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Saturday, March 4, 2017

2.5.2.c1 - Reisestationen - Habitate (Wälder) der Serra da Estrela

Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.


Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit


Von Horst Engels

Teil II - Reisestationen

Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel





2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals (Northern Serras of Portugal)


2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals
2.5.2 Serra da Estrela
    1. Einführung
      1. Geographie, Klima, Geologie, Geomorphologie und Böden
      2. Bioklima, Biogeographie, aktuelle und potentielle Vegetation
    2. Höhenzonierung der Serra da Estrela
      1. Basale (Niedrige) Stufe  (meso-temperat meso-mediterran)
      2. Montane (Mittlere) Stufe (supra temperat und supra-mediterran)
      3. Alpine (Hohe) Stufe (oro-temperat)
    3. Habitate der Serra da Estrela
      1. Wälder
      2. Heiden und Gebüsche
      3. Grasland
      4. Aquatische Habitate
      5. Felshabitate
      6. Landwirtschaftliche Habitate
    4. Glaziale Aspekte der  Serra da Estrela
      1. Geomorphologie
      2. Refugien und Endemismen
        1. Filogeografía ibérica - “Refugios dentro de refugios”
          1. Einführung
          2. Die pleistozäne Flora
            1. Buche (Fagus) e andere
            2. Die pleistozäne Fauna
            3. Der Pyrenäendesman (Galemys pyrenaicus)
    5. “Cultural Landscapes of Europe” - Serra da Estrela, eine traditionelle Kulturlandschaft
      1. Klimawandel und Vegetationsentwicklung im Holozän
      2. Anthropogene Aktivitäten und Degradation der Wälder
      3. Ein Modell für die Bewirtschaftung der Serra da Estrela
    6. Die Fauna der Serra da Estrela
      1. Vogelbeobachtung in der Serra da Estrela
    7. Annexe
      1. Einführung in die Bioklimatologie
      2. Einführung in die Biogeographie
      3. Einführung in die Phytosoziologie
      4. Einführung in die Phylogeographie
Tabellenkalkulation:
Datenbanken:
Kartenmaterial:
  1. Strand- und Steppengebiete (Karte von Moritz Willkomm)


Wir haben schon im vorigen Kapitel damit begonnen, die im Rahmen des Schutzprogrammes Natura 2000 und der Richtlinie 92/93/EWG angeführten Habitate (Lebensräume) der Serra da Estrela aufzulisten und gesehen, dass die Vegetation der Serra da Estrela maßgeblich durch ihr Bioklima bestimmt wird. Einschließlich einer mindestens dreistufigen Höhenzonierung mit meso-temperatem und meso-mediterranem Ombroklima auf der untersten (basalen) Stufe, supra-temperatem und supra-mediterranem auf der mittleren (montanen) sowie einem oro-temperatem oder oro-mediterranem Ombroklima auf der obersten Stufe. Von manchen Autoren wird die oberste Stufe als alpine Stufe (oberhalb der natürlichen Baumgrenze) mit oro-temperatem, von anderen jedoch als subalpine Stufe (unterhalb der natürlichen Baumgrenze) mit oro-mediterranem Ombroklima beschrieben.
Diese bioklimatischen Zonen determinieren und limitieren zusammen mit anderen ökologischen, z.B. edaphischen durch den Boden vorgegebenen Faktoren die Ausbildung bestimmter, jeweils mit einem charakteristischen Artenspektrum ausgestattete Biozönosen und Habitate (Lebensräume).
In den folgenden Kapiteln wollen wir deshalb die verschiedenen Habitate der Serra da Estrela näher beschreiben.

Die Habitate der Serra da Estrela


Zum besseren Verständnis der Faktoren, die für das Vorkommen und die Verbreitung von Pflanzen- und Tiergemeinschaften in der Serra da Estrela von Bedeutung sind, müssen wir die dort bestehenden Habitate kennen. Denn Schutz von Pflanzen- und Tierarten ist nur möglich, wenn natürliche oder naturnahe Lebensräume erhalten bleiben. Der aktuelle Naturschutz konzentriert sich deshalb nicht nur auf Artenschutz, sondern auch auf die Erhaltung wertvoller Habitate, was in der Richtlinie 92/93/EWG  und Natura 2000 zum Ausdruck kommt.

Dabei ist auch zu beachten, dass viele Habitate das Resultat eines Jahrhunderte oder länger währenden anthropogenen Einflusses und Teile von wertvollen historisch entstandenen Kulturlandschaften wie sie in der Serra da Estrela vorhanden sind, sein können, die häufig jedoch nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit den ursprünglichen natürlichen Habitaten aufweisen. Dabei können Habitate auch gänzlich verloren gehen. Letzteres gilt im besonderen für die Waldgemeinschaften der Serra da Estrela, die seit der nacheiszeitlichen Besiedelung der Serra da Estrela beständig dezimiert und vernichtet worden sind. Ein Mass für den ökologischen Wert eines Habitats oder einer Landschaft ist die dort vorhandene Biodiversität, die durch evolutive negentropische Erhöhung von biologischer Vielfalt entstanden ist, aber durch die anthropogene Belastung infolge der demographischen Explosion der Menschheit in gefährlichem Maße und in rasantem Tempo wieder abnimmt.

