Total Pageviews

Search This Blog

Saturday, February 11, 2017

Reisestationen (2.5.2a3 - Serra da Estrela - Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel)


Karte der Potentiellen Vegetation[71]



Potentielle vegetation - Estrela copy.jpg

Potentielle Vegetation der Serra da Estrela (Nach Bohn et al. 2002)
(C - Subarktische, boreale und nemoral-montane Lichtwälder sowie subalpine und
oromediterrane Vegetation[72]
F - Mesophytische sommergrüne Laubwälder und Nadel-Laubwälder[73]
G - Thermophile sommergrüne Laubmischwälder[74]
J - Mediterrane Hartlaubwälder und -gebüsche[75])


Wenn wir uns die Region der Serra da Estrela in der Karte der Potentiellen Vegetation von Europa (BOHN et al. 2002) anschauen, sehen wir, dass hier 2 Formationen für die Kernzone der Serra da Estrela kennzeichnend sind: die Formation G der “Thermophilen sommergrünen Laubwälder und die Formation C der “Subarktischen, borealen und nemoral-montanen Lichtwälder sowie der subalpinen und oromediterranen Vegetation” mit der Unterformation C.3. (Kartierungseinheit,C31).
Am Rande der Serra da Estrela finden sich zwei weitere Formationen, - am nordwestlichen Rand die Formation F der Mesophytischen Laubwälder und Nadel-Laubwälder”,  und an den nordöstlichen und am südlichen Rändern die Formation J der “Mediterranen Hartlaubwälder und -gebüsche”. Damit spiegelt die Karte der potentiellen Vegetation Europas die aufgrund der Höhenzonierung vorgenommene Einteilung in  Bioklimatischen Varianten von Jan JANSEN (2002) wider, der in den unteren und mittleren Höhenstufen an der nordwestlichen Flanke die meso- und supra-temperaten Gürtel,  in den unteren und mittleren Höhenstufen der südöstlichen Flanke die meso- und supra-mediterranen Gürtel, unterscheidet.  Für die temperaten und mediterranen Gürtel  der unteren und mittleren Höhenstufen wird bei BOHN et. al. zwar nur eine einzige potentielle Formation (G) thermophiler sommergrüner Laubwälder postuliert, aber die in den Bioklimatischen Varianten vorgenommenen Unterscheidungen zwischen temperaten Klimavarianten im Nordwesten und  und mediterranen im Südosten des Gebirges werden durch die an den Rändern der Serra da Estrela angrenzenden borealen bzw. mediterranen Formationen in der Karte von Bohn ebenfalls angezeigt. Auch die oro-temperate (alpine) Stufe findet in der Karteneinheit (KE) C31 als oro-mediterrane (subalpine) Stufe teilweise eine Entsprechung. Die unterschiedliche Einstufung der hohen Stufe, einmal als oro-temperat, zum anderen als oro-mediterran, hängt zum einen mit der Uneinigkeit der Experten bzgl. der Einstufung der Serra da Estrela als dem mediterranen oder dem borealen Pflanzenreich zugehörig zusammen (siehe Fußnote 49 dieser Arbeit), zum anderen aber auch damit, dass Uneinigkeit darüber besteht, ob das Hochplateau der Serra da Estrela über oder unter der Baumgrenze liegt, und somit als alpine oder subalpine Höhenzone anzusehen ist.

Der Karte der Potentiellen Vegetation Europas erlaubt es, die potentielle Verbreitung und die Bedeutung von Vegetationstypen und -mustern nicht nur für begrenzte Gebiete wie das der Serra da Estrela, sondern für die gesamte Iberische Halbinsel und den gesamteuropäischen Raum zu beurteilen. Wir schauen uns deshalb im Folgenden den Bezug der für die Estrela angenommenen potentiellen Vegetationsmuster zum Gesamtareal der Iberischen Halbinsel an. Ausführliche Erläuterungen und Beschreibungen zu den in der Karte verwendeten Vegetationskategorien (Formationen, Subformationen, Untergruppen und Kartiereinheiten) finden sich im Handbuch in englischer[76] und deutscher[77] Sprache. Weiterhin enthält die Datenbanksoftware zur Vegetationskarte zusätzlich zu einer Abfragemöglichkeit und Darstellung selektierter Kartiereinheiten übersichtliche Datenblätter einschl. Der Literaturverweise zu den Kartiereinheiten.

Die Formationen der potentiellen Natürlichen Vegetation der Serra da Estrela

Die Formation CSubarktische, boreale und nemoral-montane Lichtwälder sowie subalpine und oromediterrane Vegetation” ist die spektakulärste Erscheinung in der Serra da Estrela. Sie stellt mit der Kartierungseinheit C31 ein sehr begrenztes Gebiet der Hochebene der Serra da Estrela mit einem subalpinen-alpinen Klima dar. Die systematische Beschreibung der in der Karteneinheiten findet sich in dem Handbuch zur “Karte der Natürlichen Vegetation Europas”[78]. Die Formation C wird darin folgendermaßen charakterisiert (pp. 143-45)[79]:

Charakterisierung und typologische Abgrenzung; geographische Verbreitung
Diese Formation stellt sowohl im hohen Norden als auch in den borealen, nemoralen und mediterranen Gebirgen die äußersten Vorposten aufrechter und mehr oder weniger geschlossener Gehölzvegetation dar. Während im subarktisch-nordborealen Raum Birken, besonders Betula pubescens subsp. czerepanovii, und teilweise Picea obovata dominieren, treten in den mittel- und südeuropäischen Gebirgen (Pyrenäen, Alpen, Karpaten) Pinus cembra und Larix decidua bzw. die beiden Kleinarten von Pinus mugo agg. (P. uncinata und P. mugo) bestimmend in diesen Lichtwäldern auf. In den Alpen kommen Strauchgesellschaften mit Rhododendron spp., Salix spp., Alnus alnobetula hinzu. In den südeuropäischen Gebirgen von Spanien bis zum Balkan treten je nach Gebiet Pinus uncinata (Pyrenäen, SW-Alpen), P. mugo (Apennin, Balkan), P. sylvestris (Zentralspanien), P. peuce (Balkan) oder Juniperus communis subsp. alpina bestandsbildend auf. Der Kaukasus besitzt eigene Baum- und Straucharten in der subalpinen Stufe, insbesondere Betula litwinowii, Acer trautvetteri, Rhododendron caucasicum und Quercus macranthera.
Im Norden besteht ein gleitender Übergang zu den südarktischen und Strauch-Tundren sowie zu den Gebirgstundren (Unterformation B.1), in den Alpen und den anderen Gebirgen der nemoralen Zone werden die subalpine Strauch- und Zwergstrauchvegetation dazu gezählt, die nach oben anschließende alpine Stufe wird dagegen von verschiedenen baum- und strauchfreien alpinen Vegetationstypen (Unterformation B.2) eingenommen. Für die Abgrenzung der Lichtwälder gegen die arktischen Tundren ist das Vorkommen einer – wenn auch sehr lichten und niedrigwüchsigen – Baumschicht kennzeichnend. Die Trennung von den nordborealen Nadel(misch)wäldern (Formation D) ist dagegen wegen fließender Übergänge recht schwierig.
Die Hauptvorkommen der Formation C liegen am nördlichen Rand der borealen Zone (auch als subarktische Unterzone bezeichnet), in den Skandinavischen Gebirgen, in Island und in der subalpinen Stufe der südlichen Hochgebirge (Pyrenäen, Alpen, Karpaten, Balkanische Gebirge, Kaukasus) (vgl. Karte 6). Besonders großflächig ausgebildet und fast geschlossen ist das Verbreitungsgebiet von den Skandinavischen Gebirgen über die Halbinsel Kola bis zum Polar Ural. In den übrigen Mittel- und Hochgebirgen – außerhalb der Pyrenäen, Alpen und des Kaukasus – sind die Vorkommen eher kleinflächig und isoliert.


Bestandesstruktur und Physiognomie
Lichtwälder weisen eine drei- bis vierschichtige Struktur auf. Neben der meist lockeren Baumschicht ist oft eine Strauchschicht vorhanden, die Krautschicht ist häufig zwergstrauchreich und kann nochmals gestuft sein, und die Bodenschicht setzt sich aus Moosen und Flechten zusammen.
Neben sommergrünen Baum- und Straucharten bauen vor allem Koniferen sowie etliche immergrüne Sträucher und Zwergsträucher (namentlich Ericaceae), deren Anteil sich nach Süden vergrößert, die Bestände auf. In der Krautschicht kommen neben Zwergsträuchern – insbesondere bei ausreichender Feuchtigkeit – oft auch Schaftpflanzen vor. Lichtwälder sind wie der Name sagt meist lockerwüchsig, weshalb ausreichend Licht zu den Sträuchern und Zwergsträuchern im Unterwuchs gelangt, so daß auch hier die Mehrzahl der Arten als heliophil gelten kann. Allerdings können in der Formation auch ziemlich dichte und schattige Wälder vertreten sein wie z. B. geschlossene Zirbenwälder in den Alpen.

Floristische Zusammensetzung (Artengefüge)
Floristisch zeigt die Formation eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Boreale Florenelemente sind innerhalb Europas weit verbreitet und können in fast allen Teilen des Areals vorkommen (z. B. Vaccinium myrtillus, V. uliginosum, Arctostaphylos uva-ursi, Empetrum nigrum, Trientalis europaea u. a.). Während die Formation in den nördlichen Gebirgen recht einheitlich ausgebildet ist, wird die floristische Differenzierung nach Süden immer größer, und es treten neben Endemiten auch  andere Florenelemente (z. B. oromediterrane oder kolchische) hinzu.

Stellung im pflanzensoziologischen System (Syntaxa)
Die soziologische Stellung der Vegetationseinheiten innerhalb der Formation ist recht unterschiedlich, allen gemeinsam ist jedoch das Auftreten von Pflanzengesellschaften der Klasse Vaccinio-Piceetea Br.-Bl. 1939. In der Gruppe der subalpinen und oromediterranen Vegetation (Untergruppe C.2 der Formation) lassen sich namentlich in der natürlichen Begleitvegetation neben der vorher genannten noch mehrere andere Klassen unterscheiden: Betulo-Adenostyletea Br.-Bl. et Tx. 1943, Loiseleurio-Vaccinietea Eggler ex Schubert 1960, Junipero sabinae-Pinetea Rivas-Martínez 1964, Erico-Pinetea Horvat 1959 und – je nach pflanzensoziologischer Auffassung – auch Seslerietea albicantis Oberdorfer 1978 corr. Oberdorfer 1990.

Makroklimatische Gegebenheiten
Ein Teil der Formation gehört zur borealen Klimazone und nimmt dort die nördlichsten bzw. höchsten Bereiche nahe der Waldgrenze ein. Die Jahresmitteltemperatur liegt dort zwischen -1 und 2 °C, die mittleren jährlichen Niederschläge betragen zwischen 400 mm und 2000 mm und die Vegetationszeit ist relativ kurz. In der südlichen temperaten Zone sind in der subalpinen Stufe der Gebirge ähnliche klimatische Bedingungen zu finden. In den meridionalen Gebirgen steigt die Jahresmitteltemperatur an (Spanien bis 9 °C, Apennin bis 5 °C); hier kommt jedoch neben den winterlichen kalten Temperaturen die sommerliche kurze Niederschlagsdepression als klimatische Besonderheit hinzu. Als wesentlicher klimatisch differenzierender Faktor innerhalb der Formation ist jedoch die sich von Westen nach Osten verstärkende Kontinentalität zu sehen. Neben der hygrischen Kontinentalität (innerhalb der Gebirge mit Sommerregenmaxima als „Trockentäler“ ausgeprägt) wirkt sich auch die thermische Kontinentalität mit großen Temperaturschwankungen auf die Zusammensetzung der Vegetation aus. So liegt das mittlere Januarminimum in den ozeanischen  Gebieten (Island, Westnorwegen) bei -5 °C bis 2 °C, im kontinentalen Bereich (norwegischer und finnischer Teil von Lappland, Rußland) meist unter -10 °C. Die vorherrschenden Baumarten müssen deshalb vor allem in kontinentaleren Gebieten eine ausgeprägte Frostresistenz aufweisen.

Standortbedingungen
Für die gesamte Formation gibt es nur wenige gleichbleibende edaphische Standortbedingungen. Als Böden treten – besonders unter Nadelwäldern – Podsole auf. Das Geländerelief bewirkt starke Differenzierungen zwischen felsigen Kuppen und feuchten, oft vermoorten Mulden.

Rolle im Landschaftsgefüge
Lichtwälder formen in allen Regionen die klimabedingte Waldgrenze, einerseits zur Tundra hin, andererseits zur alpinen Vegetation. Im subarktischen Tiefland bilden sie die zonale Vegetation, in den Gebirgen den Höhengürtel im Übergang von den Nadelwäldern zu den offenen Matten und Rasen.

Erhaltungszustand, Landnutzung, Ersatzgesellschaften; Naturschutz
Lichtwälder sind in der borealen Zone meist gut erhalten. In den südlichen Gebirgen wurden sie vor allem durch die Nutzung für die Almwirtschaft stark dezimiert. Hier treten als Ersatzgesellschaften verschiedene Zwergstrauchgesellschaften, Rasen, Hochstauden- und Lägerfluren auf.

Gliederung in Untereinheiten
Die Formation C wird in drei Unterformationen unterteilt:

C.1 - Ostboreale Lichtwälder (Betula pubescens subsp. czerepanovii, Picea obovata, Pinus sylvestris)
Verbreitung von der Halbinsel Kola bis zum Ural. Nach Osten, in Richtung Ural, erhöht sich der Anteil von Picea obovata, Larix sibirica und Abies sibirica. Im Unterwuchs sind neben Vaccinium-Arten meist Betula nana und Ledum palustre vorhanden.

C.2 - Westboreale und nemoral-montane Birkenwälder (Betula pubescens s. l.), z. T. mit Kiefernwäldern (Pinus sylvestris)
Es handelt sich um fast reine Birkenwälder mit Hauptverbreitung im ozeanisch beeinflußten Bereich. In Skandinavien dringt auch die Kiefer ein. In den kontinentaleren Gebieten sind die Wälder flechtenreich, im ozeanischen Westen hingegen farn- und hochstaudenreich. Im südlichen Skandinavien treten im Komplex der Birken- und Birken-Kiefernwäldern auch nemorale sommergrüne Baumarten auf.

C.3 - Subalpine und oromediterrane Vegetation (Wälder, Krummholzgebüsche und Zwergstrauch-Gesellschaften im Komplex mit Rasen und Hochstaudenfluren)
Diese Wälder und Gebüsche sind in den Hochgebirgen Mittel-, Süd- und Südosteuropas (insbesondere Pyrenäen, Alpen und Kaukasus) verbreitet und bilden dort den obersten Wald- bzw. Gehölzgürtel. Die wichtigsten Nadelbäume und -sträucher sind Larix decidua, Pinus cembra, P. mugo, P. uncinata, P. sylvestris und Juniperus communis, außerdem spielen sommergrüne Laubgehölze (Betula spp., Salix spp., Sorbus spp., Acer spp., Rhododendron spp.) und Zwergsträucher eine wichtige Rolle.



Subformation C.3 auf der Iberischen Halbinsel


Zur Unterformation C.3 - Iberische oromediterrane Kiefernwälder und Wacholdergebüsche (Pinus sylvestris, P. uncinata, Juniperus communis subsp. alpina) (C27-C34) (in der Estrela: die Kartierungseinheit C31) schreibt Paul Heiselmayer (pp. 161).

