3150 - Lagos eutróficos naturais com vegetação da Magnopotamion ou da Hydrocharition
3150 - Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion oder Hydrocharition
3260 - Cursos de água dos pisos basal a montano com vegetação da Ranunculion fluitantis e da Callitricho-Batrachion
3260 - Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis
3270 - Cursos de água de margens vasosas com vegetação da Chenopodion rubri p.p. e da Bidention p.p.
3270 - Schlammige Flußufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri (p.p.) und Bidention (p.p.)
4020* - Charnecas húmidas atlânticas temperadas de Erica ciliaris e Erica tetralix
-
4030 - Charnecas secas europeias
4030 - Europäische trockene Heiden
4090 - Charnecas oromediterrânicas endémicas com giestas espinhosas
-
5330 - Matos termomediterrânicos pré-desérticos
-
6160 - Prados oro-ibéricos de Festuca indigesta
-
6220* - Subestepes de gramíneas e anuais da Thero-Brachypodietea
-
6230* - Formações herbáceas de Nardus, ricas em espécies, em substratos silicosos das zonas montanas (e das zonas submontanas da Europa continental)
6230* - Artenreiche Borstgrasrasen montan (und submontan auf dem europäischen Festland)
6410 - Pradarias com Molinia em solos calcários, turfosos e argilo-limosos (Molinion caeruleae)
6410 - Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden und Lehmboden (Eu-Molinion)
6430 - Comunidades de ervas altas higrófilas das orlas basais e dos pisos montano a alpino
6430 - Feuchte Hochstaudensäume der planaren bis alpinen Höhenstufe inkl. Waldsäume
6510 - Prados de feno pobres de baixa altitude (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
6510 - Extensive Mähwiesen der planaren bis submontanen Stufe (Arrhenatherion, Brachypodio-Centaureion nemoralis)
7140 - Turfeiras de transição e turfeiras ondulantes
7140  - Übergangs- und Schwingrasenmoore
8220 - Vertentes rochosas siliciosas com vegetação casmofítica
8220 - Silikatfelsen und ihre Felsspaltenvegetation
9160 - Carvalhais pedunculados ou florestas mistas de carvalhos e carpas subatlânticas e
médio-europeias da Carpinion betuli
9160 - Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum)
91B0 - Freixiais termófilos de Fraxinus angustifolia
-
91E0* Florestas aluviais de Alnus glutinosa e Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91E0 - Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
9230 - Carvalhais galaico-portugueses de Quercus robur e Quercus pyrenaica
-
9260 - Florestas de Castanea sativa
-
92A0 - Florestas-galerias de Salix alba e Populus alba
-
9330 - Florestas de Quercus suber
-
9340 - Florestas de Quercus ilex e Quercus rotundifolia
-


Flora entsprechend Annex B-II des Dec. Lei n.º 49/2005 vom 24/02
CODE SPEZIES ANNEXE


1032 Unio crassus II, IV

1029 Margaritifera margaritifera II

Fauna entsprechend Annex B-II des Dec. Lei n.º 49/2005 vom 24/02
CODE SPEZIES ANNEXE
1078 Calimorpha quadipunctaria II
1065 Euphydryas aurinia II
1083 Lucanus cervus II
1029 Margaritifera margaritifera II
1352* Canis lupus II, IV


Andere Arten  entsprechend der Annexe B-IV und B-V des Dec. Lei n.º 49/2005 vom 24/02 SPEZIES ANNEX
FLORA
FAUNA

Weitere Arten:
Microtus arvalis asturianus wurde für TMAD (Póvoa, Miranda do Douro) nachgewiesen

Der Naturpark Douro-Internacional





Der Naturpark Douro Internacional (PNDI) umfasst die Grenzabschnitte der Flüsse Douro und Águeda sowie die angrenzenden Hochebenen der Gemeinden Figueira de Castelo Rodrigo, Freixo de Espada à Cinta, Miranda do Douro und Mogadouro.