Die Wälder der Serra da Estrela

Die Wälder der Serra da Estrela sind das Ziel nicht endender Debatten und Meinungsverschiedenheiten. Die einen verteidigen das Vorhandensein einer alpinen Zone, die Hochebene der Serra da Estrela, wo es auch schon in prähistorischen Zeiten keine Wälder gegeben haben soll. Die anderen sind davon überzeugt, dass die Hochebene mit Pinus sylvestris bestanden war, worauf die Pollenfunde hinweisen, und dass die Hochebene durch Abholzung in prähistorischen Zeiten baumlos wurde.

... Aus palynologischen Aufzeichnungen kann man schließen, dass einst im oberen Gürtel der Serra da Estrela eine iberische Varietät der Waldkiefer (Pinus sylvestris var. Iberica) vorkam. Es ist nicht bekannt, ob es sich um kleine Büsche oder ausgedehnte Wälder handelte. Es scheint, dass die Art bereits vor dem Beginn der Holozän-Zeit, vor etwa 10.000 Jahren, verschwunden ist. Heutzutage kommt die einzige indigene Population dieser Baumart in Portugal in der Serra do Gerês vor. Im östlichen Teil der zentralen Kordillere (Sierra de Guadarrama), wo Pinus sylvestris var. iberica vorherrschte, tritt sie noch in hohen Lagen auf. Das Unterholz wird in Spanien von Zwerg-Wacholder (Juniperus communis subsp. alpina) - Gebüsch gebildet, mit der heutigen Klimaxvegetation der Serra da Estrela vergleichbar ... Waldkieferbestände, die jetzt in der Estrela existieren, gehen auf nicht-einheimische, von der Forstwirtschaft angepflanzte Exemplare zurück. Fichtenspargel -  Monotropa hypopitys ist eine seltenes Erikagewächs im Norden Portugals, möglicherweise ein ehemaliger Bestandteil nativer Kiefernwälder. Es ist eine kleine Pflanze, völlig ohne Chlorophyll, die saprophytisch auf Blattmull gedeiht. Heutzutage eine seltene Art der feuchten Nadelgehölzanpflanzungen im mittleren Gürtel.



Exemplare von Pinus sylvestris mit Juniperus communis als Bestandteil der Bodenvegetation

(Blick auf den Kar von Peñalara und seine Spiegelung im Kleinen See (2.005 m NN). Dieses Trogtal (Kar) ist ebenso wie der See und mehr als zwanzig im Naturreservat von Peñalara verstreute kleine Seen, durch Gletscher entstanden und ausgeformt worden. Dieser Gletscher-Zirkus ist eine der bedeutenderen Gletscherformationen der Sierra de Guadarrama und des Zentralsystems (Gebirgskette, zu die Guadarrama gehört). Am oberen Rande des Bildes erscheint der Gipfel von Peñalara, mit 2.430 m NN höchster Berg des Gebirgszuges der Guadarrama. Dieses Gebirge liegt im Zentrum von Spanien.)



Peñalara (320462260).jpg

Gebirgsbach mit Wacholder (Juniperus communis subs. alpina) und Ginster (?Cytisus oromediterraneus)

(Die Flora, die den Kar von Peñalara besiedelt, setzt sich hauptsächlich aus annuellen Pflanzen mit jährlichen Lebenszyklus zusammen, d.h. krautigen Arten. Es gibt jedoch niederliegende Sträucher des Hochgebirges, die sich am Grunde des Kars finden, wie Cytisus oromediterraneus (span. piorno), Retama monosperma (span. retama) und Wacholder (Juniperus communis). Bäume sind aufgrund der klimatischen und geologischen Bedingungen selten, da der Ort ist sehr kalt und windig ist. Nur einige verstreute Waldkiefern (Pinus sylvestris) werden auf niedrigerer Höhe im Osten und Norden des Gebietes vorgefunden.)


Fichtenspargel - Monotropa hypopitys

Hier auf dem Planalto da Serra da Estrela finden wir ebenfalls das Juniperus communis subsp. alpina Gebüsch wie in der Serra da Guadarrama wieder, jedoch ohne die Waldkiefer Pinus sylvestris. Pollendiagramme aus der Serra da Estrela (vom Charco da Candieira und der Lagoa Comprida) zeigen jedoch, dass die Waldkiefer (Pinus sylvestris) auch hier im Gebirge der Serra da Estrela eiszeitlich zu Hause war. Ihr Bestand hat aber seit 10.000 BC sehr schnell abgenommen und heute sind autochthone Bestände in der Serra da Estrela nicht mehr vorhanden. Auch die Moor-Birke (Betula pubescens)  war hier zu Hause - aber einige autochthone Bestände dieser Spezies haben im Gegensatz zur Waldkiefer in niedrigeren Höhen und an geschützten Orten überlebt.


Lagoa Serrano auf dem Planalto der Serra da Estrela  -  in der Nähe von Torre (dem höchsten Punkt (1993 m NN) der Serra da Estrela).


9 - Vale da Candieira.jpg
Der Karsee  ‘Charco (Lagoa) da Candieira’ am Grund des Gletschertals ‘Vale da Candieira’ nördlich der Zwischenmoräne ‘Espinhaço do Cão’, wo der Candieira-Gletscher in den vom Covão da Ametade kommenden Zêzere-Gletscher einmündete.