Im Bereich der zentralen und südlichen Iberischen Halbinsel liegen die Hochgebirge und ihre Gipfellagen ziemlich isoliert voneinander, so daß sich kaum eine einheitliche Vegetation ausgebildet hat. Klimagradienten von ozeanisch (Westen und Norden) nach kontinental (Zentralteil und Osten) sowie von Nord nach Süd (bei zunehmender Ausprägung der sommerlichen Trockenheit) führen zu einer weiteren Differenzierung der Vegetation in den einzelnen Gebirgen. Die ziemlich isolierte Sierra Nevada im Süden der Halbinsel enthält z. B. zahlreiche Endemiten. Die oromediterranen Einheiten der Iberischen Halbinsel lassen sich in solche mit Kiefernwäldern (Pinus sylvestris var. iberica und var. nevadensis) auf Silikat- und Karbonatgesteinen (C27, C28, C29, C30) und in solche mit Ginster-Wacholder-Gebüschen auf Silikatgesteinen (C31, C32, C33, C34) gliedern. Die weitere Unterteilung in Kartierungseinheiten erfolgt mit Hilfe geographischer Differentialarten.

Potentielle Vegetation (Kartierungseinheit C31) der Hochebene der Serra da Estrela


Als Natürliche Vegetation des Hochplateaus der Serra da Estrela sehen BOHN et al. 2002) eine nord-lusitanisch oro-mediterrane Buschvegetation (Juniperus communis subsp. alpina, Cytisus oromediterraneus) mit Teucrium salviastrum, Echinospartum ibericum auf Silikatgestein an (Kartierungseinheit C31):.

C -  Subarctic, boreal and nemoral-montane open woodlands as well as subalpine and oro-Mediterranean vegetation
3 -  Subalpine and oro-Mediterranean vegetation (forests, scrub and dwarf shrub communities in combination with grasslands and tall-forb communities)
C31 -  North Lusitanian oro-Mediterranean scrub (Juniperus communis subsp. alpina, Cytisus oromediterraneus) with Teucrium salviastrum, Echinospartum ibericum on siliceous rocks

Die an die Hochebene angrenzende permanente Klimaxvegetion wird nach BOHN et al. (2002) durch Pyrenäeneichenwald (Quercus pyrenaica) gebildet (Kartierungseinheit G65).

MALKUS (1985)[80] schreibt zur Vegetation der Hochebene der Serra da Estrela:


“Eine erste floristische Bestandsaufnahme der Hochestrela wurde schon 1881 anläßlich der bereits erwähnten Expedition der "Sociedade de Geografia de Lisboa" durchgeführt[81]:
1. A. Henriques bestimmte 1221 Arten an Gefäßpflanzen; davon waren 0,6 % endemisch, 7 % peninsular, 8 % mediterran, alle übrigen mittel- und westeuropäisch.
Weitere bedeutende Botaniker, wie Clusius, Tournefort, Daveau, Willkomm, Ricardo da Cunha, Sampaio, Rikli u. a. arbeiteten in diesem Gebirge. Wenngleich Henriques die gesammelten Pflanzenarten bereits 6 Höhengürteln zuordnete, so erfolgte eine der modernen Botanik Genüge leistende begriffliche Fassung, Abgrenzung und Charakterisierung der einzelnen Pflanzenformationen aber erst durch Braun-Blanquet et al. (1952). Da diese Zonierung weitgehend die Grundlage für die Habitatbeschreibung der Herpetozönosen bilden wird, bedarf es hier ihrer ausführlichen Erläuterung.

Von welcher Seite man sich auch dem Gebirge heute nähert, nirgends reicht ein geschlossener Waldmantel über die 1300-1400 m Grenze, regelmäßig liegt er tiefer. Alle Botaniker sind sich jedoch einig, daß die aktuelle und die potentielle Waldgrenze weit auseinanderklaffen und in der Zeit, bevor der Mensch den Wald durch Rodung, Weidewirtschaft, Köhlerei, Streuentnahme und Brand schädigte und zerstörte, sich ein sommergrüner Laubwald mit einzelnen immergrünen Elementen weit in die subalpine Höhenstufe hinauf erstreckte. Darauf deuten kleine Gruppen von Betula pubescens und Einzelbäume Taxus baccata, sowie Stockausschläge an Quercus pyrenaica-Stümpfen zwischen 1400 und 1600 m hin. .
Die von Romariz (1950) durchgeführten Pollenanalysen im moorigen Randbereich glazialer Seen (Lagoa Comprida; Lagoa dos Covoes) in 1600 m Höhe, zeigen uns, daß Pinus sylvestris, Betula pubescens und Taxus baccata nach dem Rückzug der würmeiszeitlichen Gletscher die.Hochlagen des Gebirges besiedelten. Die heute oberhalb 1550 m anzutreffenden Juniperus-Bestände (Zimbral) sind möglicherweise eine Folgeassoziation eines ursprünglichen Pinus sylvestris-Waldes. Der Zimbral deckt beachtliche Flächen, was dem Umstand zu danken ist, daß sich die tellerförmig flache Wuchsform des Gehölzes ebenso wie seine sehr lückige Bestandsdichte Flächenbränden kaum Nahrung gibt. Da das Holz selbst, im Gegensatz zu dem von Quercus pyrenaica, keine Bedeutung für die Holzgewinnung hat und die Beeren von den Hirten gerne zur Herstellung von Wacholderschnaps gesammelt werden, sind die Bestände wenig gefährdet.
Die potentielle Baumgrenze wird von einzelnen Autoren in sehr unterschiedliche Höhenlagen versetzt: Cyren (1930) nimmt sie - mit Sicherheit zu tief - bei 1500 man, Gaussen (1940) bei 1700 m, Brosche (1978) bei 1800 m und Lautensach (1932) gar bei 1900 m. Die Habitatwahl des Plateau-Endemiten Lacerta monticola läßt den Schluß zu, daß größere Flächen bereits vor den ersten anthropogenen Eingriffen waldfrei, bzw. mit einer sehr lückig bestandenen Niederformation ausgestattet gewesen sein mußten; andererseits weist das Vorkommen des Feuersalamanders in 1870 m Höhe darauf hin, daß zumindest in geschützten Bacheinschnitten der Wald in diese Höhen hinaufgereicht haben muß, sofern Eiselts (1958) Behauptung richtig ist, daß das Vorkommen dieses Salamanders "immer auf eine frühere Bewaldung hinweist, ganz gleich, ob diese durch den Menschen oder durch klimatische Einwirkungen zum Verschwinden gebracht wurde:' Hinsichtlich der Frage nach der potentiellen Baumgrenze neige ich daher der Ansicht Brosches, bzw. Lautensachs zu.
Aber selbst wenn die Waldgrenze tiefer gelegen haben sollte, ist die rezente Vegetationsdecke des Estrelaplateaus keine natürliche, durch Selbstregelung sich erhaltende Organismengesellschaft, sondern ein Kunstgebilde, ein Biozönoid (sensu Schwerdfeger 1956), das nur durch periodische Brandrodung und Beweidung am Leben erhalten wird.”



Formation G - Thermophile sommergrüne Laubmischwälder


Charakterisierung und typologische Abgrenzung; geographische Verbreitung[82]
Die thermophilen sommergrünen Laubmischwälder (Formation G) fügen sich als überwiegend zonale Vegetation und als wechselnd breiter, vielfach unterbrochener Gürtel zwischen die mesophilen Fallaubmischwälder im Norden (Formation F), die Waldsteppen und Steppen im Südosten (Formation L und Formation M) und die mediterranen immergrünen Hartlaubwälder und -gebüsche (Formation J) im Süden ein (siehe Karte 13 und Übersichtskarte 1 : 10 Mio).
Ihre größte Flächenausdehnung und Formenvielfalt erreichen sie auf der Balkanhalbinsel und im nördlich angrenzenden pannonischen Raum. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt im Bereich der submediterranen Florenregion (vgl. Karte 3).

Entsprechend ihrer Übergangsstellung zwischen den Formationen F, J und L, M lassen sie sich floristisch und standörtlich durch folgende Merkmale charakterisieren:

  1. Die Baumschicht setzt sich hauptsächlich aus wärmeliebenden bzw. Trockenheitsresistenten sommer- bis wintergrünen Laubbaumarten, vorwiegend Eichen, mit submeridionalem Verbreitungsschwerpunkt zusammen (eine gewisse Ausnahme bilden die nördlichen sowie subkontinentalen Ausläufer und Vorposten mit dominierender Quercus petraea oder Q. robur).

  1. In der meist artenreichen Krautschicht überwiegen meso- bis eutraphente thermophile bzw. Trockenheit ertragende krautige Pflanzen, wohingegen mesophile Krautarten (im Unterschied zu den meisten Einheiten der Formation F) weitgehend fehlen. Es herrschen mitteleuropäische und submediterrane Florenelemente vor. Der Anteil mediterraner und pontischer Elemente nimmt nach Süden bzw. Südosten zu. Die nächstverwandten Vegetationseinheiten der temperaten Zone sind thermophile Eichen-Hainbuchenwälder und Waldsteppen. Im Süden gibt es fließende Übergänge zu den mediterranen Hartlaubwäldern und -gebüschen.

  1. Auch klimatisch nimmt das Areal der thermophilen Fallaubmischwälder eine Zwischenstellung zwischen der mitteleuropäisch-temperaten und der mediterranen sowie pontischen Region ein, wobei nach allen Richtungen fließende Übergänge bestehen. Das Temperaturklima ist wintermilder und sommerwärmer als im temperaten Bereich, jedoch winterkälter (mit regelmäßigen Frost und Schneeperioden) und nicht so extrem sommertrocken wie im eumediterranen Bereich oder in der pontisch-turanischen Steppen- und Wüstenregion.

Innerhalb der temperaten Laubmischwaldzone nehmen die Einheiten der Formation G die trockenwärmsten Standorte ein, und sie gelten hier deshalb als besonders thermophil, innerhalb der mediterranen Region konzentrieren sie sich dagegen auf die niederschlagsreicheren und im Sommer besser wasserversorgten Standorte der supramediterranen Höhenstufe. Nach oben schließen hier vielfach thermo- bis mesophile Buchenwälder des Mediterranbereichs an (insbesondere in Nordspanien, Süditalien und Griechenland).
Der größte Teil des Areals dieser Wälder liegt auf den drei großen Mittelmeerhalbinseln: der iberischen (nördliche Hälfte), der italienischen und der balkanischen. Auf den Mittelmeerinseln kommen der Formation zugehörige Wälder vor allem auf Korsika, Sardinien und Sizilien in den höheren Lagen vor, fehlen aber auf den Balearen und auf den meisten ägäischen Inseln (mit Ausnahme von Euböa, Thasos, Samothrake und Imroz).
Am weitesten nach Norden dringen die thermophilen Fallaubmischwälder als zonale Vegetation in Zentraleuropa vor: relativ großflächig in Österreich, der Slowakei, Ungarn und Rumänien, mehr inselartig – als extrazonale Vegetation auf Sonderstandorten – in der Schweiz, in Deutschland, Tschechien und vor allem in Polen (besonders im zentralen und östlichen Teil des mittelpolnischen Tieflandes). Breitere Ausläufer nach Norden haben sie auch in Frankreich (bis zur Loire). Nach Osten erstreckt sich das Areal dieser Wälder mit isolierten Vorkommen über die Krimhalbinsel, die Südhänge des westlichen Kaukasus bis zu den nordöstlichen Ausläufern des Großen Kaukasus. Im südlichen Kaukasus sind kleinflächige Vorkommen und verwandte Einheiten in die Formation F.7 (F167-F172) integriert. Außerhalb Europas sind solche Wälder großflächig vor allem in Kleinasien verbreitet.
In diesem sich über 17 Breitengrade (zwischen 36º und 53º nördl. Breite) und 57 Längengrade (zwischen 9º westl. Länge und 48º östl. Länge) erstreckenden Areal sind die pflanzengeographischen und standörtlichen Gegebenheiten naturgemäß sehr unterschiedlich und die natürlichen Vegetationseinheiten entsprechend vielgestaltig.

Zum besseren Verständnis der potentiellen Vegetation der Serra da Estrela ist vor allem die Subformation G.4 der Formation G maßgeblich, da sie die potentielle Vegetation der Serra da Estrela ausser für das Hochplateau bestimmt.



G.4 Iberische supra- und mesomediterrane Quercus pyrenaica-, Q. faginea-, Q. faginea
subsp. broteroi- und Q. canariensis-Wälder

Diese Gruppe umfaßt die supra- und mesomediterranen sommer- bis wintergrünen Eichenwälder auf der Iberischen Halbinsel außerhalb des Areals von Quercus pubescens. In ihnen dominieren die auf das westmediterrane Gebiet beschränkten Quercus-Arten: Q. pyrenaica, Q. faginea, Q. faginea subsp. broteroi und Q. canariensis. Wichtige Mischbaumarten sind Acer monspessulanum, A. granatense und Sorbus torminalis. Die Hauptverbreitung dieser Wälder liegt im nordiberischen Bergland und in den dortigen Gebirgen, wo Klima und Vegetation bereits ausgesprochen mediterranen Charakter aufweisen. Sie nehmen hier wie im Süden der Iberischen Halbinsel die niederschlagsreicheren und kühleren Höhenstufen ein, die im Süden nur noch relativ kleine Flächen in den Gebirgen umfassen. Das Klima im Gebiet dieser Wälder ist dementsprechend größtenteils mäßig warm (Jahresmitteltemperaturen 8-13 °C) und trocken-subhumid bis humid (Jahresniederschläge 500-1000 (>1600) mm). Die Winter sind relativ kalt (Jahresmittel des kältesten Monats -1 bis 5 °C), die Sommer warm und trocken.
Das Areal der vier Hauptbaumarten ist streng an silikatische (Quercus pyrenaica, Q. canariensis) bzw. karbonathaltige und basenreiche (Q. faginea, Q. faginea subsp. broteroi) Gesteine gebunden, entsprechend wurde die Gliederung in die vier Untergruppen vorgenommen. Innerhalb der Untergruppen erfolgt die weitere Unterteilung in Kartierungseinheiten vorwiegend nach geographischen Gesichtspunkten und mit Hilfe regionaler Trennarten (bzw. spezifischer Regionalgesellschaften), wobei ein deutliches West-Ost- sowie Nord-Süd-Gefälle besteht; die floristische Kennzeichnung und Differenzierung der Gehölzbestände der einzelnen Untergruppen lässt sich Tab. 16 entnehmen; hinsichtlich der floristisch-ökologischen Charakteristiken der einzelnen Kartierungseinheiten sei auf die entsprechenden Datenblätter verwiesen.
Syntaxonomisch werden die bodensauren (G.4.1 und G.4.4) und die basiphilen (G.4.2) Eichenwälder verschiedenen Ordnungen und Verbänden/Unterverbänden innerhalb der Klasse der Querco-Fagetea zugeordnet, nämlich den Quercetalia roboris, und zwar dem Quercion pyrenaicae bei G.4.1 und dem Quercion roboris bei einem Teil von G.4.4, den Quercetalia pubescentis, Quercion pubescenti-petraeae, Aceri granatensis-Quercenion fagineae bei G.4.2. Dagegen wird G.4.3 und ein Teil von G.4.4 zum Quercenion broteroi innerhalb der Klasse Quercetea ilicis gestellt.


