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Tuesday, February 16, 2016

Reisestationen (Algarvische Gebirge (Teil B - Caldeirão) - Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel

Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.

Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit

Von Horst Engels


Teil II - Reisestationen


Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel[1]



2.1. Algarve   



2.1.1 Frühere Botanische Reisebeschreibungen und Aktuelles Pflanzenspektrum des Algarve
Annexe:
  1. Annex 1 - Die botanische Beschreibung des Algarve und des Nieder-Alentejo - Von Moritz Willkomm  - Google Docs
  2. Annex 2 - Botanische Berichte aus Spanien - Von Moritz Willkomm
  3. Annex 3 - “Algarbien” - Von Moritz Willkomm
2.1.2 Geschichte des Algarve - Territorium und Kultur - Pflanzen und Tierwelt
2.1.3 Ausgewählte Sehenswürdigkeiten im Algarve
1. Die Küstenregion (Littoral)
1.1 Ostalgarve (Sotavento) (Teil A) (Teil B)
1.2 Westalgarve (Barlavento) (Teil A) (Teil B)
2. Der Barrocal (Teil A) (Teil B)
3. Die Serras


2.1.3.2 Serras do Malhão/Caldeirão


DSCN0240.JPG
DSCN0264.JPG

Serra do Caldeirão

Die Algarvischen “Serras” sind Teil des alten palaeozoischen (Herzynischen) Schildes der Iberischen Halbinsel, wobei jedoch die Serra de Monchique, eine alkalische vulkanische Intrusion aus dem Mesozoikum, eine Sonderstellung einnimmt. Die Serra de Monchique besteht hauptsächlich aus basaltähnlichem Syenit, während die restlichen Serras aus Schiefer und Grauwacken bestehen, die zu sauren, wenig fruchtbaren Böden erodieren. Die Serra Malhão/Caldeirão erstreckt sich nördlich und nordöstlich von Loulé, wo sich auch das Natura 2000 Schutzgebiet Caldeirão” befindet. Ihr höchster Punkt ist Pelados mit 589 m NN.

Obwohl von geringer Höhe hat sich hier eine charakteristische Hügellandschaft mit abgerundeten Kuppen herausgebildet, die von einem dichten hydrographischen Netz durchzogen ist,  wobei die Flüsse jedoch selten ganzjährig Wasser führen.

    Die Serra do Malhão/Caldeirão besitzt einen erheblichen klimatischen Einfluss auf das Küstengebiet. Sie bildet eine physische Barriere zu den vom Norden aus dem Alentejo kommenden kalten Winden und trägt deshalb zu einem ganzjährigen, besonders im Winter milden mediterranen Klima der Algarvischen Küste bei. Weiterhin bildet die Serra eine Kondensationsbarriere für die feuchten Winde aus dem Süden.


Polunin & Smythies schreiben  (p. 46-47) zur Serra do Caldeirão:

Die ursprüngliche Vegetation der Serra do Caldeirão bestand aus Eichen mit Cistus- Untergebüsch, jedoch davon ist vieles verschwunden. Einige Korkeichen sind verblieben, der allgemeine Eindruck jedoch sind kahle, runde Hügel, kultiviert oder brach liegend, mit einzelnen zerstreuten Bäumen oder Büschen. Hier und dort finden sich Überreste von Zistrosengebüschen, dominiert von Cistus ladanifer, mit C. monspeliensis und einer kleinen C. populifolius in grösseren Höhen.



Die häufigsten Heiden sind *Erica australis, E. lusitanica, E. scoparia

Erica australis L. subsp. australis
Erica lusitanica Rudolphi  
Erica scoparia L. subsp. scoparia
Erica umbellata Loefl. ex L.



während die pagodenförmigen Blüten von *Genista hirsuta über das ganze Hügelgelände hinweg häufig zu sehen sind, häufig mit G. triacanthos assoziiert, die von letzterer leicht durch eine tiefer orangene Färbung ihrer zahlreichen kleinen Blüten unterschieden werden kann, und durch ihren Blütenstand, der in einem blättrigen Tuft ended. Beide sind extrem stachelig.


Genista hirsuta Vahl subsp. hirsuta


Andere auffällige Büsche sind: *Lavandula stoechas, L. viridis mit kleinen weissen Blüten in einem blassgrünen Blütenstand, mit einem blasskrünen Tuft an seinem oberen Ende, Chamaespartium tridentatum und Ulex argenteus.


Lavandula stoechas L. subsp. stoechas
(Chamaespartium tridentatum )
Ulex argenteus Welw. ex Webb subsp. argenteus


Der bewaldetste Teil der Serra befindet sich entlang der Nationalstrasse nördlich von São Braz do Alportel; er vermittelt jedoch ein falsches Bild von dem Gebiet als Ganzem.

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Geschützte Gebiete

Im Rahmen der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen  ist in der Algarve das Natura 2000 Schutzgebiet  “Sítio do Caldeirão PTCON0057” mit einer Fläche von ca 48.000 ha angelegt worden. Gleichzeitig besitzt dieses Gebiet ebenso wie die Serra de Monchique den Status eines Speziellen Schutzgebietes für Vögel  “(ZPE[2] Caldeirão - PTCON0057) und ZPE Monchique - PTCON0037”.