Charco da Candieira copy.jpg



Pollendiagramm vom  ‘Charco da Candieira’, Serra da Estrela (J.S. CARRIÓN 2012)



Lagoa Comprida, Serra da Estrela






Pollendiagramm  ‘Lagoa Comprida’ (J.S. CARRIÓN  2012)

In den niederen Höhenstufen erlitten die Waldgemeinschaften der Serra da Estrela möglicherweise jedoch ihre grössten Veränderungen und Verluste. Denn diese Höhenstufen waren seit dem Beginn der Besiedelung der Serra da Estrela im Neolithikum vor mehr als 5000 Jahren stets die am dichtesten besiedelten Gebiete.

Nach Jan JANSEN (1992) muss die erste massive Abholzung vor mehr als 3000 Jahren begonnen haben. Von da ab wurden die Waldgebiete zunehmend in Weiden im Rahmen einer agro-pastoralen Landwirtschaft umgewandelt und vernichtet:

...Paläobiologische Studien (siehe auch Moore, Kapitel 4) zeigen, dass in der Estrela vor mehr als 5.000 Jahren die menschliche Aktivität so stark angestiegen ist, dass sie zumindest in einigen Bereichen zum dominierenden Faktor der Walddynamik wurde. Die erste ernsthafte Abholzung, die zu einer semi-bewaldeten Kulturlandschaft führte, muss vor etwa 3000 Jahren stattgefunden haben. Seit jenen Tagen verursachten Schneiden, Brennen und Beweiden eine radikale Veränderung in der Vegetation: Urwälder verschwanden, vorwiegend durch Strauchformationen ersetzt .... Die Interpretation der gestörten Waldreste ist prekär. Dies umso mehr, weil ihr Grad an Natürlichkeit sank, als durch Forstwirtschaft eine Anzahl von nicht-einheimischen Baumarten eingeführt wurden...



Heute verbleiben lediglich einige kleine Reste natürlicher oder semi-natürlicher Wälder. So ist die Mehrheit der ursprünglichen Klimax-Waldgesellschaften zu Ersatzgesellschaften reduziert worden.

Beispiele klimakterischer Eichenwälder, die im Rahmen der Schaffung von Weideflächen für die agro-pastorale Weidewirtschaft in der Serra da Estrela abgeholzt und vernichtet worden sind, sind die Eichenwälder mit Quercus robur und Quercus pyrenaica des Habitats 9230, die pflanzensoziologisch dem Quercion pyrenaicae (Querco-Fagetea) angehören.

Habitat 9230 (pt1) - Stieleichenwald (Quercus robur)

  • Mesowald - dominiert von  Stieleiche (Quercus robur), mit oder ohne Korkeiche (Q. suber), Pyrenäeneiche (Q. pyrenaica), Q. x henriquesii (Q. robur x Q. pyrenaica) und/oder Moorbirke (Betula celtiberica).
    • Baumschicht - artenarm; ausser den Querci erscheinen Stecheiche (Ilex aquifolium) oder Moorbirke (Betula celtiberica), selten Eibe (Taxus baccata), Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica subsp. lusitanica) oder Eberesche (Sorbus aucuparia); die Moorbirke (Betula celtiberica) ist manchmal (co)dominant in Berggebieten auf verschiedenen Sukzessionsvarianten frischer Böden.

Korkeiche (Q. suber)
Pyrenäeneiche (Q. pyrenaica)

Q. x henriquesii (Q. robur x Q. pyrenaica)

Moorbirke (Betula pubescens subs. celtiberica)
Stechpalme (Ilex aquifolium)
Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica subsp. lusitanica)


    • Lianen -  Hedera helix subsp. hibernica, Tamus communis, Lonicera periclymenum subsp. periclymenum, Smilax aspera in den thermophileren Versionen.




Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
Wildbirne (Pyrus cordata)

Faulbaum (Frangula alnus)



“Besenginster” - Cytisus spec.
Baumheide (Erica arborea)
Stechpalme (Ilex aquifolium)
Mäusedorn (Ruscus aculeatus)
Erdbeerbaum (Arbutus unedo)
Blaubeere (Vaccinium myrtillus)


    • Kräuterschicht - Frühblühende Geophyten, vor Entfalten der Blätter der Querci blühend - e.g. Narcissus triandrus subsp. triandrus, Erythronium dens-canis, Anemone trifolia subsp. albida, Hyacinthoides paivae; Schattenliebende, nitratholde Pflanzen  – e.g. Geranium sp. pl.; Schattenliebende, nitratmeidende Kräuter wie Laserpitium eliasii subsp. thalictrifolium, Physospermum cornubiense, Euphorbia dulcis, E. amygdaloides, Saxifraga spathularis, Luzula sylvatica subsp. henriquesii; Gräser wie Pseudarrhenatherum longifolium, Brachypodium sylvaticum, B. pinnatum subsp. rupestre, Holcus mollis; Nemorale Farne wie  Dryopteris sp. pl., Polypodium sp. pl., Asplenium sp. pl..



  • Im allgemeinen ordnen sich die Stieleichenwälder im Mosaik mit seinen subseriellen Etappen wie Ginster-, Stechginster- (Habitat 4030) oder Heide-Stechginstergesellschaften an; in Gebirgsregionen erscheinen sie häufig zusammen mit mesophytischen bewässerten Wiesen (“lameiros” siehe Habitat 6510). Sie treten in Catena mit mesotrophischen Eichenwäldern (Habitat 9160) oder Flussauen (Habitat 91E0) auf.