Tab. 16 Verbreitung der wichtigsten Baum- und Straucharten der thermophilen sommergrünen Laubmischwälder in den Untergruppen der Formation G. (Nach BOHN et. al. 2002, pp. 328-31):



Formation G copy.jpg
Formation G mit den Subformationen (G3, G4) auf der Iberischen Halbinsel
Subformation G3

G41 - Downy oak forests (Quercus pubescens) with Buxus sempervirens, Genista cinerea, partly Acer opalus from the south Pyrenees to the southwest pre-Alps
Subformation G4 -
mitit den Untergruppen
G4.1-G4.4 (siehe folgende Tabelle)


Untergruppe G4.1

G64 - Central Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Luzula forsteri

G65 - Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Holcus mollis

G66 - North Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Festuca heterophylla

G67 - Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Genista falcata

G68 - Central Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Sorbus torminalis

G69 - Baetic supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Adenocarpus decorticans

G70 - Lusitanian-Extremadurian meso-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Arbutus unedo
Untergruppe G4.2

G71 - North and central Iberian supra-Mediterranean Quercus faginea-forests with Cephalanthera rubra, Cephalanthera longifolia

G72 - Northeast Iberian supra-Mediterranean Quercus faginea-forests with Viola willkommi

G73 - North Iberian supra-Mediterranean Quercus faginea-forests with Spiraea hypericifolia subsp. Obovata

G74 - South Iberian supra-Mediterranean Quercus faginea-forests with Daphne laureola subsp. latifolia
Untergruppe G4.3

G75 - Middle Portuguese meso-Mediterranean basiphilous Quercus faginea subsp. broteroi-forests with Arisarum simorrhinum
Untergruppe G4.4


G76 - Catalonian meso-Mediterranean Quercus canariensis-forests with Carex depressa
G77 - Andalusian meso-Mediterranean Quercus canariensis-forests with Ruscus hypophyllum
Untergruppen der Subformation G4 auf der Iberischen Halbinsel


G65 copy.jpg
KE G65
G65 -  Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Holcus mollis
G67 copy.jpg
KE G67
G67 -  Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Genista falcata
G70 copy.jpg
KE G70
G70 -  Lusitanian-Extremadurian meso-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Arbutus unedo

Kartierungseinheiten von Untergruppe  G4.1, die sich mit dem Gebiet der Serra da Estrela überschneiden



G.4.1 West- und zentraliberische supra- bis mesomediterrane Quercus pyrenaica-Wälder
auf Silikatgesteinen

Diese Untergruppe besteht aus sieben Kartierungseinheiten (G64-G70) mit der sommergrünen Quercus pyrenaica als bestandsbildender Baumart und repräsentiert bodensaure Silikatstandorte im höheren Bergland in verschiedenen Regionen der Iberischen Halbinsel mit Schwerpunkt in deren Nordwestteil. Die Kartierungseinheiten stellen verschiedene ökologisch-geographische Ausbildungen mit entsprechenden Differentialarten dar.
Soziologisch wurden diese Wälder folgenden Assoziationen innerhalb des Quercion pyrenaicae zugeordnet: Luzulo forsteri-Quercetum pyrenaicae Rivas-Martínez 1963 (G64), Holco mollis-Quercetum pyrenaicae Br.-Bl., P. Silva et Rozeira 1956 (G65), Festuco braun-blanquetii-Quercetum pyrenaicae Br.-Bl. 1967 (G66), Genisto falcatae-Quercetum pyrenaicae Penas et Diaz 1985 (G67), Sorbo torminalis-Quercetum pyrenaicae Rivas Goday ex Rivas-Martínez 1987 (G68), Adenocarpo decorticantis-Quercetum pyrenaicae Martínez-Parras et Molero 1983 (G69), Arbuto unedonis-Quercetum pyrenaicae (Rivas Goday 1960) Rivas-Martínez 1987 (G70), Cephalanthero rubrae-Quercetum pyrenaicae O. Bolòs et Vigo in O. Bolòs 1967. Im Klimaxstadium handelt es sich um mittelhohe, schattige, fast ausschließlich von Quercus pyrenaica beherrschte Wälder mit vereinzelten Mischbaumarten (Fraxinus angustifolia, Sorbus aria, S. torminalis, Acer campestre, A. monspessulanum, A. granatense, Quercus faginea, Q. suber, Q. ilex subsp. rotundifolia). Die je nach Lichtdurchlässigkeit der Baumkronen unterschiedlich entwickelte Strauchschicht beherbergt sowohl mitteleuropäische (Crataegus monogyna, Corylus avellana, Prunus spinosa, Cytisus scoparius) wie auch submediterrane und mediterrane Arten (Berberis vulgaris, Genista florida, G. falcata), darunter auch immergrüne Sträucher und Kletterpflanzen (Arbutus unedo, Viburnum tinus, Erica arborea, E. australis, Ilex aquifolium, Hedera helix).
In der meist gut entwickelten Krautschicht kommen neben eutraphenten nemoralen Arten (Melica uniflora, Lilium martagon, Hepatica nobilis, Sanicula europaea, Viola odorata u. a.) azidophile Arten (Luzula forsteri, Holcus mollis, Teucrium scorodonia, Lathyrus linifolius, Pteridium aquilinum, Ajuga pyramidalis) und etliche südeuropäische sowie endemische Arten vor (Physospermum cornubiense, Helleborus foetidus, Melittis melissophyllum, Hyacinthoides hispanica, Moehringia pentandra, Paeonia coriacea u. a.).

G.4.2 Nordost- und südiberische supramediterrane basiphile Quercus faginea-Wälder

Diese Untergruppe enthält vier Kartierungseinheiten (G71, G72, G73, G74) mit der wintergrünen Quercus faginea als bestandsbildender Baumart. Ihre Hauptverbreitung liegt im Bergland im Nordosten der Iberischen Halbinsel, isolierte Vorkommen in den südiberischen Gebirgen. Es handelt sich im Vergleich zu den im Nordosten angrenzenden Quercus pubescens-Wäldern (G41) um ausgesprochen supramediterrane Standorte mit ausgeprägter Sommertrockenheit. Im Unterschied zu den Quercus pyrenaica-Wäldern (G.4.1) sind die Substrate Kalksteine, Dolomite und vor allem kalkreiche Mergel.
Soziologisch gehören diese Wälder zu folgenden Assoziationen innerhalb des Quercion pubescentipetraeae: Cephalanthero rubrae-Quercetum fagineae Rivas-Martínez in Rivas Goday et al. 1960 (G71), Violo willkommii-Quercetum fagineae Br.-Bl. et O. Bolòs 1950 (G72), Spiraeae obovatae-Quercetum fagineae O. Bolòs et Montserrat 1984 (G73), Daphno latifoliae-Aceretum granatensis Rivas-Martínez 1965.
Die zwei- bis dreischichtigen, niedrig- bis mittelwüchsigen Wälder haben in der oberen Baumschicht vorherrschend Quercus faginea mit unterschiedlicher Beimischung von Acer monspessulanum, A. granatense, A. campestre, Sorbus aria, S. torminalis, Quercus ilex subsp. rotundifolia, Q. coccifera. Die Strauchschicht ist je nach Dichte der Baumschicht unterschiedlich entwickelt und in der Regel artenreich. Sie enthält vor allem basiphile submediterrane und mediterrane, meist sommergrüne Arten: neben Crataegus monogyna insbesondere Viburnum lantana, Buxus sempervirens, Amelanchier ovalis, Berberis vulgaris subsp. seroi und subsp. australis, ferner iberisch-endemische Arten wie Cytisophyllum sessilifolium[83], Genista hispanica, Spiraea hypericifolia subsp. obovata, Daphne laureola subsp. latifolia. Unter den Lianen sind vor allem Hedera helix, Lonicera etrusca und Rubia peregrina vertreten. Die Krautschicht enthält als kennzeichnende Arten Cephalanthera rubra, C. longifolia, Viola willkommii, Helleborus foetidus, Paeonia officinalis subsp. microcarpa, Primula veris subsp. columnae.

G.4.3 Portugiesische mesomediterrane basiphile Quercus faginea subsp. broteroi-Wälder

Die Untergruppe besteht aus einer Kartierungseinheit (G75), die als Arisaro simorrhini-Quercetum broteroi Br.-Bl., P. Silva et Roseira 1956 aus Portugal beschrieben und dem Verband Quercion ilicis zugeordnet wurde. Es handelt sich um mesomediterrane Standorte auf Kalkstein und Mergel. Die dreischichtigen Wälder bestehen in der Baumschicht aus Quercus faginea subsp. broteroi mit Laurus nobilis und örtlich Quercus ilex subsp. rotundifolia, in der Strauchschicht überwiegen mediterrane, meist immergrüne Arten (Arbutus unedo, Viburnum tinus, Daphne gnidium, Pistacia lentiscus, Quercus coccifera, Ruscus aculeatus, Rubus ulmifolius, Osyris alba). Lianen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle (Smilax aspera, Rubia peregrina subsp. longifolia, Asparagus aphyllus, Hedera helix). In der Krautschicht finden sich Coronilla valentina subsp. glauca, Vinca difformis, Arisarum simorrhinum, Teucrium scorodonia u. a.

G.4.4 Nordost- und südiberische mesomediterrane Quercus canariensis-Wälder auf Silikatgesteinen

Die Untergruppe enthält zwei entfernt liegende kleinflächige Kartierungseinheiten, eine in Katalonien (G76), die andere in Andalusien (G77). Es handelt sich um isolierte Vorkommen von mesomediterranen Wäldern mit der wintergrünen Quercus canariensis in relativ humiden Lagen. Die katalonischen Wälder wurden der Assoziation Carici depressae-Quercetum canariense O. Bolòs 1954, die andalusischen dem Rusco hypophylli-Quercetum canariensis Rivas-Martínez 1975 innerhalb des Verbandes Quercion ilicis zugeordnet.
Die dreischichtigen Wälder haben in der Baumschicht Quercus canariensis als bestandsbildende Art und als Mischbaumarten immergrüne Eichen (Quercus ilex, Q. suber), örtlich auch Q. faginea subsp. broteroi sowie thermo- und mesophile Fallaubbäume (Sorbus torminalis, Acer monspessulanum, Prunus avium). Die Strauchschicht besteht vorwiegend aus immergrünen mediterranen Gehölzen (Arbutus unedo, Viburnum tinus, Erica arborea, Rhododendron ponticum subsp. Baeticum, Ulex jussiaei, Ruscus hypophyllum) aber auch aus sommergrünen Sträuchern (Crataegus monogyna, Prunus spinosa). Kennzeichnende Arten der Krautschicht sind Carex depressa, Teucrium scorodonia, Gaudinia fragilis, Luzula forsteri, Polystichum setiferum sowie Pteridium aquilinum auf Schlagflächen.

Literatur
BORHIDI 1996; BRULLO, GUARINO & SIRACUSA 1998, 1999; DOING KRAFT 1955; HORVAT, GLAVA & ELLENBERG 1974; JAKUCS 1961; OBERDORFER 1948; RAMEAU 1996b; RIVAS-MARTÍNEZ 1987; RIVAS-MARTÍNEZ, FERNÁNDEZ-GONZÁLEZ, LOIDI, LOUSÃ & PENAS 2001 (Mskr.).

Wichtige Kartierungseinheiten der Formation G für die Serra da Estrela:

G -  Thermophilous mixed deciduous broad-leaved forests
4 -  Iberian supra- and meso-Mediterranean Quercus pyrenaica, Q. faginea, Q. faginea subsp. broteroi and Q. canariensis forests
4.1 -  West and central Iberian supra- to meso-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests on siliceous rocks
    ...
G65 -  Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Holcus mollis
G67 -  Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Genista falcata
G70 -  Lusitanian-Extremadurian meso-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Arbutus unedo
...

G65 copy.jpg
G65 - Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Holcus mollis



G67 copy.jpg
G67 - Northwest Iberian supra-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Genista falcata


G70 copy.jpg
G70 - Lusitanian-Extremadurian meso-Mediterranean Quercus pyrenaica-forests with Arbutus unedo



Die Rand-Formationen der Serra da Estrela

Am nordwestlichen Rand der Serra da Estrela finden sich die borealen Wälder der Formation F als potentielle Natürliche Vegetation.

Formation F


Charakterisierung der  Formation F der Mesophytischen sommergrüne Laubwälder und Nadel-Laubwälder (Handbuch zur Karte der Natürlichen Vegetation Europas (p. 219) [84] ):

Charakterisierung und typologische Abgrenzung

Unter diesem Formationsbegriff (Formation F) werden die meisten periodisch laubabwerfenden, winterkahlen Waldgesellschaften zusammengefaßt, welche in mehr oder weniger ozeanisch getönten Gebieten der temperaten Zone auf terrestrischen Böden zonal vorkommen und ausschließlich oder doch vorwiegend von wenigen Laubholzarten aufgebaut werden.
Nicht einbezogen sind einerseits die wärmeliebenden, meist von verschiedenen sommergrünen Eichenarten beherrschten artenreichen Laubwälder der warm-temperaten und submediterranen Zone (Formation G), zum anderen auch nicht die azonalen, grund- oder stauwasserbeeinflußten Gesellschaften der Bruch-, Sumpf- und Auenwälder (Formation T und Formation U). Zu den genannten Gruppen der sommergrünen Laubwaldgesellschaften gibt es gleitende Übergänge, ebenso zu den Formationen der Nadelwälder (Formationen D8, D9, D12, K1 in der Übersichtskarte 1 : 10 Mio.) – hier allerdings nur im Grenzbereich ihrer horizontalen und vertikalen Verbreitung –, ferner zur Formation der Waldsteppen L.
Für die Kennzeichnung und Abgrenzung der Formation F gegenüber der Nadelwald-Formation D waren floristisch-strukturelle und physiognomische Merkmale maßgebend: Die typologische Grenzlinie fällt nämlich mit dem Umschlag zugunsten der Nadelwaldelemente im Gesellschaftsgefüge der naturnahen Bestände zusammen.
Die Formation F in unserer Auffassung läßt sich mit keiner Einheit der bekannten Formationssysteme genau identifizieren. Sie entspricht weitgehend dem Begriff der europäischen nemoralen großblättrigen Laubwälder mancher russischen Autoren.


Formation F mit den Subformationen (F1, F2, F5) auf der Iberischen Halbinsel



Subformation F1

F.1 Artenarme azidophile Eichen- und Eichenmischwälder (Quercus robur, Q. petraea, Q. pyrenaica, Pinus sylvestris, Betula pendula, B. pubescens, B. pubescens subsp. celtiberica, Castanea sativa) (BOHN et al. 2002, pp. 226)[85]


Charakterisierung und typologische Abgrenzung; geographische Verbreitung (J. Cross, J. Pallas)

Charakteristisch für bodensaure Eichen- und Eichenmischwälder ist die Vorherrschaft von Eichen, zumeist Quercus robur und Q. petraea in der Baumschicht, sowie ein dominantes Auftreten von Azidophyten im Unterwuchs, und zwar von Arten mitteleuropäischer oder eurasisch temperater Verbreitung. Strauch- und Krautschicht sind meist gut entwickelt, jedoch relativ artenarm im Vergleich zu Laubwäldern basenreicherer Standorte oder klimatisch günstigerer Gebiete.
Das Areal dieser Eichenwälder erstreckt sich in der temperaten Zone Europas von der Atlantikküste bis ins westliche Rußland (Karte 9). An seiner Südgrenze schließt es teilweise auch montane Gebiete der submeridionalen Zone ein. Das Gesamtverbreitungsgebiet gleicht einem stark zerteilten spitzwinkligen Dreieck, dessen Basis sich entlang der Atlantikküste von Nordportugal (ca. 41º N) über Irland bis nach Schottland (ca. 58º N) erstreckt. Die Spitze des Dreiecks liegt nordöstlich von Kiew (ca. 53º N, 34º O), mit isolierten Vorposten bis nahe an die Wolga bei Kasan. Die nördliche Grenze verläuft über Schottland, Südskandinavien, Litauen und Weißrußland, die südliche über Nordportugal, Nordspanien, Südfrankreich, Oberitalien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, die Ukraine und Südrußland. Südliche Ausläufer dieser Wälder reichen bis in die submeridionale Zone. Die Standorte weisen in der Regel durchlässige oder aber wechselfeuchte, nährstoffarme, saure, oft sandige, z. T. flachgründige bis felsige Böden auf. Im natürlichen Verbreitungsgebiet der Buche – insbesondere in der Subatlantischen und Zentraleuropäischen Provinz – werden die bodensauren Eichenwälder unter dem Konkurrenzdruck der Buche auf wechselfeuchte Böden oder auf sehr flachgründige Hangstandorte, die für ein Überleben der Buchenkeimlinge zu trocken sind, zurückgedrängt. Die Beurteilung der Natürlichkeit der bodensauren Eichenwälder ist teilweise spekulativ, denn vielerorts begünstigte die Nieder- und Mittelwaldwirtschaft der Vergangenheit die Eiche. Die Mehrheit der naturnahen Bestände ist daher relativ kleinflächig und zerstreut verbreitet. Großflächige Vorkommen liegen vor allem außerhalb des Buchenareals: in Westkantabrien und Galicien, Südwestfrankreich, Irland und Großbritannien, Polen, Weißrußland und der Nordukraine.