Dieses Gebiet ist durch die Präsenz der Serra do Caldeirão gekennzeichnet, ein aus Grauwacken und Schiefern bestehendes abgerundetes Relief, das aus der Orogenese des Hesperischen Massifs hervorgegengen und mit kleinen Flüssen und Wasserläufen in den Tälern durchsetzt ist. Ein grosser Teil der Serra ist mit grossen, relativ lichten Korkeichenwäldern (Quercus suber) (Habitat 6310), auf bewirtschafteten Grossgrundflächen (port. montados) bestanden, die sich vielerorts jedoch infolge der Aufgabe von agro-pastoriler Beweidung zu dichteren, reich mit Unterholz versehenen Formationen entwickelt haben.
In den Gebieten (montados), in denen noch extensiv Getreide angebaut wird, können die Brachflächen interessante xerophytische Grasformationen (Habitat 6220*) aufweisen.
Indessen konzentriert sich die agrarische Aktivität zunehmend auf die Umgebung kleinenr urbaner Agglomerate, hauptsächlich als Subsistenzbewirtschaftung. Hinzu kommt, dass das Gebiet in den letzten Jahrzehnten besonders stark durch ausgedehnte Brände geschädigt worden ist.

Die Flora der Serra do Caldeirão hat unter den Waldbränden besonders gelitten, aber dennoch verzeichnet die Flora-On einen aktuellen Florenbestand von mehr als 400 Taxa für das Schutzgebiet “Caldeirão”:



Aus dem Ergebnis der Abfrage geht hervor, dass die Flora der Serra do Caldeireão grosse Affinität zu der Flora der Serra do Monchique aufweist, obwohl einige Elemente wie Rhododendron ponticum hier fehlen.


Die ersten 50 charakteristischsten von mehr als 400 Taxa in der Liste der Flora des geschützten Gebietes “Caldeirão” in Portugal  (Abfrage in Flora-On vom 15.02.2016 - geordnet nach dem Kriterium: charakteristisch versus gemein und weit verbreitet)

(*Charakteristisch ist im Sinne von exklusiv für das Gebiet, aber nicht nicht mit häufig (abundant) gleichzusetzten. Die charakteristischen Taxa sind sogar ueberwiegend selten (wenig abundant) und teilweise nur in wenigen lokalen Populationen vertreten, deshalb besonders gefährdet.)

(Komplettliste (Taxa alphabetisch geordnet) zum Download)



Habitate (entspr. Natura 2000) in der Serra do Malhão/Caldeirão


Habitate (Natura 2000) der Serra do Malhão/Caldeirão im Vergleich zu 3 weiteren Europäischen Ländern

(mit  * prioritäre Habitate)
Portugal
(Siehe: Habitats)
Spanien
(siehe: Bases…)
England
(siehe: List of …)
Deutschland
3 SÜSSWASSERLEBENSRÄUME
Habitat 3170 * Charcos temporários mediterrânicos
3170  * Mediterranean temporary ponds
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Habitat 3290 - Cursos de água mediterrânicos intermitentes da Paspalo-Agrostidion
-
3190    
Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund
6 NATÜRLICHES UND NATURNAHES GRASLAND
Habitat 6220 - *Subestepes de gramíneas e anuais da Thero-Brachypodietea
-
-
Habitat 6310 - Montados de Quercus spp. de folha perene
-
-
Habitat 6420 - Pradarias húmidas mediterrânicas de ervas altas da Molinio-Holoschoenion
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8 FELSIGE LEBENSRÄUME UND HÖHLEN
Habitat 8310 - Grutas não exploradas pelo turismo
8310 Caves not open to the public
Nicht touristisch erschlossene Höhlen
9 WÄLDER
Habitat 92A0 - Florestas-galerias de Salix alba e Populus alba
-
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Habitat 92D0 - Galerias e matos ribeirinhos meridionais (Nerio-Tamaricetea e Securinegion tinctoriae)
-
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Habitat 9330 - Florestas de Quercus suber
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Potentielle Natürliche Vegetation der Serra do Malhão/Caldeirão