  • Synökologische Optima:
    • Thermo- bis supratemperierte und submediterrane bioklimatische Stufen bei subfeuchtem bis hyperfeuchtem Ombroklima;
    • Mehr ozeanische Gebiete als der Subtyp 9230pt2

Natürliche Stieleichen-Eichenwälder (Quercus robur) des Habitats 9230pt1 finden sich heute nicht mehr in der Serra da Estrela; hier finden sich ausser den Neuanpflanzungen  lediglich  einzelne verstreute von den Urwäldern übriggebliebene Exemplare von Quercus robur. Man nimmt an, dass Quercus robur-Wälder einst weit verbreitet waren, besonders in den Subsektoren ‘Beirense Litoral’ (einschließlich der Serra da Lousã und do Açor, Gaditano-Onubisch-Algarvische Provinz), der im Westen an die Serra da Estrela angrenzt und den Piemont-Bereich des Gebirges leicht umgibt, und dem meso-temperaten basalen Gürtel im Nordwesten der Serra da Estrela (Sektor Estrelense, Carpetano--Iberisch-Leonesische Provinz), bevor die Abholzung dieser Wälder begann.

Jan JANSEN (2002) schreibt dazu (aus dem Englischen pp. 71-72) :

Heutzutage sind keine Stieleichenwälder in der Gegend bekannt. Nur einige Exemplare der Stieleiche (Quercus robur) treten hier und da in Gebieten mit relativ starkem ozeanischen Einfluss im mittleren Gürtel auf. Ein Beispiel ist ein riesiges monumentales Exemplar vor der Capela da Senhora dos Verdes in Manteigas. Wurde es als heiliger Baum konserviert oder ist es nur gerettet, weil unter seiner Krone Schutz vor Sonne oder Regen gefunden werden kann?
Einst mussten Stieleichen-Eichenwälder mit immergrünen Elementen im Subsektor Beirense Litoral, der den westlichen Piemont-Bereich der Serra da Estrela ein wenig umschließt, optimal vorkommen. Die bemerkenswerte Zusammenstellung von gemäßigten Wäldern und immergrünen Elementen muss diesen Wäldern ein luxuriöses Aussehen verliehen haben. Es wird davon ausgegangen, dass nach den Klimaveränderungen (Glaziale und Interglaziale) mediterrane und gemäßigte Arten in die westliche Beira Baixa migrieren und sich dort vermischen konnten, weil es im Gegensatz zu anderen Gebieten keine signifikante Ost-West-orientierte Bergkette gab, die eine solche Verschiebung der Grenzen verhinderte. Zum Beispiel während der letzten Eiszeiten (Glazialen) konnten viele Spezies in Mitteleuropa nicht schnell genug nach Süden über die Pyrenäen oder die Alpen wandern - und als Folge davon sind sie ausgestorben.
In Nordamerika sind die meisten Gebirgszüge nord-südlich orientiert. Es wird allgemein angenommen, dass dies der Grund ist, warum so viele verschiedene Eichen- und Kiefernarten in diesem Teil der Welt vorkommen.





Habitat 9230 (pt2) Pyrenäeneichenwald (Quercus pyrenaica)

Eine weitere wichtiger Eichenwald der Iberischen Halbinsel und der Serra da Estrela, der jedoch häufig durch Kastanienplantagen ersetzt wurde, ist der Pyrenäen-Eichenwald mit der Leitart Quercus pyrenaica. Er gehört ebenfalls zum Quercion pyrenaicae (Querco-Fagetea) und wird in Natura 2000 als Habitat 9230 pt2 beschrieben ist.

Der Pyrenäeneichen-Eichenwald  kann folgendermaßen charakterisiert werden:
  • Pyrenäeneichenwald - Leitart Quercus pyrenaica
    • Baumschicht:  sehr artenarm, ausser Q. pyrenaica erscheinen stellenweise Ilex aquifolium, Malus sylvestris, Frangula alnus, Sorbus aucuparia und Betula celtiberica. Sorbus latifolia und Sorbus torminalis sind zwei der selteneren Spezies Portugals, beide charakteristisch für den Pyrenäeneichenwald.



    • Lianen: Hedera helix subsp. hibernica, Tamus communis, Lonicera periclymenum subsp. hispanica, Rubus sp. Pl.


    • Strauchschicht: hygrophile Sträucher: Crataegus monogyna; andere: Cytisus spec., Genista falcata, Erica arborea etc.


    • Krautschicht: Frühblühende Geophyten, vor oder während der Blattentfaltung der Querci erblühend - u.a.  Narcissus sp. pl. , Erythronium dens-canis, Viola riviniana; escionitrophile Arten - u.a. Geranium sp. pl., krautige nicht esciophile Arten - u.a. Arenaria montana, Cruciata glabra, Melampyrum pratense, Physospermum cornubiense, Geum sylvaticum, Hieracium sp. pl. , Silene nutans,  Stellaria holostea; Poaceae u.a. Brachypodium sylvaticum, B. pinnatum subsp. rupestre, Festuca elegans, Holcus mollis, Poa nemoralis.



  • Häufig kommen sie mit subseriellen Etappen wie Ginstergebüsche, mesophilen Heiden (Habitat 4030), oder stellenweise, Stechginstergesellschaften vor.
  • Katenal angrenzend:
    • Edaphoxerophile Steineichenwälder - trockenere und wenig hoch gelegene Standorte (Habitat 9340)
    • Hygrophile Standorte - Eschenwälder aber keine Flussauen (Habitat 91B0)
    • Hygrophile Erlen-Eschen-Flussauen (Habitat 91E0) und Weidenauen mit Salix salvifolia  (Habitat 92A0), enge Flusstäler

  • Synökologische Optima:
    • Subfeuchte und feuchte obere mesomediterrane Stufe und supra-mediterrane subfeuchte und feuchte Stufe;
    • Gebiete mit einiger Kontinentalität.