Das Areal der bodensauren Eichenmischwälder ist nicht so ausgedehnt wie das der sommergrünen Breitlaubwälder insgesamt, denn es sind weitere arealbegrenzende Faktoren wirksam:

  • In der montanen Stufe Mitteleuropas und der submeridionalen Zone herrschen Buchenwälder vor.
  • Im Norden und Nordosten des Areals ist die Konkurrenz der Nadelwälder (Formation D) der begrenzende Faktor. Auf bodensauren, nährstoffärmeren Standorten ist die Laubwaldformation im Osten Nadelbäumen eher unterlegen als auf reicheren Standorten (vgl. MONK 1966, zitiert in JÄGER 1969: 401). Daher dürften reine Laubwälder hier nur noch auf basenreicheren Standorten anzutreffen sein.
  • Im Osten lassen edaphische und klimatische Faktoren (relative Niederschlagsarmut, wärmere Sommer, nährstoffreichere Böden) die Entwicklung bodensaurer Standorte nicht mehr zu. Daher verläuft die Ostgrenze der bodensauren Laubwälder weiter westlich als die Grenze der Laubwaldformation insgesamt.
  • In der temperaten Zone bevorzugen bodensaure Eichenmischwälder die planare bis kolline Höhenstufe. In der submeridionalen Zone dagegen, an der Südgrenze des Areals, sind sie meist an die submontan-montane Höhenstufe gebunden. Ihre charakteristische Artenverbindung verändert sich nach Süden schrittweise, und es gelangen schließlich thermophile submediterrane Eichenwälder zur Vorherrschaft (Formation G).


Bestandesstruktur und Physiognomie (J. Cross)

Die natürliche Struktur dieser Wälder ist oft nicht eindeutig feststellbar, da sich jahrhundertelange
Beeinträchtigungen durch den Menschen und seine Weidetiere noch heute deutlich auswirken. Naturnahe Bestände können fünf bis sechs Schichten aufweisen, nämlich erste und zweite Baumschicht, Strauchschicht, Zwergstrauchschicht, Krautschicht und Moosschicht. In manchen Beständen sind jedoch nur drei Schichten ausgebildet.
Die Baumschicht erreicht in der Regel 60-90 % Deckung sowie eine Höhe von 15-25 (35) m. Die Bestandeshöhe kann auf sehr flachgründigen, trockenen Böden oder in windexponierten Lagen sogar unter 5 m bleiben, auf tiefgründigen Böden dagegen über 30 m betragen. Die Baumschicht wird von säuretoleranten Eichen (Quercus robur, Q. petraea) dominiert. Pionierholzarten wie Birken (Betula pendula, B. pubescens) spielen besonders im Westen in der Regenerationsphase auf verschiedenen Standorten eine wichtige Rolle, bleiben aber vor allem auf wechselfeuchten Standorten auch bis ins höhere Bestandesalter in der Baumschicht vertreten. Im Osten können Kiefer und örtlich auch Fichte mit der Eiche die Baumschicht bilden. Deckung und Vitalität der Strauchschicht sind abhängig von der Dichte der Baumschicht sowie von Nährstoffgehalt, Wasserversorgung und Luftfeuchtigkeit des Standorts. Ericaceen- oder Ginster-Arten (letztere besonders in südlicheren Gebieten) bilden vielfach eine Zwergstrauchschicht. In den nordtemperaten Gebieten Europas verleiht die dort häufige Zwergstrauchdominanz den Wäldern ein boreales Gepräge. Die Krautschicht wird gewöhnlich von Hemikryptophyten, namentlich von Gräsern, Hainsimsen und Seggen aufgebaut. Geophyten sind allgemein selten, Farne spielen jedoch in der Regel – namentlich im atlantischen und subatlantischen Bereich – eine wichtige Rolle. Pteridium aquilinum kann gebietsweise saisonal eine zusätzliche Schicht bilden. Bei dichtem Bestand verdrängt die Art nahezu alle anderen Krautarten. Deckung und Artenzahl der Moosschicht variieren ebenfalls beträchtlich. Sie erreicht besonders im hochozeanischen Westen, wo epiphytische Gesellschaften ein auffälliges Merkmal der Wälder sind, hohe Deckungsgrade. Kryptogamenreiche Gesellschaften kommen jedoch auch auf dem nordwesteuropäischen Festland auf armen und trockenen Waldgrenzstandorten vor, wo Strauch- und Krautschicht wegen der Konkurrenz der Baumschicht nur schlecht entwickelt sind.


Floristische Zusammensetzung (Artengefüge) (J. Pallas)

Die bodensauren Eichenmischwälder Europas haben eine von Eichen dominierte Baumschicht mit einem Unterwuchs, in dem azidophytische Arten vorherrschen. Arten der temperaten Mitteleuropäischen Florenregion haben den größten Anteil an der Artenzusammensetzung. Im Norden und Osten des Areals nimmt der Anteil eurasisch temperater und eurasisch borealer Sippen zu. In den südtemperaten Territorien Europas sind zahlreiche submediterrane Arten am Gesellschaftsaufbau beteiligt, im Südwesten des Areals sogar einige mediterrane Arten (vgl. Tab. 12). Weit verbreitete Baumarten sind neben den beiden mitteleuropäischen Eichenarten (Quercus robur und Q. petraea) die häufig beigemischte Buche (Fagus sylvatica) sowie die eurasisch verbreiteten Arten Betula pendula und Populus tremula. Zu den häufigsten Sträuchern zählen die eurasischen Sippen Sorbus aucuparia, Frangula alnus (auf den Britischen Inseln kaum in bodensauren Eichenwäldern vorhanden) und Juniperus communis sowie – als Elemente der mitteleuropäischen Flora – Corylus avellana und in geringer Menge Crataegus monogyna. Häufige und weit verbreitete Arten der Krautschicht (s. Tab. 12) sind die Azidophyten Melampyrum pratense, Pteridium aquilinum, Solidago virgaurea, Agrostis capillaris, Anthoxanthum odoratum, Calluna vulgaris, Deschampsia flexuosa, Molinia caerulea, Holcus mollis, Veronica officinalis, Carex pilulifera, Viola riviniana, Potentilla erecta, Lathyrus linifolius und Danthonia decumbens. Die meisten azidophytischen Moose sind zirkumpolar verbreitet. Die häufigsten Arten sind Polytrichum formosum, Dicranum scoparium, Hypnum cupressiforme, Leucobryum glaucum, Pleurozium schreberi und Scleropodium purum (Fehlstellen in iberischen Kartierungseinheiten dürften durch unvollständige oder fehlende Erfassung der Kryptogamen in den Vegetationsaufnahmen verursacht sein). Vertreter der submeridionalen Zone (für Europa sind dies Arten der Submediterranen Unterregion, und – mit weit geringerer Bedeutung – auch der Pontisch-Südsibirischen Florenregion) sind vorwiegend in südtemperaten, insbesondere aber in submediterranen Kartierungseinheiten anzutreffen. Zu den kennzeichnenden Arten gehören Castanea sativa, Sorbus torminalis, Pyrus pyraster, Hieracium sabaudum und Festuca heterophylla. In den nordtemperaten Territorien Europas fehlen im Westen die submediterranen Arten den bodensauren Eichenwäldern fast vollständig, im Osten werden sie dagegen zahlreicher, wohl aufgrund der ausgeprägteren Sommerwärme.

Die auffälligste floristische Trennlinie verläuft zwischen der Subatlantischen und der Zentraleuropäischen Provinz. In der Atlantischen Provinz sind a t l a n t i s c h e Arten wie Erica cinerea, Hyacinthoides non-scripta und Ceratocapnos claviculata sowie atlantisch-subatlantische Arten zahlreich in den Wäldern vertreten. In der Subatlantischen Provinz sind noch viele a t l a n t i s c h - s u b - a t l a n t i s c h e Arten anzutreffen, beispielsweise Teucrium scorodonia, Hypericum pulchrum, Blechnum spicant, Luzula sylvatica, Galium saxatile, Lonicera periclymenum und Hedera helix.   

Lianen scheinen – innerhalb der bodensauren Eichenwälder – in den atlantischen Territorien die größte Vitalität zu entfalten (Lonicera periclymenum, Hedera helix). In den südatlantischen Eichenwäldern treten zusätzlich die mediterran-atlantischen Arten Tamus communis und Rubia peregrina auf.

Der weitaus überwiegende Teil der a t l a n t i s c h e n Arten (AT 8.1., 8.1.S in Tab. 12) gehört zu den t h e r m i s c h  o z e a n i s c h e n Westseitenarten (vgl. JÄGER 1968). Es verwundert daher nicht, daß die Bedeutung dieser Arten in den Kartierungseinheiten in Richtung ihres klimatischen Optimums im Südwesten Eurasiens ständig zunimmt. Ulex europaeus, Leitart des Arealtyps 8.1. (lusit-atl), ist eine typische thermisch atlantische Art. Sie zeigt eine südatlantische Verbreitungstendenz, die auch andere Arten mit ähnlichen Ansprüchen auszeichnet. Die Arten dieser Gruppe erreichen häufig nicht das nordwesteuropäische Festland.

Auch einige a t l a n t i s c h - s u b a t l a n t i s c h e  Arten (AT 8.2., 8.5., 8(1).6.) erscheinen in den nordtemperat-euozeanischen Bezirken Europas in bodensauren Eichenwäldern nur auf den Britischen Inseln und fehlen auf dem Festland.

Einige a t l a n t i s c h e Arten besiedeln nur die Südatlantische Unterprovinz und teilweise mit Vorposten die Territorien der Meridio-Atlantischen Provinzgruppe: Pyrus cordata, Pseudarrhenatherum longifolium, Daboecia cantabrica, Potentilla montana u. a. Diese Arten werden unter dem hier neu etablierten Pseudarrhenatherum longifolium-Arealtyp (8.1a. Nordlusit südatl, vgl. MEUSEL et al. 1965b, K 44d) in der Tabelle zusammengefaßt. Die iberischen bodensauren Eichenwälder innerhalb des 8.1a.-Areals erfahren noch eine Steigerung ihres südatlantischen Charakters. Sie beherbergen neben weiteren südatlantischen Arten zusätzlich eine Reihe von Endemiten (Omphalodes nitida, Crepis lampsanoides, Aquilegia vulgaris subsp. dichroa), die ebenfalls dem AT 8.1a. zuzurechnen sind. Die größte Anzahl an atlantischen Arten weist schließlich die nordwestiberische F14 auf.

Eine andere Gruppe von Arten bewohnt ebenso Teile der Südatlantischen Unterprovinz, aber in Iberien und südwärts davon nicht nur atlantische Gebiete, sondern auch das weniger ozeanische Landesinnere und zeichnet sich zusätzlich durch eine Präferenz der montanen Höhenstufe aus. Im Gegensatz zum AT 8.1a. liegt der größte Teil des Areals dieser Arten in der s u b m e r i d i o n a l e n Zone. Als Leitarten dieses Verbreitungstyps können Quercus pyrenaica und Arenaria montana gelten (JALAS & SUOMINEN (1976, 1983) Karte 305 und 688). Ihr Areal entspricht dem westlichen Ausschnitt des westsubmediterranen Arealtyps 5.6. Ihr Arealtyp wird daher hier als Quercus pyrenaica-Arealtyp 5.6a. zusätzlich etabliert: (westmed)-westsubmed//mo-(südatl). Bei ausschließlichen Gebirgspflanzen ist auch 6.1a. möglich. Wiederum bewohnen einige Arten nur Segmente dieses 5.6a.-Areals, häufig handelt es sich auch hierbei um iberische Endemiten.

Weitere s u b m e d i t e r r a n - o z e a n i s c h e Arten wie Luzula forsteri, Euphorbia amygdaloides, E. dulcis und Polystichum setiferum sind gleichfalls auf die südatlantischen Einheiten konzentriert, können aber in die Zentral- (F17, F21) und die Ostsubmediterrane Provinzgruppe übergreifen. Ein häufiger Arealtyp ist 5.7.

M e d i t e r r a n e Arten (ATG 1.) sind innerhalb der hier betrachteten Kartierungseinheiten nur im Südwesten in den südatlantischen Territorien vertreten, insbesondere in den planar-kollinen Einheiten. Hierzu gehören beispielsweise Quercus suber, Pinus pinaster, Erica arborea, Arbutus unedo, Tamus communis, Rubia peregrina, Ruscus aculeatus, Asphodelus albus, Hypericum androsaemum und Asplenium onopteris. Den größten relativen Anteil dieser Arten enthält wiederum F14, es folgen F7 und F15. Häufig ist der mediterran-atlantische Arealtyp 1.10., das heißt es handelt sich auch hier um ausgesprochen
thermisch ozeanische Arten.

Dagegen finden sich in der Tabelle nur wenige Gefäßpflanzenarten, die im Norden der Atlantischen Provinz in bodensauren Eichenwäldern ebenso gut oder noch besser gedeihen als im Süden und in der Meridio-Atlantischen Provinzgruppe. Hierzu kann man Galium saxatile, Blechnum spicant, Luzula sylvatica, Oreopteris limbosperma, Dryopteris aemula, eventuell auch Ilex aquifolium und Erica tetralix zählen. Viele dieser Arten sind im Osten der Subatlantischen Provinz Gebirgspflanzen.
Man kann daneben die meisten Vertreter der Mnium hornum-Moosgruppe als nordtemperat-atlantisch-subatlantisch betrachten.

Auf besonders armen Standorten sind ferner rohhumusbewohnende Moose wie Lophocolea heterophylla, Plagiothecium laetum und Aulacomnium androgynum in den nordwestlichen Territorien der bodensauren Eichenwälder bezeichnend. Die bodensauren Eichenwälder in Westirland und, in geringerem Ausmaß, in Westbritannien sind besonders erwähnenswert. H y g r i s c h h y p e r o z e a n i s c h e , austrocknungsempfindliche Kryptogamen treten dort in einer Artenfülle auf, wie sie in bodensauren Eichenwäldern sonst nicht wieder anzutreffen ist. Im Blechno-Quercetum petraeae bei KELLY (1981) beträgt die mittlere Artenzahl (mAZ) 57,6. Phanerogamen haben etwa 34 % Anteil an der mAZ, Kryptogamen dagegen 66 %. Die Einheit F1 repräsentiert, analog zur extrem thermisch hyperozeanischen Einheit F14 in Iberien, eine extrem hygrisch hyperozeanische Einheit innerhalb der hier behandelten Eichenwälder. Charakteristisch sind Farne wie Hymenophyllum tunbrigense, H. wilsonii und Dryopteris aemula, weiter verbreitete ozeanische Bryophyten wie Lepidozia reptans und viele extrem atlantische Bryophyten wie Dicranum scottianum, aber insbesondere auch Lebermoose der Gruppe um Adelanthus decipiens. Diese Arten kommen auch in Lorbeerwäldern der Macaronesischen Unterregion (azor-canar-mad) vor.