SÍTIO
DOURO INTERNACIONAL

CÓDIGO
PTCON0022

DATA E DIPLOMA DE CLASSIFICAÇÃO
Resolução do Conselho de Ministros n.º 142/97 de 28 de Agosto

ÁREA
36 187 ha

CÓDIGOS NUT
PT117 - Douro - 23%
PT118 - Alto Trás-os-Montes - 33%
PT128 - Beira Interior Norte - 44%


CONCELHOS ENVOLVIDOS - CONCELHO ÁREA (ha) - % DO CONCELHO CLASSIFICADO -% DO SÍTIO NO CONCELHO
Almeida 143 0,3 % 0,4 %
Figueira de Castelo Rodrigo 17169 34% 47 %
Freixo de Espada à Cinta 4681 19 % 13 %
Miranda do Douro 5102 10 % 14 %
Mogadouro 6142 8 % 17 %
Torre de Moncorvo 103 0,2 % 0,3 %
Vila Nova de Foz Côa 2101 5 % 6 %



BIOGEOGRAPHISCHE REGION
Mediterrânica



Charakterisierung des Gebietes


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Der Naturpark Douro Internacional erstreckt sich über 120 Kilometer entlang der Grenzstrecken des Flusses Douro und seines Nebenflusses Águeda. Er schließt die Schlucht des Douro, mit einem Tal steiler Felklippen sowie einem Plateaubereich mit ein und umfasst Hügel und sanfte Hängen mit Höhen zwischen 600 und 800 Meter, verengt sich im Norden und weitet sich im Bereich des Flusses Águeda, nach Süden hin aus. Zwischen Zonen von Granit im Norden und Süden befindet sich in der Mitte eine Schieferzone, in der das Douro-Tal offener ist.

Geologie des Douro Internacional.jpg
Geologie im Gebiet des Naturparks Douro Internacional (grün umrandet).
Olivgrün: Schiefer-Grauwacke (Kambrium). Dunkelgrün: Schiefer (Ordovizium). Weinrot: Eruptivgesteine (Granite).  

Dieses Gebiet besitzt eine große floristische Bedeutung und äußerst gut erhaltenen Vegetationsflecken, wobei diejenigen hervorzuheben sind, die die Klippen besetzen, deren  Zusammensetzung und Struktur die Neigung und Sonneneinstrahlung widerspiegelt. Im Gegensatz dazu sind die Plateaus und Täler mit sanftem Relief deutlich durch Ackerbau und Weidewirtschaft geprägt, und die natürliche Vegetation erscheint in den Hecken und Grundstücksgrenzen, oder in Form von Dickichten und Wäldchen, die auf die Barrokale oder aufgegebenen Ackerflächen begrenzt sind.  Es existiert also einer Dichotomie in der Landschaft, die durch den Wechsel von landwirtschaftlichen Mosaikflächen und natürlichen Formationen gegeben ist, und die das Vorhandensein von diversen Tierarten wie dem Iberischen Wolf (Canis lupus) oder auf einer Mikroebene der Cabrera-Ratte (Microtus cabrerae) ermöglicht.
Die dominierenden Lebensräume sind Wälder verschiedener Altersklassen, wie der Pyrenäen-Eiche (Quercus pyrenaica) (9230), Portugiesischer Eiche (Quercus faginea subsp. faginea), Steineiche (Quercus rotundifolia) (9340) und Korkeiche (Quercus suber) (9330), Zürgelbaum (Celtis australis), Ginstergebüschen, Zistrosenheiden usw.. Besonders zu erwähnen sind die antik erscheinenden Stechwacholdergebüsche Juniperus oxycedrus s.l. (5210) sowie der prioritäre Habitat der endemischen  Juniperus-Wälder spp. (*9560) mit einer erstaunlichen floristischen Zusammensetzung. Andere wichtige Lebensräume sind die orophilen Gemeinschaften des für die Iberische Halbinsel endemischen Ginsters Echinospartum ibericum (4090); Gemeinschaften in Überschwemmungsgebieten (3250 und 6160), die aufgrund von Hydroelektrischen Regulierungen stark reduziert sind; sowie Auwälder verschiedenen Typs (Esche, Weiden, Ulme, Erle, Tamariske). Das Gebiet beherbergt eine Flora, die durch viele peninsuläre und regionale Endemismen gekennzeichnet ist, exemplifiziert durch die Gräser Festuca duriotagana e Holcus setiglumis subsp. Duriensis, sowie das erratische und sehr seltene Leinkraut Linaria coutinhoi.
Im Gebiet befinden sich einige wichtige Fledermausplätze, in denen Brutkolonien von Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi),  Großem Mausohr (Myotis myotis) und Großer Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) und Kleiner Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) existieren. Obwohl es auf dem Fluss Douro mehrere Dämme gibt, ist es immer noch möglich, Wasserarten wie die Flussmuschel (Unio crassus), den Cypriniden Rutilus arcasii, die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und den Fischotter Lutra lutra) anzutreffen.