.


Sommergrüne Eiche mit Gallen (?Quercus x henriquesii (Q.robur x Q. pyrenaica)) und Sauerkirsche (Prunus cerasus) auf ca 700 m NN oberhalb von Seia, am Rande der N339 nach Sabugueiro, Serra da Estrela.
Esskastanie (Castanea sativa), Thapsia villosa (Apiaceae), Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Ginstergebüsch (Cytisus spec.) auf ca 700 m NN oberhalb von Seia, am Rande der N339 nach Sabugueiro, Serra da Estrela.


Die Pyrenäeneiche (Quercus pyrenaica) ist ein laubabwerfender, sommergrüner Baum mit wollig behaarten Zweigen, dessen fiederschnittige bis fiederspaltige Blätter auf der Unterseite dicht filzig behaart sind. Ihre Verbreitung reicht von Westfrankreich bis nach Nordafrika, mit Schwerpunkt in Gebieten mit hohem Niederschlag (hauptsächlich Berggebieten) auf der Iberischen Halbinsel. Der Pyrenäeneichenwald schließt sich auf der supra-temperaten Stufe dem Stieleichenwald an und hat seine obere Grenze der Höhenverbreitung auf ungefähr 1800 mm NN. Er ist jedoch häufig durch Kastanien (Castanea sativa) wegen des hohen Wertes, den diese für die Ernährung besitzt und ihres höherwertigen Bauholzes wegen, ersetzt worden. Glücklicherweise gedeihen viele Pflanzen des natürlichen Pyrenäeneichenwaldes auch im Untergebüsch der Kastanienhaine (siehe auch Habitat 9260).

Jan JANSEN (2002) schreibt dazu (aus dem Englischen p. 72)

Es wird angenommen, dass in der Estrela in der Vergangenheit unterschiedliche Gemeinschaften von Pyrenäen-Eichenwälder vorkamen. Heute treten nur noch kleine und verarmte Reliktbestände auf, was es schwierig macht, diese den ursprünglichen Typen zuzuordnen. Die Wälder müssen sich am besten im mittleren Gürtel entwickelt haben. An geschützten Stellen dürften sie aber bis über 1.700 m NN vorgekommen sein. Der höchste Nachweis einer kleinen Pyrenäen-Eiche in der Serra da Estrela besteht für ca 1.850 m NN.


Habitat 9330 - Korkeichen- (Q. suber) und Steineichenwald - Habitat  9340 (Q. ilex und Q. rotundifolia)  

Die Korkeiche (Quercus suber) (Habitat 9330) und die Steineiche (Quercus ilex subsp. ilex und Q. ilex subsp. rotundifolia) (Habitat 9340) sind immergrüne Laubbaum-Arten, die gut an eine sommerliche Trockenperiode und ein mediterranes Klima angepasst sind. Sie werfen die Blätter erst nach mehreren Jahren ab. Phytosoziologisch treten Korkeichen - und Steineichenwälder im Rahmen der Allianzen Quercion broteroi p.p. und Querco rotundifoliae-Oleion sylvestris p.p. (Klasse: Quercetea ilicis)  auf. In der Serra da Estrela kommen sie nur in den Randgebieten auf der Basalen bis Mittleren Höhenstufe vor.


Korkeichen (Quercus suber) und Steineichen (Quercus rotundifolia) erscheinen in den Höhenzonen des meso-mediterranen und supra-mediterranen Bioklimas, Korkeichen vorwiegend an den südlichen und nordöstlichen Hängen der Serra da Estrela. Die Korkeiche (Quercus suber) erscheint in Gebieten mit erhöhter Feuchtigkeit und höherem Niederschlag und ist thermophiler und hygrophiler als die Steineiche; deshalb hat die Steineiche ein weniger begrenztes Verbreitungsspektrum als die Korkeiche. Da die Korkeiche ein Baum mit vielseitiger Verwendungsmöglichkeit und vom Menschen deshalb sehr geschätzt ist, verschwand sie nicht in gleichem Maße wie die übrigen Baumarten. Natürliche Steineichenwälder sind dagegen praktisch in der Serra da Estrela verschwunden. Exemplare oder buschförmige Verbreitungsinseln dieser Art finden sich in den unteren bis mittleren Höhenzonen im Südosten des Gebirges. Die Steineichen der Serra da Estrela gehören zur Unterart Q. ilex subsp. rotundifolia, die süße Früchte (Eicheln) besitzt. Die Subspezies Q. ilex subsp. ilex mit bitteren Früchten besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt im Osten der Iberischen Halbinsel und reicht bis zum Balkan im Osten des Mittelmeerraumes.