Alle für die atlantischen und subatlantischen Einheiten charakteristischen ozeanischen Artengruppen fehlen den bodensauren Eichenwäldern in den beiden östlichen Provinzen der Mitteleuropäischen Florenregion. Die dortigen Kartierungseinheiten zeichnen sich vielmehr durch eine Zunahme b o r e a l e r und e u r a s i s c h t e m p e r a t e r Sippen aus, die bereits in den westlichen nordtemperaten Territorien einsetzt. Vertreter dieser Artengruppe sind Pinus sylvestris, Picea abies, Vaccinium myrtillus, Luzula pilosa, Maianthemum bifolium, Vaccinium vitis-idaea, Trientalis europaea, Rubus saxatilis, Pyrola rotundifolia, Calamagrostis arundinacea und Orthilia secunda. Vielfach sind dies Nadelwaldelemente k o n t i n e n t a l e r Arealtypen (AT 10.3., 10.8., 11.3.). Der osteuropäische Charakter wird zusätzlich deutlich durch eine Reihe von Arten des sommergrünen Breitlaubwaldes, die die Atlantische Provinz nicht erobert haben. Die Arten des s u b k o n t i n e n t a l e n Asarum-Typs 8.11. mit Verbreitungsschwerpunkt im Osten der Mitteleuropäischen Region meiden das Ulex-Areal 8.1.; auch die Arten mit den subkontinentalen 8.13.- und 8.14.-Arealtypen sind hier anzuschließen (vgl. Tab. 12, p. 5). Hierher gehören Acer platanoides, Euonymus verrucosa, Campanula persicifolia, Carex montana, Peucedanum oreoselinum, Potentilla alba und zahlreiche weitere. Diese Artengruppen spielen auch in der im Osten der Zentralsubmediterranen Provinzgruppe gelegenen illyrischen F21 eine bedeutende Rolle, und die ebenfalls zentralsubmediterrane insubrische F17 zeichnet sich durch das Nebeneinander von ozeanischen und subkontinentalen Arten aus. Unter den Kryptogamen differenziert die Artengruppe um Dicranum polysetum die osteuropäischen Einheiten.
Neben den bereits erwähnten allgemein verbreiteten submediterranen Arten zeichnen sich die zentraleuropäischen und sarmatischen Kartierungseinheiten, insbesondere aber die südzentraleuropäische F20 und die illyrische F21 durch die Beteiligung charakteristischer ostsubmediterraner Arten mit Arealerweiterungen ins östliche Mitteleuropa aus: Genista tinctoria, Cytisus nigricans, Genista germanica und weitere. Doch können einige Vertreter des kontinentalen AT 5.9. Wie Vincetoxicum hirundinaria oder Tanacetum corymbosum weit nach Westen übergreifen, insbesondere in xerotherme Ausbildungen der F17 oder in die xerotherme subatlantische F18.

Die besondere pflanzengeographische Bedeutung der s u b m e r i d i o n a l e n Zone wird durch die Verbreitung der Eichenarten in den bodensauren Eichenwäldern unterstrichen. In den nordtemperaten Territorien des Areals sind Quercus robur und Q. petraea die bestandsbildenden Arten. In den südtemperaten bis submediterranen Territorien treten weitere Eichenarten in den bodensauren Eichenwäldern auf, beispielsweise Q. pyrenaica, Q. canariensis und Q. suber auf der Iberischen Halbinsel oder Q. dalechampii, Q. polycarpa, Q. cerris und Q. frainetto in Südosteuropa.

Eine Sonderstellung nimmt die illyrische F21 am südöstlichen Arealrand der bodensauren Eichenmischwälder Europas ein. Sie ist durch zahlreiche e u - s u b m e d i t e r r a n e Arten charakterisiert, die klimatisch begünstigte Gebiete mit besonderer Eignung für anspruchsvolle sommergrüne Breitlaubwälder in der Zentral- und Ostsubmediterraneis bewohnen (häufig sind AT 5.4. und 5.5.): Quercus cerris, Q. frainetto, Q. dalechampii, Q. polycarpa, Tilia tomentosa, Acer tataricum, Fraxinus ornus, Hieracium racemosum, Potentilla micrantha, Epimedium alpinum, Chamaecytisus hirsutus, Lathyrus venetus, Silene viridiflora und weitere. Viele dieser Arten treten in nur geringer Menge oder Stetigkeit auf, doch im Überblick ist F21 durch das Neben- und Miteinander der anspruchsvollen submediterran-nemoralen Elemente klar gegen die südtemperate F20 differenziert.

Kartierungseinheiten auf stark wechselfeuchten Standorten (F3, F9, F22) sind durch das gehäufte Auftreten von nässetoleranten Arten gekennzeichnet, beispielsweise durch Molinia caerulea, Deschampsia cespitosa, Agrostis stolonifera, Carex nigra und Lysimachia vulgaris. Für westliche Einheiten sind Myrica gale, Erica tetralix, Narthecium ossifragum und Sphagnum-Arten bezeichnend, für zentraleuropäisch-sarmatische Molinia arundinacea und Carex brizoides. Oreophyten differenzieren schließlich die montanen Kartierungseinheiten. Hierbei spielen westsubmediterrane Gebirgspflanzen besonders in F25 eine Rolle, während die zentralsubmediterrane F17 durch alpine Elemente ausgezeichnet ist (namentlich Luzula nivea und Phyteuma betonicifolium).


Stellung im pflanzensoziologischen System (Syntaxa) (J. Pallas)

Die Ordnung der azidophilen Eichenwälder, Quercetalia roboris Tüxen 1931, wird heute je nach
Auffassung in die Klasse Querco-Fagetea oder, wie ursprünglich, in eine eigenständige Klasse
Quercetea robori-petraeae Braun-Blanquet et Tüxen 1943 gestellt.

Die Ursache für die unterschiedliche Sichtweise liegt in der geographischen Ausgangssituation der Autoren, denn die Ordnung Quercetalia enthält, wie auch Tabelle 12 zeigt, in den südtemperaten und submeridional/montanen Territorien Europas wesentlich höhere Anteile an anspruchsvolleren Laubwaldarten als beispielsweise im nordwesteuropäischen temperaten Tiefland.

Die Quercetalia roboris Tüxen 1931 beinhalten pflanzengeographisch heterogene Verbände, die gleichsam nur durch die Vorherrschaft von Säurezeigern und durch die Vorherrschaft azidotoleranter Eichen gekennzeichnet sind. Die Kombination beider Merkmale ist das eigentliche Charakteristikum der Ordnung.

Gegen die atlantischen Einheiten, die in den extrem ozeanischen Gebieten (Irland, Nordwestiberien) mit zahlreichen charakteristischen Arten ausgestattet sind, nehmen sich bereits die subatlantischen Einheiten wie Marginalsyntaxa aus und bleiben ohne eigene Kennarten. Die Grenze zwischen Subatlantischer und Zentraleuropäischer Provinz tritt dagegen wiederum durch den Ausfall der atlantisch-subatlantischen Arten recht deutlich in Erscheinung. Doch wirken die zentraleuropäischen Einheiten gegen die sarmatischen mit ihrem markanten Anteil an eurasischen oder zirkumborealen Nadelwaldarten, eurasisch temperaten und osteuropäischen Arten sowie ihren besseren Trophieverhältnissen wiederum nur wie Marginalsyntaxa.

Im Prinzip sind nur die Eichenwälder der beiden Mannigfaltigkeitszentren (atl + submed) durch Azidophyten europäischer Verbreitung floristisch positiv charakterisiert. Unter gesamteuropäischem Aspekt ergeben sich daher synsystematische Probleme aus dem klimabedingten Rückgang der atlantischen und atlantisch-subatlantischen Arten nach Osten. Zusätzlich ist der größere Artenreichtum der submeridionalen Zone gegenüber der temperaten zu berücksichtigen (vgl. MEUSEL & JÄGER 1989).

In Tabelle 12 (pp. 342-50 in BOHN et al. 2004) wird der Versuch unternommen, möglichst viele Einheiten der geographisch weitverbreiteten Ordnung Quercetalia roboris miteinander zu vergleichen. Die folgende Übersicht stellt eine Revision und Erweiterung des vom Verfasser (PALLAS 1996, 2000) bereits publizierten Vorschlags dar. Die Einteilung basiert nunmehr ausschließlich auf chorologischen Kriterien. Standortsunterschiede (wechselfeuchte Einheiten) werden den geographischen Kriterien untergeordnet.

Die Sonderstellung der jeweils extrem ozeanischen Eichenwälder soll in eigenständigen Verbänden deutlich werden. Diese Einheiten repräsentieren jeweils Mannigfaltigkeitszentren. Das Hymenophyllo-Quercion umfaßt die hygrisch hyperozeanischen irischen und das Quercion robori-pyrenaicae die thermisch hyperozeanischen Eichenwälder im Nordwesten Iberiens. Die verbleibenden südtemperaten bodensauren Eichenwälder der Atlantischen und Subatlantischen Provinz gehören zum Quercion roboris, und die verbleibenden nordtemperaten Eichenwälder der Atlantischen und Subatlantischen Provinz können im Molinio-Quercion zusammengefaßt werden. In gleicher Weise werden auch die Eichenwälder der Zentraleuropäischen und der Sarmatischen Provinz in einen nordtemperaten Verband Vaccinio-Quercion petraeae und einen südtemperaten Verband Agrostio-Quercion zusammengefaßt.

Die zentral- und ostsubmediterranen bodensauren Eichenwälder gehören zum Castaneo-Quercion.


Quercetea robori-petraeae Braun-Blanquet et Tüxen 1943
Quercetalia roboris Tüxen 1931

1. Hymenophyllo-Quercion petraeae Pallas 2000: nordwesteuropäisch-temperat, mittelatlantisch, hygrisch hyperozeanisch

  • F1 Quercetum petraeae Moss 1911 = Blechno spicant-Quercetum petraeae Br.-Bl. et Tx. 1952.

2. Quercion robori-pyrenaicae (Braun-Blanquet et al. in P. Silva et al. 1950 corr. Br.-Bl. et al. 1956) Rivas-Martínez 1975: (submeridional)-südtemperat, südatlantisch: nordlusit-galic-cant, thermisch hyperozeanisch. (Enthält iberische Endemiten der AT 8.1a. und 5.6a., vgl. Tab. 12). Urprüngliche Namensform: Quercion roboris broteroanae Braun-Blanquet, Pinto da Silva, Rozeira & Fontes in Pinto da Silva, Rozeira & Fontes 1950, Agronomia Lusitana 12(3): 435. Quercion occidentale Br.-Bl. et al. 1956 = Quercion roboris broteroanae (Braun-Blanquet et al. 1956, Agronomia Lusitana 18(3): 173).

  • F14 Rusco aculeati-Quercetum roboris Braun-Blanquet, P. Silva et Rozeira 1956; Blechno spicant-Quercetum roboris Tüxen et Oberdorfer 1958
  • F23 Myrtillo-Quercetum roboris Braun-Blanquet, P. Silva, Rozeira et Fontes in P. Silva, Rozeira et Fontes 1950 (Holotypus!)
  • F24 Melampyro pratensis-Quercetum pyrenaicae Rivas-Martínez in Rivas-Martínez, T. E. Díaz, F. Prieto, Loidi et Penas
  • 1984 (euskaldisch); Linario triornithophorae-Quercetum pyrenaicae Rivas-Martínez, T. E. Díaz, F. Prieto, Loidi et Penas 1984 (orokantabrisch)
  • F25 Linario triornithophorae-Quercetum petraeae (Rivas-Martínez, Izco et Costa ex F. Navarro 1974) F. Prieto et Vázquez 1987; Luzulo henriquesii-Quercetum pyrenaicae (F. Prieto et Vázquez 1987) F. Prieto et Vázquez 1994.

Der Verband Quercion pyrenaicae Rivas Goday ex Rivas-Martínez 1964 [1963] umfaßt die bodensauren Quercus pyrenaica-Wälder mit Schwerpunkt in der Nordiberischen Provinz. Hierzu gehört in der Karte die Formationsuntergruppe G.4.1. mit den Einheiten G64 bis G70. Die Quercus canariensis-Wälder auf Silikatgestein der Formationsuntergruppe G.4.4. (G76, G77) stehen dieser Einheit ebenfalls nahe. Als submeridionale Einheit ist dieser Verband mit dem Castaneo-Quercion Soó 1964 zu vergleichen (siehe unten).

Wir haben uns für eine Trennung der ehemaligen Unterverbände auf Verbands-Rang entschieden. Die Unterschiede in der zonalen und der Ozeanitätsbindung der beiden Verbände sollen deutlich werden: einerseits temperat-südatlantische, meist von Quercus robur dominierte Wälder, andererseits submeridional-nordiberische, meist von Q. pyrenaica dominierte Wälder (vgl. Karte). Dadurch wird vermieden, daß ein Verband zwei Vegetationszonen umfaßt. In der Zukunft bleibt abzuklären, ob das  westsubmediterrane Quercion pyrenaicae und das zentral- bis ostsubmediterrane Castaneo-Quercion nicht in einer Ordnung submediterraner bodensaurer Eichenwälder vereinigt werden können.

3. Molinio caeruleae-Quercion roboris Scamoni et Passarge 1959: nordtemperat, mittelatlantische und nordsubatlantische Unterprovinz

  • F2 W11 Quercus petraea-Betula pubescens-Oxalis acetosella woodland und W17 Quercus petraea-Betula pubescens-Dicranum majus woodland (excl. subcomm. a) in Rodwell 1991; Galio saxatilis-Quercetum Birse et Robertson 1976
  • F3 W4 Betula pubescens-Molinia caerulea woodland, W16 Quercus-Betula-Deschampsia woodland, feuchte Ausbildungen, W17 Quercus petraea-Betula pubescens-Dicranum majus woodland, feuchte Ausbildungen, alle in Rodwell 1991.
  • F9 Molinio caeruleae-Quercetum roboris (Tüxen 1937) Scamoni et Passarge 1959 (Lectotypus!)
  • F8 Ilici-Quercetum roboris Tüxen 1930, Betulo-Quercetum roboris Tüxen 1930, Populo-Quercetum petraeae Tüxen 1951, Deschampsio flexuosae-Quercetum roboris Passarge 1966
  • F10 Melico-Quercetum Björnstad 1971.