Nach Thomas Raus & Erwin Bergmeier in Bohn et. al. (2003)[3]  besteht die Natürliche Potentielle Vegetation der Serra do Malhão/Caldereião aus Mediterranen Hartlaubwäldern und Gebüschen, die in der Karte der Natürlichen Vegetation Europas (Bohn et al. 2003)[4] unter der Formation J zusammengefasst werden.
    Diese Formation umfasst Gesellschaften xeromorpher, immergrüner Baum- und Straucharten, vor allem der Gattung Quercus, Pinus, Juniperus, Olea und Pistacia. Dominanzen einer Baum- oder Strauchart sind häufig. Harlaubwälder und -gebüsche kommen auf ganz verschiedenen Substraten vor, doch werden grundwasserbeeinflussende Standorte gemieden.
Mediterrane  Hartlaubwälder  sind  in  für  den  Ackerbau  günstigen  Räumen  schon  während  des Neolithikums, in ungünstigeren Lagen vor allem in Zeiten hohen Bevölkerungsdrucks durch extensive ungeregelte Holzentnahme und Beweidung mit Ziegen und Schafen zerstört oder degradiert worden. An ihre Stelle traten verschiedene Kulturlandformationen. Bei extensiver Beweidung entstanden sekundäre Kleinstrauchgesellschaften (regional unterschiedlich als Tomillares, Phrygana oder Batha bezeichnet), bei anhaltender regressiver Syndynamik geophyten- und annuellenreiche Trockenrasen und Heiden.
Das natürliche Wuchsgebiet mediterraner Hartlaubwälder und -gebüsche in Europa umfaßt den größten  Teil  der  Iberischen  Halbinsel,  die  Tieflagen  und  küstennahen  Gebiete  Südfrankreichs, Italiens, der Adria-Länder und der südlichen Balkanhalbinsel sowie die Mittelmeerinseln von den Balearen bis zur Ägäis mit Ausnahme einiger Gebirgs- und Küstenräume (s. Karte 14 im Textband sowie die Blätter 7 und 8 der Europakarte). Während mediterrane Hartlaubwälder im iberischen Teil des Verbreitungsgebietes auch weit im Inland vorkommen, bleiben sie im Norden des Areals auf einen meist wenige Kilometer schmalen Küstensaum beschränkt, können aber im Süden (Sizilien, Mittelgriechenland, Peloponnes) bis zu 70 km landeinwärts reichen. Das Areal immergrüner mediterraner Hartlaubvegetation setzt sich außerhalb Europas nach Süden (Teile der Nordküsten Marokkos, Algeriens, Tunesiens, Libyens) und Osten fort (Küstenräume der West- und Südtürkei, Zyperns, Syriens, des Libanon und Israels).

Im Schutzgebiet “Caldeirão” finden sich 2 Vegetationseinheiten in etwa gleichen Anteilen, im südöstlichen Teil die Einheit J36 der Süd - Lusitanisch-Gaditanischen Korkeichenwälder (Quercus suber) mit Myrte (Myrtus communis) auf Silikatfelsen, nordöstlich davon die Einheit J25 der Südwest - Iberischen meso-Mediterranen Korkeichenwälder (Quercus suber) mit Sanguisorba hybrida und Paeonia broteroi. Im Osten tangiert an das Schutzgebiet die Einheit J1 der Südwest - Iberischen meso-Mediterranen Steineichenwälder (Quercus ilex subsp. rotundifolia) mit Iberischer Birne (Pyrus bourgaeana) auf Silikatgestein.




SIC CALDEIRAO.JPG
Vegetationseinheiten im Natura 2000 Schutzgebiet “Caldeirão” PTCON0057 (rot umrandet)


Hier noch die Karten der Gesamtverbreitung der Vegetationseinheiten J36, J25 und J1 auf der Iberischen Halbinsel:


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Verbreitung der Vegetationseinheit J36 (Süd - Lusitanisch-Gaditanische[5] Korkeichenwälder (Quercus suber) mit Myrte (Myrtus communis auf Silikatgestein) auf der Iberischen Halbinsel


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Verbreitung der Vegetationseinheit J25 (Südwest - Iberische meso-Mediterrane Korkeichenwälder (Quercus suber) mit Sanguisorba hybrida und Paeonia broteroi) auf der Iberischen Halbinsel







Verbreitung der Vegetationseinheit J1 (Südwest - Iberische meso-Mediterrane Steineichenwälder (Quercus ilex subsp. rotundifolia) mit Iberischer Birne (Pyrus bourgaeana) auf Silikatgestein) auf der Iberischen Halbinsel


Fotos

Zum Abschluss einige Fotoeindrücke einer Exkursion vom 22.07. 2014 in die Serra do Caldeirão, die auch den Impakt der verheerenden Brände der letzten Jahrzehnte widerspiegeln.


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Auf der Exkursion: Zwischenstopp und köstlicher Brunch bei einem Freund in Barranco do Velho
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Bienenfresser - Merops apiaster
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[1] Reisestationen entsprechend der “Plant Hunting Regions” in: Polunin, Oleg, and B. E. Smythies. Flowers of South-West Europe: A Field Guide. New edition edition. Oxford ; New York: Oxford University Press, 1988.
[2] ZPE = Zona Especial de Protecção
[3] Auszüge zur Formation J aus TextbandD und TextbandE der “Karte der Natürlichen Vegetation Europas” von BOHN, U  et al. (2003) https://drive.google.com/open?id=0B-8xqNDkBAzeaGVKRG82SGlRX00
[4] BOHN, U., et al. Karte der natürlichen Vegetation Europas/Map of the natural vegetation of Europe. Maßstab/Scale 1: 2 500 000. Münster: Bundesamt für Naturschutz, 2003.
[5] Gaditanisch - Costa Gaditana (Gaditanische Küste): So nennt die andalusische Provinz Cádiz ihren Abschnitt der Mittelmeerküste von Sotogrande bis La Línea de la Concepción (Gibraltar). 'Gaditanisch' ist das Gentilizium (Herkunftsadjektiv) von Cádiz. (Aus Wikipedia)



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