Jan JANSEN (2002) schreibt dazu  (aus dem Englischen p. 64):
Die immergrüne sklerophylle Korkeiche (Quercus suber) und die Stein-Eiche (Quercus rotundifolia) sind beide gut an die Sommerdürre angepasst, also typisch für das mediterrane Makroklima. Korkeichenwälder sind in der Regel thermophiler und hygrophiler als Stein-Eichenwälder. Das erklärt, warum Korkeichen am Fuße des Gebirges in Gebieten mit hohem Niederschlag optimal vorkommen. Im trockeneren Klima können Korkeichen unter feuchten Bodenverhältnissen auftreten. Stein-Eichen haben weniger Anforderungen und damit ein breiteres Spektrum. Korkeichen sind nützliche Bäume, warum sie nicht ganz verschwunden sind. Genutzt und damit so geschützt, dass sie in der Nähe von Bauernhäusern gefunden werden können. In den südlichen und nordöstlichen piemontesischen Gebieten der Serra da Estrela sind einige Stände zu beobachten. Diese Reste haben wahrscheinlich zu der Gruppe der Kork-Eichenwald-Reihe gehört, die in der phytogeographischen Luso- Extremadurensean-Subprovinz auftritt, die die östlichen Teile des Estrela-Massivs erreicht. Eine charakteristische Art von solchen klimaktischen Wäldern ist Sanguisorba hybrida.
Innerhalb des Parks haben Stein-Eichen ihre Hauptverbreitung in den östlichen Teilen, vom unteren zum mittleren Gürtel. Die Stein-Eichenwälder sind fast verschwunden. Im Allgemeinen gibt es nur Sträucher, aber es gibt ein paar kleine Wälder, vor allem in schwer zugänglichen Gebieten. Beispiele finden sich im Vale das Cortes, Vale de Beijames, Vale de Sameiro, Vale do Mondego, vor allem im Gebiet zwischen Senhora de Assedasse und Quinta da Taberna, dem Gebiet um die Cabeço da Mestra Brava und in relativ hohen Höhen in der Nähe der Toje-Gipfel in der Serra da Alvoaça. Die vorgenannten Stände sind Reste von Wäldern, die höchstwahrscheinlich den Stein-Eichenwäldern aus der Luso-Extremadurensean-Subprovinz ähnelten. Eine charakteristische Art solcher Klimaxwälder ist Pyrus bourgaeana, ein Birnbaum, der in Nw-Afrika und dem westlichen Teil der Iberischen Halbinsel heimisch ist. Im Allgemeinen sind zwei Stein-Eichenarten anerkannt: Quercus rotundifolia und Quercus ilex. Quercus rotundifolia ist auf die Iberische Halbinsel beschränkt. Quercus ilex hat eine östlichere Verbreitung. Er ist in Spanien, Frankreich, Italien und Teilen des Balkans heimisch. Alle Stein-Eichen im Park beziehen sich auf Quercus rotundifolia.



Korkeichenwald - Habitat 9330 - (Quercus suber)

Der Habitat 9330 des Korkeichenwaldes kann folgendermaßen charakterisiert werden:

  • In der Hauptsache aus immergrünen Bäumen bestehende Waldgemeinschaft, mit dichtverzweigten Baumkronen, dominiert durch die Korkeiche (Quercus suber), ´mit lianenförmigen Synusien, bleitblättrig/stacheligem Gebüsch, feuchtigkeitsliebender gut entwickelter Krautschicht, manchmal mit Moosen und Epiphyten, auf jeglichem,  mit Ausnahme von basischem Substrat.
  • Korkeichenwälder können rein oder gemischt auftreten, wobei in der Baumschicht mit einem Prozentsatz, der unter 50% liegt, andere Bäume auftreten können, die Varianten des Habitats definieren. Die aus biogeographischer  und konservationistischer Sicht wichtigsten Baumarten sind: Quercus faginea subsp. broteroi, Q. faginea subsp. faginea, Q. canariensis, Q. robur, Q. pyrenaica, Q. rotundifolia, Q. coccifera und weiterhin Hybridformen wie: Q. x marianica (Q. faginea subsp. broteroi x Q. canariensis), Q. x coutinhoi (Q. faginea subsp. broteroi x Q. robur), Q. x neomarei (= Q. x andegavensis = Q. x pyrenaica x Q. robur), Q x mixta (Q. suber x Q. rotundifolia).  Ausser den Eichen können auch andere Baumarten vorkommen wie z.B. Juniperus oxycedrus subsp. lagunae, Olea europaea subsp. sylvestris, Ceratonia siliqua, Fraxinus angustifolia, Pyrus cordata, Pyrus bourgaeana, Celtis australis, Pinus pinaster subsp. atlantica, Arbutus unedo, Erica arborea.


  • In der Lianenschicht erscheinen z.B.:


  • In der Strauchschicht finden sich häufig Sträucher mit ledrigen oder glänzenden Blättern:


  • In der Strauchschicht können auch stachelblättrige, nicht heliophile/malakophile Sträucher erscheinen wie Asparagus sp. pl., Genista falcata, etc.:


  • In der Krautschicht dominieren die krautigen Geo- und Hemikryptophyten wie Asplenium onopteris, Geum sylvaticum, Carex distachya, Galium scabrum, Luzula forsteri subsp. baetica, Hyacinthoides hispanica, Paeonia broteroi, Sanguisorba hybrida s.l.


  • Auf Lichtungen und an natürlichen Waldrändern erscheinen sub-heliophile nicht-nitrophile Kräutergemeinschaften, die vom physischen Schutz der organischen Materie der Laubbäume abhängen wie:  Origanum virens, Campanula rapunculus, Clinopodium vulgare s.l., Picris spinifera, P. algarbiensis, Senecio lopezii, Stachys germanica subsp. lusitanicus, Geranium sanguineum.