4. Quercion roboris Malcuit 1929: südtemperat, südatlantische und südsubatlantische Unterprovinz

  • F26 Lathyro montani-Quercetum petraeae (Lapraz 1966) Rivas-Martínez 1983; Prunello hastifoliae-Quercetum petraeae Vigo ex Rivas-Martínez et Costa 1998
  • F15 Hyperico pulchri-Quercetum roboris Rivas-Martínez, Báscones, Díaz, Fernández González et Loidi 1991.
  • F7 Arbuto unedonis-Quercetum petraeae Lapraz 1963b; Lonicero periclymeni-Quercetum roboris Lapraz 1963b
  • F5 Solidagini-Quercetum (Gaume 1924) Doing 1962 = Quercetum sessiliflorae Gaume 1924 nom. illegit. (Art. 31) (Holotypus!), syntax. Synon. Peucedano-Quercetum roboris Braun-Blanqet 1967. Der Verfasser verwirft an dieser Stelle seine frühere Gleichsetzung (PALLAS 1996: 21) des Teucrio scorodoniae-Quercetum petraeae Chouard 1925 mit dem Quercetum sessiliflorae Gaume 1924. Der Neotypus (Aufn. 19, Tab. 2, „Peucedano-Quercetum“, Rameau & Royer 1975, vgl. Pallas 1996: 21) wird beibehalten für das Quercetum sessiliflorae Gaume 1924, aber verworfen für das Teucrio-Quercetum Chouard 1925.
  • F4 „Rusco-Quercetum“ Noirfalise ass. nov. prov. (nom. inval., Art. 3b)
  • F6 Mespilo-Quercetum Frileux 1975
  • F16 Teucrio scorodoniae-Quercetum petraeae Chouard 1925
  • F18 Hieracio glaucini-Quercetum petraeae Lohmeyer 1978 corr. Denz 1994; Cladonio portentosae-Quercetum petraeae Pallas 1996.
  • F8 Agrostio capillaris-Quercetum roboris Passarge 1968; Violo rivinianae-Quercetum roboris Oberdorfer 1957.

5. Vaccinio myrtilli-Quercion petraeae Pallas 1996: (nord)temperat (zentraleuropäisch, sarmatisch)
  • F19, Calamagrostio-Quercetum (Hartmann 1934) Scamoni et Passarge 1959 (Holotypus!), Vaccinio vitis idaeae-Quercetum Oberdorfer 1957 p.p., typo excluso, zentraleuropäische Ausbildungen, „Pino-Quercetum“ sensu auct. German. non Reinhold 1944, non auct. polon.
  • F12 Calamagrostio arundinaceae-Quercetum petraeae (Hartmann 1934) Scamoni et Passarge 1959, ostzentraleuropäische Ausbildungen. Die syntaxonomische Bewertung der osteuropäischen Einheiten ist wegen der großflächigen Durchmischung von Nadelwald und sommergrünem Laubwald nicht einfach. In diese natürlichen Übergänge greift noch zusätzlich der forstliche Einfluß des Menschen ein. Das zunächst für die Einheit F12 vorgesehene Syntaxon Querco-Pinetum J. M. Matuszkiewicz 1988 nom. inval. (Art. 5) et illegit. (Art. 31) ist jedoch in der Mehrzahl seiner Aufnahmen von Nadelhölzern dominiert und wurde daher folgerichtig vom Autor zum Dicrano-Pinion gestellt. Für die Etablierung der Syntaxa und die Wahl der nomenklatorischen Typen ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, daß die Dominanz der Laubhölzer gewährleistet ist, denn sonst kann F12 nicht in der Laubwaldformation F verbleiben. Das Calamagrostio-Quercetum sollte als Leitgesellschaft der gesamten Zentraleuropäischen Florenprovinz betrachtet werden. Die Einheit F12 endet im Prinzip, wie auch das Areal von Quercus petraea, in der Zentraleuropäischen Provinz; sie erscheint daher in der Karte zu weit nach Osten ausgedehnt. Die sarmatische Einheit ist F13.
  • F13 Serratulo tinctoriae-Quercetum roboris Pallas 2003 ass nov. hoc loco. Sarmatische, nadelholzhaltige bodensaure Stieleichenwälder. Holotypus, J. Pallas hoc loco: J. M. Matuszkiewicz 1988, Tab. 6, Aufn. 10 von T. Traczyk, aufgeführt unter „Serratulo-Pinetum“ nom. superfl. (Art. 29c).

Bei der Einheit F13 stellt sich die gleiche Frage nach der Laubholzdominanz zum Verbleib der Einheit in der Laubwaldformation. Die hier neu beschriebene Assoziation repräsentiert den eichendominierten Teil der fichtenhaltigen „subborealen“ Rasse des „Serratulo-Pinetum“.

6. Agrostio capillaris-Quercion petraeae Scamoni et Passarge 1959: südtemperat (südzentraleuropäisch, südsarmatisch)

  • F11 Pyrolo-Quercetum petraeae Passarge 1957 (Lectotypus).
  • F12 Pyrolo-Quercetum petraeae Passarge 1957, ostzentraleuropäische Ausbildungen.
  • F13 Sarmatische Rasse des Serratulo-Pinetum (W. Matuszkiewicz et Polakowska 1955) J.M. Matuszkiewicz 1988 nom. superfl. (Art. 29c), als eichendominiertes Syntaxon noch neu zu beschreiben.
  • F22 Molinio arundinaceae-Quercetum Samek 1962, Molinio arundinaceae-Quercetum roboris R. & Z. Neuhäusl 1967.
  • F20 Luzulo luzuloidis-Quercetum petraeae Hilitzer 1932.

7. Castaneo-Quercion Soó 1964: submeridional (insb. zentralsubmediterrane Provinzgruppe)

  • F17 Hieracio tenuiflori-Quercetum roboris Oberdorfer 1964
  • F21 Castaneo-Quercetum (croaticum) Horvat 1938 (Lectotypus!), Erico-Quercetum petraeae Horvat 1959, Melampyro vulgati-Quercetum petraeae Puncer et Zupancic 1979 nom. illeg. [Art. 31], Luzulo forsteri-Quercetum petraeae Borhidi et Kevey 1996. Cytiso hirsuti-Quercetum petraeae (Stefanovic 1964) Pallas 2003 nom. nov. hoc loco pro nom. illegit. (Art. 34) Quercetum montanum illyricum Stefanovic 1964, Rad. Sumarsk. Fak. Sumarstvo Sarajevu 9(3), p. 22. Nomenklatorischer Typus (Lectotypus), J. Pallas hoc loco: op. cit., Tab. II, p. 26-29, Aufn. 8. Nicht gesondert herausgestellt werden die von verschiedenen Autoren unter „Genisto pilosae-Quercetum“ beschriebenen besonders xerophytischen Felspflanzen-Eichenwälder. Sie kommen im Areal von F20, F21 und auch F17 vor und vermitteln, insbesondere auf etwas basenreicheren Felsstandorten, zur Formation G. Sehr ähnlich ist Einheit F18 in der Subatlantischen Provinz.


Gliederung in Untereinheiten (J. Pallas)

In der Gesamtlegende ist die Hauptgliederung der azidophilen Eichenwälder nach Höhenstufen
erfolgt, die im wesentlichen von Norden nach Süden angeordnet sind:

  • planar-kolline Ausbildungen (F1-F13), (auf der Iberischen Halbinsel nicht vorhanden - nur östlich der Pyrenäen)
  • kollin-submontane Ausbildungen (F14-F22),
  • montan-hochmontane Ausbildungen (F23-F26).

Subformation F1
Untergruppe F1.2 (kollin-submontan)
(F14-F22 - davon auf der Iberischen Halbinsel: F14, F15)
Untergruppe F1.3 (montan-hochmontan)
(F23-F26 - davon auf der Iberischen Halbinsel: F23, F24, F25, F26)


Iberische Kartierungseinheiten von Untergruppe F.12

Iberische Kartierungseinheiten von Untergruppe F1.3 von F1



Subformation F2

Charakterisierung und typologische Abgrenzung; geographische Verbreitung

Nach BOHN et al. (2002) liegt das Verbreitungsgebiet dieser ozeanischen Formation mit den Hauptbaumarten Fraxinus excelsior, Quercus robur, Ulmus glabra und Quercus petraea liegt überwiegend auf den Britischen Inseln, ferner am Fuß und im Innern der westlichen Pyrenäen und des Kantabrischen Gebirges; hinzu kommen isolierte Vorkommen entlang der Westküste von Norwegen und in Nordwestfrankreich.
Die Bestände der Formation besiedeln in der Regel basenreiche, oft kalkhaltige, mäßig saure bis neutrale Braunerden. Charakteristisch ist eine relativ artenreiche meso- bis eutraphente Flora im Unterschied zur vorhergehenden Formation der artenarmen, azidophilen Eichen- und Eichenmischwälder (F.1). Eichen-Eschenmischwälder kommen hauptsächlich außerhalb des natürlichen Areals von Eichen-Hainbuchenwäldern und Buchenwäldern vor, wobei Fagus sylvatica in Spanien, Frankreich und Südengland allerdings örtlich als natürliches Element in dieser Formation vertreten ist. In Irland nimmt Fraxinus excelsior alle basenreichen, mäßig trockenen bis feuchten Standorte als herrschende Baumart ein, da hier Buche und Hainbuche von Natur aus fehlen.

Iberischer Anteil der Untergruppe F2.2 (F33)
F33 - Cantabrian-Euscaldian mixed oak-ash forests (Fraxinus excelsior, Quercus robur, Quercus petraea, Tilia platyphyllos, Fagus sylvatica) with Polystichum setiferum, Pulmonaria affinis, Stellaria holostea, Potentilla sterilis


Subformation F5
Natürliche autochthone Vorkommen von Buchenwald (Fagus sylvatica) gibt es in der Serra da Estrela nicht. Auch eiszeitliche Vorkommen der Rotbuche konnten durch Pollenanalysen für die Serra da Estrela nicht belegt werden, obwohl Simulationen unter den Klimabedingungen von vor ca 20.000 Jahren ein prähistorisches Vorkommen zu dieser Zeit in der Serra da Estrela  möglich erscheinen lassen.
Fagus sylvatica 21000.JPG
Simulationsergebnis zu Fagus sylvatica - 21000 BP[86]

Für den Norden der Iberischen Halbinsel ist die Rotbuche als jedoch als autochthone Spezies nachgewiesen und ihre rezente Verbreitung im Norden der Iberischen Halbinsel ist auch aus prähistorischen Zeiten durch Pollenanalysen belegt. In der Karte der Potentiellen Natürlichen Vegetation Europas erscheint die Buche in Form verschiedener Buchenwaldgesellschaften in der Subformation F5 (Kartierungseinheiten (F98, F99) und (F136, F137, F138)) auf der Iberischen Halbinsel (BOHN et al. 2002, pp. 286).

F.5 Buchenwälder und Buchenmischwälder  

Charakterisierung und typologische Abgrenzung

Nach BOHN et al. (2002) sind Buchenwälder durch die natürliche Vorherrschaft der Buche (Fagus sylvatica) in der Baumschicht gekennzeichnet; deren Deckung beträgt hier mindestens 50 %, meist jedoch über 90 %. Buchenwälder weisen nur wenige Mischbaumarten in der 1. oder 2. Baumschicht auf, da die Buche in ihrem klimatischen und edaphischen Optimalbereich – auf „Normalstandorten“ – außerordentlich konkurrenzkräftig und gegenüber anderen Baumarten unduldsam ist; dabei kommen ihr die hohe Schattenverträglichkeit und weite Standortsamplitude zugute, die von nährstoffarmen bis -reichen Böden, von betont frischen oder staufeuchten bis zu trockenwarmen Standorten und vom Tiefland bis in die hochmontane Stufe der Gebirge reicht. Mischbaumarten erlangen gewöhnlich erst in standörtlichen Grenzbereichen der Buchenwälder, im Übergang zu anderen Waldgesellschaften extremerer Standorte, höheren Anteil. Die Beteiligung von Mischbaumarten hängt von der Trophie der Standorte, der Bodenfeuchte, der Höhenlage und von der geographischen Lage sowie der Gebietsflora ab. Die wichtigsten Mischbaumarten sind Quercus petraea (bodensaure und staufeuchte Tieflagenstandorte), Carpinus betulus (reichere Tieflagenstandorte, 2. Baumschicht), Fraxinus excelsior, Acer pseudoplatanus, A. platanoides, Ulmus glabra (reichere sowie blockreiche Standorte vor allem höherer Lagen), Abies alba, Picea abies (vorwiegend in höheren Mittel- und Hochgebirgen). Die Waldbestände sind in der Regel zwei-, seltener dreischichtig, wobei Strauch- und Moosschicht weitgehend fehlen. Zusammensetzung und Deckung der Kraut- (und Strauchschicht) variieren sehr stark in Abhängigkeit von der Nährstoff- und Wasserversorgung des Bodens, ferner von Exposition, Meereshöhe und geographischer Lage: Danach werden u. a. azidophile, basiphile und thermophile, artenarme und -reiche, moosreiche, simsenreiche, seggenreiche, grasreiche, krautreiche, farnreiche und hochstaudenreiche Ausbildungen unterschieden, die verschiedenen Verbänden innerhalb der Querco-Fagetea bzw. Fagetalia sylvaticae angehören.

Subformation F5 auf der Iberischen Halbinsel
Iberischer Anteil der Untergruppe F5.1
(F98, F99)
Iberischer Anteil der Untergruppe F5.2



Die wichtigsten Kartierungseinheiten der Formation F nord-nordwestlich und nördlich von der Serra da Estrela:

F14 copy.jpg
F14 - Galician-north Lusitanian hyperoceanic pedunculate oak forests (Quercus robur, partly Quercus pyrenaica, Quercus suber) with Laurus nobilis, Viburnum tinus, Pyrus cordata, Daboecia cantabrica, Andryala integrifolia


F23 copy.jpg
F23 - Galician-north Lusitanian oak forests (Quercus robur, Quercus pyrenaica) with Betula pubescens subsp. celtiberica, Cytisus striatus, Dryopteris aemula, Anemone trifolia subsp. albida, Omphalodes nitida




Formation J



An den südöstlich und nordöstlichen Rändern der Serra da Estrela finden wir die Formation J der Mediterranen Hartlaubwälder und -gebüsche.

J - Mediterrane Hartlaubwälder und -gebüsche[87]

Charakterisierung und typologische Abgrenzung; Bestandesstruktur und Physiognomie

Die Formation „Mediterrane Hartlaubwälder und -gebüsche“ umfaßt Gesellschaften xeromorpher immergrüner Baum- und Straucharten, vor allem der Gattungen Quercus (Subgenus Sclerophyllodrys), Pinus, Juniperus, Olea und Pistacia. Dominanzen einer Baum- oder Strauchart sind häufig. Hartlaubwälder und -gebüsche kommen auf ganz verschiedenen Substraten und in allen Expositionen vor, doch werden grundwasserbeeinflußte Standorte gemieden.
Die Struktur der Bestände hängt von abiotischen Standortfaktoren und der Artenzusammensetzung ab, vor allem aber von der aktuellen und früheren Nutzung. Die meisten immergrünen Laubwaldarten können – je nach den äußeren Einflüssen, manche anscheinend auch genetisch prädisponiert – baum- oder strauchförmig wachsen. Bestände mit dichtem Kronenschluß sind licht- und artenarm. Der spärliche Unterwuchs solch dichter Wälder und Gebüsche besteht aus vereinzelten Kleinsträuchern, Gräsern, Lianen, Geophyten, Farnen sowie dem Jungwuchs der Bäume und Sträucher. Viel häufiger sind lichte Bestände, wie sie von Natur aus in Steillagen, in der Regel aber als Folge von Nutzungseinflüssen wie Holzentnahme und Beweidung vorkommen. Durch ungeregelte Holznutzung degradierte Bestände haben Gebüsch- oder Buschwaldstruktur (Macchia, maquis). Sind sie, meist durch Beweidung, fleckweise aufgelöst und mosaikförmig mit Zwergstrauch- und krautiger Vegetation verzahnt, so sprechen wir von Garrigue. Kernwüchsige Weidewälder haben meist geringen Kronenschluß, unausgewogene Altersstruktur und eine durch Ökotoneffekte reiche Binnenstruktur.
Mediterrane Hartlaubwälder sind in für den Ackerbau günstigen Räumen schon während des Neolithikums, in ungünstigeren Lagen vor allem in Zeiten hohen Bevölkerungsdrucks durch extensive ungeregelte Holzentnahme und Beweidung mit Ziegen und Schafen zerstört oder degradiert worden. An ihre Stelle traten verschiedene Kulturlandformationen. Bei extensiver Beweidung entstanden sekundäre Kleinstrauchgesellschaften (regional unterschiedlich als Tomillares, Phrygana oder Batha bezeichnet), bei anhaltender regressiver Syndynamik geophyten- und annuellenreiche Trockenrasen und Heiden.
In jüngerer Zeit beobachtet man in den meisten Ländern am Nordrand des Mittelmeeres bei nachlassendem Nutzungsdruck sich selbst überlassene regenerative Hartlaubvegetation. Das dynamische Potential solcher Bestände, besonders der zeitliche Ablauf der progressiven Sukzession und die jeweilige Schlußwaldgesellschaft, sind in hohem Maße standortabhängig und im einzelnen wenig bekannt.