Natürliche und Halbnatürliche Habitate entsprechend Annex B-I des portugiesischen Gesetzes  Dec. Lei n.º 49/2005  Mit (*) sind prioritäre Habitate bezeichnet
Habitatbeschreibungen (ICNF)

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Habitatbeschreibung (BfN) soweit in Deutschland vorkommend
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3130 - Águas estagnadas, oligotróficas a mesotróficas, com vegetação da Littorelletea uniflorae e ou da Isoëto-Nanojuncetea
3130 - Oligo- bis mesotrophe, basenarme Stillgewässer der planaren bis subalpinen Stufe der kontinentalen und alpinen Region und der Gebirge
3150 - Lagos eutróficos naturais com vegetação da Magnopotamion ou da Hydrocharition
3150 - Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion oder Hydrocharition
3170* Charcos temporários mediterrânicos
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3250 - Cursos de água mediterrânicos permanentes com Glaucium flavum
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3260 - Cursos de água dos pisos basal a montano com vegetação da Ranunculion fluitantis e da Callitricho-Batrachion
3260 - Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis
3270 - Cursos de água de margens vasosas com vegetação da Chenopodion rubri p.p. e da Bidention p.p.
3270 - Schlammige Flußufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri (p.p.) und Bidention (p.p.)
3280 - Cursos de água mediterrânicos permanentes da Paspalo-Agrostidion com cortinas arbóreas ribeirinhas de Salix e Populus alba
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3290 - Cursos de água mediterrânicos intermitentes da Paspalo-Agrostidion
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4030 - Charnecas secas europeias
4030 - Europäische trockene Heiden
4090 - Charnecas oromediterrânicas endémicas com giestas espinhosas
-
5210 - Matagais arborescentes de Juniperus spp
-
5330 - Matos termomediterrânicos pré-desérticos
-
6160 - Prados oro-ibéricos de Festuca indigesta
-
6220* Subestepes de gramíneas e anuais da Thero-Brachypodietea
-
6310 - Montados de Quercus spp. de folha perene
-
6410 - Pradarias com Molinia em solos calcários, turfosos e argilo-limosos (Molinion caeruleae)
6410 - Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden und Lehmboden (Eu-Molinion)
8220 - Vertentes rochosas siliciosas com vegetação casmofítica
8220 - Silikatfelsen und ihre Felsspaltenvegetation
8230 - Rochas siliciosas com vegetação pioneira da Sedo-Scleranthion ou da Sedo albi-Veronicion dillenii
8230 - Silikatfelskuppen mit ihrer Pioniervegetation (Sedo-Scleranthion, Sedo-albi Veronicion dillenii)
91B0 - Freixiais termófilos de Fraxinus angustifolia
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91E0* Florestas aluviais de Alnus glutinosa e Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91E0 - Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
9230 - Carvalhais galaico-portugueses de Quercus robur e Quercus pyrenaica
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9260 - Florestas de Castanea sativa
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92A0 - Florestas-galerias de Salix alba e Populus alba
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92D0 Galerias e matos ribeirinhos meridionais (Nerio-Tamaricetea e Securinegion tinctoriae)
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9330 - Florestas de Quercus suber
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9340 - Florestas de Quercus ilex e Quercus rotundifolia
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9560* Florestas endémicas de Juniperus spp
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Flora entsprechend Annex B-II des Dec. Lei n.º 49/2005 vom 24/02
CODE SPEZIES ANNEXE