  • Korkeichenwälder bilden ein schattiges Waldmikroklima und ihr Falllaub bildet organische Bodenhorizonte vom Typ Waldmull aus. Ihre natürlichen strauchförmigen Waldränder sind extrem vielfältig und bestehen normalerweise aus den Habitaten 5230 e 5330. Besonders häufig findet man jedoch aus Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Baumheide (Erica arborea) und Lorbeer (Laurus nobilis) bestehende Buschformationen.
  • Korkeichenwälder können auf jeglicher Art von silikatreichem kompaktem oder losem Substrat (z.B. pleistozänen Sanden) entstehen, finden sich selten auf Kalkböden, können jedoch bei erhöhtem Niederschlag in Gebieten mit dekarbonisierten Ablagerungen erscheinen. Sie erscheinen in Gebieten mit temperatem (thermo- und meso-temperatem) oder mediterranem (thermo- und meso-mediterranem) Bioklimata auf der subfeuchten bis hyperfeuchten Ombrostufe.



Steineichenwald - Habitat  9340 (Q. ilex und Q. rotundifolia)  

  • Eine aus überwiegend immergrünen Bäumen bestehende Waldgemeinschaft, durch Quercus rotundifolia dominiert, mit Lianen-Synusien, einer bleitblättrig/stachelblättrigen Laubschicht, ombrophiler Krautschicht und manchmal gut entwickeltem Moos- und Epiphytenbewuchs; entwickelt auf kompakten Silikat- oder Kalkböden, mit wenig rezenter anthropogener Intervention.

  • Steineichenwälder können rein oder in gemischter Form auftreten, wobei in der Baumschicht andere Arten mit einer Häufigkeit von unter 50% auftreten können und somitunterschiedliche Varianten des Steineichenwaldes definieren. Die Hauptarten mit Bedeutung aus biogeographischer und naturschützerischer Sicht sind: Quercus faginea subsp. broteroi, Quercus faginea subs. faginea, Quercus pyrenaica, Quercus suber und Hybridformen wie: Q. x mixta (Q. suber x Q. rotundifolia), Q. x airensis (Q. coccifera subsp. Coccifera  x Q. rotundifolia). Es treten auch andere Baumarten wie z.B. Olea europaea subsp. sylvestris, Ceratonia siliqua (-), Acer monspessulanum (-), Pyrus bourgaeana, Celtis australis, Pistacia terebinthus (-) auf.

Quercus faginea subs. faginea
Hybridformen wie: Q. x mixta (Q. suber x Q. rotundifolia), Q. x airensis (Q. coccifera subsp. Coccifera  x Q. rotundifolia).
*(-) für die Serra da Estrela nicht nachgewiesen oder nicht im Gebiet vorkommend

  • In der Lianenschicht können z. B. auftreten: Smilax aspera, Tamus communis, Rubia peregrina, Aristolochia baetica, Bryonia dioica, Clematis sp. pl.,  Hedera sp. pl..


  • In der Strauchschicht finden sich häufig breitblättrige Sträucher mit wachsartigen und glänzenden Blättern wie Viburnum tinus, Osyris sp. pl., Rhamnus oleoides subsp. pl., Jasminum fruticans, Myrtus communis, Ruscus aculeatus, Chamaerops humilis (-).



  • In der Strauchschicht können auch stachelblättrige nicht-heliophile/malakophile Geophyten und Hemikryptophyten vorkommen wie Asparagus sp. pl..
  • In der Krautschicht dominieren die krautigen Geophyten und Hemikryptophyten wie Asplenium onopteris, Elaoselinum foetidum, Carex distachya, Galium scabrum, Hyacintoides hispanica, Paeonia broteroi, Bupleurum rigidum subsp. paniculatum.




Jan JANSEN (2002) schreibt zu den Korkeichen- und Steineichenwäldern der Serra da Estrela (p. 64):

Die immergrüne sklerophylle Korkeiche (Quercus suber) und Steineiche (Quercus rotundifolia) sind beide gut an Sommertrockenheit angepasst, so typisch für das mediterrane Makroklima. Korkeichenwälder sind in der Regel thermophiler und hygrophiler als Steineichenwälder. Dies erklärt, warum Korkeichen in Bereichen mit hohen Niederschlägen optimal am Fuß des Berges auftreten. In trockeneren Klimaten können Korkeichen unter feuchten Bodenbedingungen auftreten. Steineichen haben weniger Anforderungen und daher ein breiteres Spektrum. Korkeichen sind nützliche Bäume, der Grund, warum sie nicht völlig verschwunden sind. Genutzt und daher geschützt können sie nahe an Bauernhöfen vorgefunden werden. Einige Standorte können in den südlichen und nordöstlichen Piedmont Bereiche der Serra da Estrela beobachtet werden. Diese Reste haben wahrscheinlich zu der Gruppe der Korkeichenwald-Serien gehört, die in der Luso-Extremadurensean phytogeographischen Subprovinz auftreten und die die östlichen Teile des Estrela Massivs erreicht. Eine charakteristische Spezies solcher Klimax-Wälder ist Sanguisorba hybrida.