Geographische Verbreitung

Das natürliche Wuchsgebiet mediterraner Hartlaubwälder und -gebüsche in Europa umfaßt den
größten Teil der Iberischen Halbinsel, die Tieflagen und küstennahen Gebiete Südfrankreichs, Italiens, der Adria-Länder und der südlichen Balkanhalbinsel sowie die Mittelmeerinseln von den Balearen bis zur Ägäis mit Ausnahme einiger Gebirgs- und Küstenräume (s. Karte 14 im Textband sowie die Blätter 7 und 8 der Europakarte). Während mediterrane Hartlaubwälder im iberischen Teil des Verbreitungsgebietes auch weit im Inland vorkommen, bleiben sie im Norden des Areals auf einen meist wenige Kilometer schmalen Küstensaum beschränkt, können aber im Süden (Sizilien, Mittelgriechenland, Peloponnes) bis zu 70 km landeinwärts reichen. Das Areal immergrüner mediterraner Hartlaubvegetation setzt sich außerhalb Europas nach Süden (Teile der Nordküsten Marokkos, Algeriens, Tunesiens, Libyens) und Osten fort (Küstenräume der West- und Südtürkei, Zyperns, Syriens, des Libanon und Israels).

Floristische Zusammensetzung (Artengefüge)

Die Baumartenzusammensetzung mediterraner Hartlaubwälder ist meist ziemlich einförmig. Nur
eine Art dominiert in der Regel den Kronenraum, oft eine der immergrünen Eichenarten (Subgenus Sclerophyllodrys). Die Stein-Eiche (Quercus ilex) konkurriert am erfolgreichsten in subhumiden Gebieten; sie ist auf der Iberischen Halbinsel außerhalb Kantabriens und Kataloniens vertreten durch Q. ilex subsp. rotundifolia (= Q. rotundifolia, Q. ilex subsp. ballota), im übrigen Mittelmeergebiet durch Q. ilex subsp. ilex. In trockeneren und etwas winterkälteren Lagen wird Q. ilex durch die Kermes-Eiche (Quercus coccifera) ersetzt. Diese ist gegenüber Verbiß toleranter als die Stein-Eiche. Quercus coccifera ist Waldbildner besonders im Ostmediterrangebiet (und wird hier von manchen Autoren traditionell unter dem Synonym Q. calliprinos nomenklatorisch abgegrenzt), während sie im Westen kaum höher als 2 m wird. In mesomediterranen Gebieten und vor allem im Übergang zu submediterranen Klimaräumen können auch laubabwerfende Baumarten stärker beteiligt sein: im Westen besonders Eichenarten wie Quercus faginea und Q. pubescens, im Osten Q. cerris, Q. frainetto, Fraxinus ornus und Carpinus orientalis. Eichen-Weidewälder und Macchien mit anthropogen geringem Eichenanteil haben oft eine dichte immergrüne Strauchschicht, die aus Erica arborea, Arbutus unedo oder A. andrachne gebildet sein kann. An humiden Standorten finden sich Laurus nobilis und Myrtus communis. Viel weniger verbreitet als die Gesellschaften mit Quercus ilex oder Q. coccifera sind Wälder aus Quercus-Arten der Untergattung Cerris. Gleichwohl sind sie gebietsweise landschaftsbestimmend, etwa die Kork-Eiche (Quercus suber) in Südwestspanien
und Portugal und Q. ithaburensis subsp. macrolepis in Südostitalien und Süd- und Westgriechenland.
In thermomediterranen Gebieten sind die immergrünen Eichen auf Sonderstandorte oder klimatisch gemäßigte Berglagen beschränkt; hier ist auf sandigen Böden in Küstenlagen und auf Kalkgestein oft Pinus halepensis die vorherrschende Baumart (in der Ägäis und im mediterranen Kleinasien P. brutia). Durch ihre widerstandsfähige Borke und das hohe Regenerationspotential durch Samenkeimung tolerieren P. halepensis und P. brutia Feuereinwirkung mehr als andere Baumarten und profitieren so von Waldbränden. Bei häufigen Bränden vermögen die Kiefernarten auch in mesomediterranen Gebieten die Eichen als Hauptbaumarten zu verdrängen.
Die in vielen Gebieten häufigste Strauchart der thermomediterranen Hartlaubgebüsche ist – mit oder ohne Pinus-Schirm – Pistacia lentiscus, meist als Strauch von unter 2 m Höhe, selten als Baum von bis zu 6 m. Sie wächst oft zusammen mit der Wildform des Ölbaums (Olea europaea subsp. oleaster) und dem Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua). Olea wie Ceratonia gehören nach heutigem Kenntnisstand nicht zur ursprünglichen europäischen Flora, sondern wurden in ihren nahöstlichen Indigenaträumen in Kultur genommen und von dort aus im Mittelmeergebiet verbreitet, wo sie in der Folge verwilderten und seit langem in der natürlichen Vegetation fest eingebürgert sind. Weitere wichtige bestandsbildende und weit verbreitete Holzarten sind im Thermomediterranraum Juniperus phoenicea (incl. subsp. turbinata), meist küstennahe Gebüsche bildend, und J. oxycedrus subsp. macrocarpa, oft baumförmig Küstensande besiedelnd.
Während anthropogen aufgelichtete Hartlaubwälder auf kleiner Fläche eine hohe Artenzahl aufweisen können, sind wenig oder lange nicht mehr gestörte Bestände dicht und auffällig artenarm. Besonders schattentolerant und daher unter dem Schirm dichter Hartlaubwälder weit verbreitet sind Farnartige (Asplenium onopteris, Selaginella denticulata), immergrüne, teils klimmende Halbsträucher und Lianen (Ruscus aculeatus, Asparagus acutifolius, A. aphyllus, Smilax aspera, Rubia peregrina, R. tenuifolia) sowie Geophyten (Cyclamen-Arten, Arisarum vulgare und andere Araceae). Im Schutz niedriger Hartlaubgebüsche wachsen dagegen Horstgräser wie Piptatherum miliaceum, P. coerulescens und Ampelodesmos mauritanica, deren Halme die Sträucher überragen können.


Stellung im pflanzensoziologischen System (Syntaxa)

Die Formation „Mediterrane Hartlaubwälder und -gebüsche“ fällt im wesentlichen mit der pflanzensoziologischen Klasse Quercetea ilicis zusammen. (In diese Klasse gehören obendrein bestimmte oromediterrane Nadelwälder wie die Cupressus-Wälder Kretas, die in der Europakarte zur Formation K gezählt werden.) Mesomediterrane Quercus- und Pinus-Wälder werden zur Ordnung Quercetalia ilicis zusammengefaßt. Die Ordnung Pistacio lentisci-Rhamnetalia alaterni umfaßt Gebüschgesellschaften sowie Pinus- und Juniperus-Bestände vorwiegend im thermomediterranen Bereich. Die weitere Gliederung in Verbände und Assoziationen ist in Teilgebieten (z. B. Spanien) vorgenommen worden, jedoch fußen die meisten Vorschläge auf relativ geringer Datenbasis, und keiner berücksichtigt alle europäischen Teilgebiete. Der Verband Oleo-Ceratonion gilt seit langem als bezeichnende Einheit der aktuellen höchstentwickelten thermomediterranen Vegetation. Einem jüngeren Vorschlag zufolge soll dieser Verband auf das westliche Mittelmeergebiet beschränkt bleiben und gegen ein östliches Pendant, Ceratonio-Rhamnion, abgrenzbar sein. Für eine anzustrebende, zirkum-mediterran stimmige Synsystematik der südeuropäisch-nordafrikanisch-nahöstlichen Hartlaubvegetation bedarf es einer gründlichen Revision und Emendierung der Mehrzahl der vorhandenen syntaxonomischen Regionalkonzepte.

Makroklimatische Gegebenheiten

Hartlaubwälder und -gebüsche wachsen in Gebieten mit ausgeprägtem mediterranem Winterregenklima, also bei trockenen warmen Sommern und kühlen feuchten Wintern. Strenge Fröste fehlen, in thermomediterranen Gebieten sind Fröste generell selten. Die Niederschlagsmaxima liegen gewöhnlich im November/Dezember und im Februar/März. Die Sommermonate – in den trockenen südlichen Gebieten schon ab Mai und bis einschließlich September – bringen wenig oder keinen Niederschlag. Bei ausgeprägter Reliefgestaltung sorgen Luv-Lee-Effekte für erhebliche lokalklimatische Differenzierung. Hinzu kommen Schwankungen in der Verteilung und den Jahressummen der Niederschläge. Die mittleren jährlichen Niederschlagssummen in Meereshöhe liegen zwischen 400 und 900 mm, seltener über 1200 mm (z. B. Kerkira) oder unter 400 mm (südostspanisches Trockengebiet, Südostkreta). Die Temperaturmittel des wärmsten Monats liegen zwischen 25 und 28 °C, die des kältesten Monats zwischen 6 und 13 °C. Besonders auf den kleineren Inseln und an exponierten Küsten ist der Windfaktor vegetations- und strukturprägend: Er mindert die Wettbewerbskraft hygrisch anspruchsvoller immergrüner Holzarten und verhindert örtlich – auch ohne anthropogene Einflüsse – baumförmigen Wuchs, so daß die Konkurrenzfähigkeit niedriger Gebüsche und von
Buschwäldern gefördert wird.


Rolle im Landschaftsgefüge, Erhaltungszustand, Landnutzung; Naturschutz

Hartlaubwälder gelten oft als die zonale Vegetation des Mittelmeergebiets schlechthin, doch deuten pollenanalytische Befunde auf eine Zunahme immergrüner Eichenwälder erst im Gefolge der neolithischen Landnahme hin. Generell ist im zirkum-mediterranen küstennahen Raum von einer prähistorisch-historischen, anthropogen-edaphischen Verschiebung des Konkurrenzgleichgewichtes zwischen immergrünen und winterkahlen Schlußgesellschaften zugunsten der immergrünen Hartlaubvegetation auszugehen. Freilich sind die Untersuchungen zu lückenhaft, um eine differenzierte Einschätzung der Vegetationsgeschichte für alle Teilräume vornehmen zu können. Auch darf die heute standortgemäße (potentielle) natürliche Vegetation nicht mit der vom Menschen noch wenig beeinflußten des Neolithikums gleichgesetzt werden. Erhebliche Bodenerosion – mit und ohne Zutun des Menschen – hat die standörtlichen Voraussetzungen für Waldwuchs und -struktur gründlich verändert. Eine standortgemäße Regeneration von Wäldern in Bereichen, wo diese degradiert oder verschwunden sind, hängt von Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung, vom Relief und lokalen Klima, dem Diasporenangebot und von eventuellen Störungen ab. Beobachtungen an fortgeschrittenen Sukzessionsbeständen von Hartlaubwäldern in Südfrankreich lassen auf ihre Weiterentwicklung
in Richtung einer stärkeren Beteiligung laubabwerfender Eichen (hier Quercus pubescens) schließen. Auch diese bestandesdynamischen Befunde sind aber bisher nur regional abgesichert und dürfen nicht unkritisch auf das gesamte Hartlaubwald-Gebiet verallgemeinert werden. Das Regenerationspotential von Hartlaubgehölzen ist in mesomediterranen Gebieten im allgemeinen besser als in den thermomediterranen Regionen.
Der Erhaltungszustand mediterraner Hartlaubwälder und -gebüsche ist für die einzelnen zonalen
Typen unterschiedlich, für die meisten Waldgesellschaften aber – trotz großräumig progressiver
Sukzessionstrends – schlecht. Manche Gesellschaften sind als einigermaßen repräsentativer ungestörter Wald praktisch unbekannt, die Schlußgesellschaft der betreffenden Kartierungseinheit infolgedessen hypothetisch. Für manche Standorte, besonders solche, die sich für den Anbau von Kulturpflanzen eignen, sind keinerlei Waldreste belegt. Die meisten Bestände von alten Hartlaubwäldern sind strukturell mehr oder minder stark überformt und auf bestimmte, für den Menschen schwer erreichbare oder sonst ungünstige Standorte beschränkt. Dies erschwert den Blick auf die potentielle standörtliche Variabilität der Gesellschaften. Langfristige Forschung auf der Grundlage systematisch angelegter Dauerflächen zur Erhellung der Sukzessionsvorgänge fehlt weithin bzw. scheitert gewöhnlich an der Zerstörung der experimentellen Einrichtungen. Pinus-dominierte Wälder tragen zudem ein hohes Feuerrisiko in sich. Ebene Standorte mit gut entwickelten und tiefgründigen Böden stehen für das Studium der zonalen Waldentwicklung in der jahrtausendealten Kulturlandschaft des Mittelmeerraumes kaum zur Verfügung. Gering beeinflußte reife Hartlaubwälder sind wegen ihrer Seltenheit für Naturschutz und Wissenschaft von großer Bedeutung. Dasselbe gilt wegen ihres Entwicklungspotentials auch für aus Niederwaldnutzung hervorgegangene fortgeschrittene Regenerationsbestände und für ausgedehnte kernwüchsige Weidewälder. Aus Naturschutzsicht
sind freilich Hartlaubwälder nicht generell ihren Ersatzgesellschaften vorzuziehen, welche ungleich reicher an Organismen und Kleinhabitaten sind als die zonale Schlußgesellschaft.

Gliederung in Untereinheiten

Die Hartlaubwälder und -gebüsche des Mittelmeerraumes lassen sich zunächst nach ihrer klimatischen Präferenz in eine Gesellschaftsgruppe mesomediterraner und eine Gruppe thermomediterraner Verbreitung differenzieren. Innerhalb jeder dieser beiden Gesellschaftsgruppen ist die vorherrschende Baumart – meist aus der Gattung Quercus – vorrangiges Kriterium der weiteren Differenzierung.
Diese bestimmt als Matrixart in erheblichem Maß den Bestandescharakter. Die weitere Unterteilung in Kartierungseinheiten fußt dagegen hauptsächlich auf substratbedingten und chorologischen Spezifika des Unterwuchses.
Ein rascher Überblick über die standörtlich differenzierte regionale Verteilung der insgesamt 53 Kartierungseinheiten läßt sich am besten anhand ihrer drei großen südeuropäischen Teilareale – der Iberischen Halbinsel mit den Balearen und Südfrankreich, der Apenninhalbinsel mit Sizilien, Sardinien und Korsika und der Balkanhalbinsel mit Kreta und den ägäischen Inseln – gewinnen (vgl. Karte 14). Dabei wird aus Gründen der Übersichtlichkeit und Straffung der Darstellung vornehmlich auf die natürlichen (in vielen Fällen hypothetischen und aus standörtlichen und syndynamischen Befunden abgeleiteten) Schlußgesellschaften eingegangen, dagegen nicht oder nur punktuell auf die aktuell landschaftsprägende Ersatzvegetation. Zur besseren Orientierung ist die Legendennummer der jeweiligen Kartierungseinheit in Klammern beigefügt.




Iberische Halbinsel und Balearen, Südfrankreich

Am großflächigsten und am stärksten differenziert zeigen sich die Hartlaubwälder und -gebüsche in Spanien und Portugal. Nur der atlantische Norden und Nordwesten der Iberischen Halbinsel wird nicht von ihnen besiedelt, mit Ausnahme einiger reliktischer Waldinseln mit Quercus ilex subsp. ilex (J13), die in K a n t a b r i e n bei Bilbao und Santander in thermisch begünstigten Tälern mit Eichen-Eschenwäldern verzahnt sind, sowie lokaler Quercus ilex subsp. rotundifolia-Karstwälder (J11), die auf edaphischen Sonderstandorten in die Buchen- und Eichenmischwald-Landschaft der mittleren kantabrischen Küstenkordillere kleinräumig eingestreut sind.

Mi t t e l - u n d Sü d p o r t u g a l ist das Hauptverbreitungsgebiet der südwestiberischen Korkeichenwälder (Quercus suber). Ihr thermomediterraner Flügel besiedelt zum einen küstennahe, nährstoffarme Sandböden des Alentejo und der Küstenlandschaft Mittelportugals (J35), hier u. A. differenziert durch den psammophilen Juniperus navicularis, zum anderen skelettreiche Böden über festen Silikatgesteinen (J36) ohne ausgesprochene Psammophyten. Mit zunehmender Küstenferne und Höhenlage (Serra de Monchique, Portugiesisches Scheidegebirge) stellen sich mesomediterrane Ausbildungen der Korkeichenwälder ein, die keine thermisch anspruchsvollen Holzarten (Olea, Myrtus) mehr enthalten; dafür können hier laubabwerfende Eichen (Quercus canariensis) beigemischt sein (J25). Die geschlossene portugiesische Korkeichen-Landschaft erstreckt sich von der Algarve im Süden bis in die Gegend von Coimbra; nördlich davon besteht noch ein isoliertes mesomediterranes Teilareal im mittleren Duero-Becken im Hinterland von Porto mit Juniperus oxycedrus als Begleit-Holzart (J24). Die nördlichsten Korkeichenwälder mit Reliktcharakter (J23) – differenziert durch Arten mesophiler Laubwälder in der Krautschicht – finden sich im spanischen Galicien im Tal des Sil bei Orense. Mit abnehmender Ozeanität des Klimacharakters, so im Einzugsbereich der Guadiana (Alto Alentejo), ziehen sich die Korkeichenwälder ostwärts inselartig auf hygrisch günstige Standorte zurück und werden von mesomediterranen Quercus ilex subsp. rotundifolia-
Wäldern abgelöst. In den wenigen Kalksteingebieten des thermomediterranen Portugal wird die Korkeichen-Landschaft durch endemitenreiche, basiphile Kermeseichen-Wacholder gebüsche (Quercus coccifera, Juniperus phoenicea subsp. turbinata) unterbrochen, so bei Lissabon und in der Serra de Arrabida bei Setúbal (J29) sowie auf Jurakalken an der Südwestspitze der Iberischen Halbinsel am Cabo de São Vicente (J41). Die Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder in den Kalkgebieten des Hügellandes der südlichen Algarve (J38) bilden die westlichen Ausläufer der andalusischen Steineichenwälder.

Die thermomediterranen Quercus suber-Wälder des lusitanischen Typs (J35, J36) erstrecken sich in den Silikatgebieten im küstennahen S ü d s p a n i e n über Gibraltar hinaus bis in die Gegend von Marbella. Ihr mesomediterraner Flügel im Bergland bei Algeciras oberhalb ca. 400 m (J26) ist jedoch von portugiesischen mesomediterranen Ausbildungsformen deutlich floristisch unterschieden (z. B. Teucrium pseudo-scorodonia, Luzula forsteri subsp. baetica). Die thermomediterranen Kalkgebiete des Guadalquivir-Beckens und entlang der Küste von Malaga bis Motril sind dagegen das Wuchsgebiet südwestiberischer Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder (J38), ebenfalls mit eigenen floristischen Zügen (u. a. Aristolochia baetica, Bupleurum gibraltarium). Quercus ilex subsp. rotundifolia ist im thermomediterranen Andalusien durchaus auch Waldbildner auf silikatischen Substraten, so nördlich des Guadalquivir in der Sierra Morena (J37), wo Quercus suber aus klimatischen Gründen nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Einen edaphischen Sonderfall stellt das ausgedehnte andalusische Schwarzerdegebiet bei Cadiz dar, in welchem auf Grund des starken Anteils schwellfähiger Tonmineralien im Boden Quercus-Arten nicht konkurrieren können und deshalb Olea europaea subsp. oleaster als Hauptwaldbildner vermutet wird (J42). Die mesomediterrane Stufe Andalusiens östlich des Guadalquivir-Beckens (ca. 800-1500 m) ist die Domäne basiphiler Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder, auf Böden mit größerer Feuchtigkeit mit Quercus faginea und Acer monspessulanum, die u. a. durch das Vorkommen von Paeonia coriacea von thermomediterranen Ausbildungsformen differenziert sind (J3). Das Hochgebirge der Sierra Nevada beherbergt gar noch supramediterrane Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder bei 1400-1900 m, floristisch differenziert durch Begleit-Holzarten wie Acer granatense, Berberis vulgaris subsp. australis und Prunus ramburii (J10).

Das s ü d o s t s p a n i s c h e T r o c k e n g e b i e t zwischen Almeria und Murcia, im Regenschatten der bätischen Hochgebirge gelegen, ist bei einem Jahresniederschlag von unter 400 mm das potentielle Wuchsgebiet semiarider Pistacia lentiscus-Buschwälder mit Olea europaea subsp. oleaster und örtlich Juniperus phoenicea als Begleit-Holzarten sowie wenigen Lianen bzw. Spreizklimmern (Lonicera implexa, Rubia peregrina, Asparagus albus) als zusätzlichem Strukturelement (J43). Immergrüne Eichen-Arten sind hier nicht wettbewerbsfähig. Lokal kann der mittlere Jahresniederschlag bis auf ca. 200 mm sinken bzw. der Standort edaphisch (Gipsmergel) oder durch Windeinwirkung zusätzlich physiologisch trocken sein. Hier ist auch dem Pistaziengebüsch die Existenzgrundlage entzogen, und es treten semiarid-aride Trockengebüsche mit dominierendem Ziziphus lotus an seine Stelle (J52). In den trockensten und windigsten Küstenlagen (Cabo de Gata bis Carboneras) ist Periploca angustifolia (J53), im Gebiet um Almeria Maytenus senegalensis subsp. europaea die Leitart der Trockengebüsche (J51). Die mesomediterrane Stufe des gebirgigen Hinterlandes wird bei mittleren jährlichen Niederschlagsmengen von 400-500 mm von Juniperus oxycedrus-reichen Kermeseichengebüschen (Quercus coccifera) – oft mit Pinus halepensis-Überschirmung – eingenommen. Die Ausbildungsform im Bergland nördlich von Almeria (J31) ist durch geographische Differentialarten (schwach) von der im Bergland oberhalb von Murcia (J30) abgrenzbar. Erst mit zunehmenden Niederschlägen in supramediterranen Lagen (ca. 900-1900 m) wird Quercus ilex subsp. rotundifolia wettbewerbsfähig und überlagert östlich der Sierra Nevada die Quercus coccifera-Stufe sowohl auf Kalksubstraten (J9, mit Juniperus thurifera) als auch über Silikat- und Serpentingesteinen (J7, mit Adenocarpus decorticans).
Das kontinental getönte I n n e r e d e r I b e r i s c h e n Ha l b i n s e l (Castilla - La Mancha, Extremadura) wird großflächig von mesomediterranen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wäldern eingenommen. Kernwüchsige Altbäume sind vor allem in der Extremadura als Mastbäume in offenen Hutewäldern (dehesas) vielerorts erhalten geblieben. Die über Silikatgesteinen weit verbreitete Ausbildungsform dieser Wälder (Pyro bourgaeanae-Quercetum rotundifoliae, J1) ist durch entsprechende edaphische Zeigerarten differenziert von einem basiphilen Flügel, der ein westliches Teilareal in der Extremadura (Paeonio coriaceae-Quercetum rotundifoliae, J2) und ein östliches Teilareal in Neukastilien (Bupleuro rigidi-Quercetum rotundifoliae, J4) besiedelt. Nördlich des Kastilischen Scheidegebirges ist auf der altkastilischen Hochfläche von Salamanca und Valladolid die Differenzierung der Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder vergleichbar: Die Bestände der dortigen Silikat- und Serpentingebiete sind durch das Vorhandensein bzw. Fehlen ozeanisch getönter Differentialarten in einen westlichen Flügel (Genisto hystricis-Quercetum rotundifoliae, J5) und einen östlichen Flügel geschieden (Junipero oxycedri-Quercetum rotundifoliae, J6), denen die basiphilen Ausbildungen der mesozoischen und tertiären Kalksteinlandschaften gegenüberstehen (Junipero thuriferae-Quercetum rotundifoliae, J9). Nördlich von Burgos klingen die inneriberischen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder an der Südabdachung der Kantabrischen Kordillere aus, supramediterran beschränkt auf edaphische Sonderstandorte über kompaktem Kalkgestein (Spiraeo obovatae-Quercetum rotundifoliae, J8). Die genannten mittel- und ostiberischen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder kleiden auch – in gleicher Weise nach Substrat und Höhenlage differenziert – die mesomediterrane Gebirgsumrahmung des nordostiberischen Ebro-Beckens im Hinterland von K a t a l o n i e n aus. Das küstenferne Innere des Beckens um Zaragoza wird hingegen auf Grund der geringen mittleren Jahresniederschläge von mesomediterranen Kermeseichen-Buschwäldern eingenommen (Rhamno lycioidis-Quercetum cocciferae, J30). Die Kermeseiche ist auch in den thermomediterranen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wäldern an der ostspanischen Küste zwischen Valencia und Tarragona als diagnostisch und strukturell wichtige Begleit-Holzart stärker beteiligt (J39); sie kann in semiariden Situationen im Gebiet zwischen Valencia und Alicante auch mit Pistacia lentiscus Küstengebüsche bilden (J44), in denen Quercus ilex subsp. rotundifolia nicht konkurrieren kann und die südwärts zu dem bereits genannten Pistazienbusch des südostspanischen Trockengebietes überleiten. Nordwärts hingegen klingen die katalonischen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Wälder am Südfuß der Pyrenäen in Form reliktischer Bestände mit reichlich Buxus sempervirens aus (Helleboro foetidi-Quercetum rotundifoliae, J12). Im nördlichen Abschnitt der katalonischen Küste bei Barcelona, d. H. außerhalb des Areals von Quercus ilex subsp. rotundifolia, treten unter thermisch ausgeglicheneren „nordmediterranen“ Klimabedingungen schließlich Quercus ilex subsp. ilex (J14) und auch wieder Quercus suber (J27) als Waldbildner in Erscheinung.
Die der katalonischen Küste vorgelagerten B a l e a r e n werden ganz von immergrüner Hartlaubvegetation eingenommen, die floristisch durch Inselendemiten von den festländischen Ausbildungsformen Spaniens synchorologisch abgrenzbar ist. Auf Mallorca zeigt sich eine weitere Differenzierung im wesentlichen nach thermischen Parametern. Die südliche Küstenregion ist als Wuchsgebiet trockenresistenter Johannisbrotbaumwälder ausgewiesen (J46), das weniger trockene Innere und die Nordküste als Wuchsgebiet des thermomediterranen Quercus ilex subsp. rotundifolia-Waldes (J40).
Die Gipfellagen des Inselinneren tragen dagegen bei ausreichendem mittlerem Jahresniederschlag einen mesomediterranen Steineichenwald (Cyclamini balearici-Quercetum ilicis, J16). Insuläre Isolationseffekte bedingen floristische Unterschiede in der Thermomediterran-Vegetation der Nachbarinseln Menorca (J47) und Ibiza (J45).
Das mediterrane S ü d f r a n k r e i c h ist wissenschaftsgeschichtlich mit der pflanzensoziologischen Erforschung der immergrünen Hartlaubvegetation Südeuropas eng verbunden. Hier entwickelte Braun-Blanquet sein Konzept vom geschlossenen Steineichenwald (mit Quercus ilex subsp. ilex) als Reifestadium der natürlichen Vegetation des mediterranen Winterregengebietes („Quercetum ilicis gallo-provinciale“ Br.-Bl. 1936) und erhellte die syndynamischen Zusammenhänge zur aktuellen Sekundärvegetation der Macchien und Garrigues. Tatsächlich geschah dieses eigentlich am floristisch „verarmten“ Nordrand der Mediterranvegetation, wo die thermomediterrane Zone bzw. Stufe aus klimatischen Gründen nahezu ganz ausfällt (bis auf inselartige Vorkommen bei Monaco,
J48). Potentiell besiedeln mesomediterrane Quercus ilex-Wälder die küstennahen Gebiete Nordkataloniens, des Languedoc, der Provence und der französischen Riviera (Viburno tini-Quercetum ilicis). Kennzeichnend (wenn auch keineswegs syntaxonomisch und synchorologisch auf sie beschränkt) ist ihr Reichtum an Lianen und Spreizklimmern (Smilax aspera, Rubia peregrina, Tamus communis, Lonicera implexa, Rosa sempervirens, Asparagus acutifolius, Clematis flammula, Hedera helix). Auf flachgründigen Böden und als Störungszeiger können Pinus pinaster und P. halepensis in der Baumschicht eine Rolle als Begleit-Holzarten spielen. Am Ostfuß der Pyrenäen (Roussillon) sowie an der französischen Rivieraküste zwischen Toulon und Cannes (Massif de Maures) ist auf oligotrophen, lessivierten Silikatböden dagegen die Korkeiche der Hauptwaldbildner (Carici depressae-Quercetum suberis, J27). Im küstenferneren, mittelgebirgigen Hinterland Nordkataloniens (Montserrat-Massiv) und Südfrankreichs (im Rhonetal nordwärts bis Valence) stockt ein supramediterraner Steineichenwald (Asplenio onopteridis-Quercetum ilicis, J15), das klassische „Quercetum ilicis mediterraneomontanum“ Br.-Bl. 1936, in welchem immergrüne Begleit-Holzarten mit zunehmender Küstenferne zurücktreten und winterkahle Gehölze, vornehmlich Quercus pubescens, ihre Stelle einnehmen.

Formation J  (Subformationen J.1, J.2) auf der Iberischen halbinsel
Iberischer Anteil der Subformation J1 (J1-J34)
Iberischer Anteil der Subformation J2 (J35-J53)




Wichtige, an die Serra da Estrela angrenzende  Kartierungseinheiten der Formation J

J5 -  Old Castilian supra-Mediterranean Quercus ilex subsp. rotundifolia-forests with Genista hystrix on siliceous and serpentine rocks
J25 - Southwest Iberian meso-Mediterranean cork oak forests (Quercus suber) with Sanguisorba hybrida, Paeonia broteroi

Fortsetzung -> Teil IV