Innerhalb des Parks haben Steineichen Ihren Verbreitungsschwerpunkt in den östlichen Teilen, im unteren bis zum mittleren Gürtel. Die natürlichen Steineichenwälder sind fast völlig verschwunden. In der Regel treten lediglich Sträucher auf, aber ein paar kleine Wälder existieren noch, meist in schwer zugänglichen Gebieten. Beispiele dafür finden sich im Tal ‘Vale das Cortes’, ‘Vale de Beijames’, ‘Vale de Sameiro’, Mondego-Tal, vor allem im Bereich zwischen ‘Senhora de Assedasse’ und ‘Quinta da Taberna’, das Gebiet um den ‘Cabeço da Mestra Brava’ und in relativ großer Höhe in der Nähe des ‘Toje Gipfels’ in der ‘Sierra Alvoaça’. Die genannten Bestände sind Reste der Wälder, die höchstwahrscheinlich den Steineichenwäldern der Luso-Extremadurensischen Subprovinz ähnelten. Eine charakteristische Spezies solcher Klimax-Wälder ist Pyrus bourgaeana, ein Birnbaum, der in Nw-Afrika und dem westlichen Teil der Iberischen Halbinsel heimisch ist. Es gibt zwei Steineichen Spezies: Quercus rotundifolia und Quercus ilex. Quercus rotundifolia ist auf die Iberische Halbinsel beschränkt. Quercus ilex hat eine östlichere Verbreitung. Er ist in Spanien, Frankreich, Italien und Teilen des Balkans heimisch. Alle Steineichen im Park gehören zu Quercus rotundifolia...



Habitate 91E0, 9580, 9380, 5230 - Wälder mit Birke, Erle, Esche, Eibe, Stechpalme, Lorbeerkirsche und anderen Baumarten.

Auch die Galeriewälder entlang der Flüsse der Serra da Estrela erlitten ein ähnliches Schicksal wie die zuvor genannten Laub- und Nadelwälder. Es blieben nur einige natürliche Erlen-, Eschen- und Weiden-Galerien übrig, - so sind die Habitate 91E0 der Erlen- und Weichholz-Auenwälder mit Alnus glutinosa, 91B0 der thermophilen Eschenwälder mit Fraxinus angustifolia und 92A0 der Galeriewälder mit Salix sp. pl. in der Serra da Estrela vertreten. Zu den autochthonen Weiden-Spezies der Serra da Estrela gehören  Salix atrocinerea,  S. salviifolia und  S. neotricha (S. alba x S. fragilis).   Es existieren auch exotische und zu ornamentalen Zwecken verwendete Arten in der Serra da Estrela.





Schwarzerle (Alnus glutinosa)

Schwarzerle-Wälder sind edapho-hygrophile Klimaxwälder, in denen die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) vorherrscht. Sie kommen entlang der Flüsse im unteren und mittleren Gürtel vor, meist auf ebenen Böden und an sanften Hängen mit tiefen und feuchten alluvialen Bodenhorizonten. Heutzutage treten nur degradierte Waldformationen auf. Ihr quasi-Verschwinden ist hauptsächlich die Folge des Bodenreichtums und der Bodenfeuchtigkeit der Standorte, die sie für Heuwiesen oder den Gartenanbau geeignet machen. Der Wettbewerb mit eingeführten Baumarten ist eine weitere Bedrohung. Einige exotische Baumarten (z. B. Ailanthus altissima) begannen aufgrund ihrer starken Regenerationsfähigkeit subspontan außerhalb der Plantagen zu erscheinen und die potentiellen Gebiete für Uferwälder zu besetzten. Dies kann vor allem im westlichen Teil des Parks beobachtet werden.

Hauptsächlich in Abhängigkeit von der Höhe lassen sich zwei Arten von Schwarzerlen-Beständen unterscheiden: einen relativ artenarmen Bestand mit Galium broterianum in höheren Lagen - und einen relativ artenreichen mit Scrophularia scorodonia und anderen Arten wie Königsfarn (Osmunda regalis) und Wilder Weinrebe (Vitis vinifera subsp. sylvestris) in niedrigeren Lagen. Die Unterart sylvestris der Weinrebe ist eine einheimische Art mit kleinen bläulich-schwarzen sauren Früchten und meist 3 Samen. Die Unterart vinifera hat größere Früchte mit 2 oder keinem Samen, die süß sind und in der Farbe variieren. Es ist die Hybridform zwischen den beiden, die für die Weinherstellung verwendet wird.
Schwarzerle trägt zu einem höheren Nährstoffgehalt des Bodens bei. Ihre Wurzeln haben Knöllchen, in denen Bakterien (Actinomyces alni) wachsen, die in Symbiose mit dem Baum in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft zu fixieren.




Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia)

Die Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia) kann in der Baumschicht vorhanden sein. Aber im Gegensatz zur Schwarzerle bevorzugt sie höher gelegene Standorte, die das ganze Jahr über nicht überflutet sind. In offenen und degradierten Baumbeständen dominieren Weidenarten wie Salix atrocinerea, Salix salviifolia und ihre Hybride (Salix x secalliana). Weiden finden sich in der Regel an Orten, an denen bisweilen hohe Strömungen auftreten. Diese Weichholzarten haben eine starke Regenerationsfähigkeit, eine gute Anpassung an die starke Erosionswirkung von Flüssen, die sich nach starken Regenfällen in mächtigen Ströme  verwandeln. Die Trauerweide (Salix babylonica) wird manchmal als Zierbaum verwendet. Sie ist eingebürgert und  kann jetzt in lichten Beständen unter den einheimischen Weiden gefunden werden. In den Auwäldern gibt es durchaus einige Moose und Farne, Hochstauden, Kletterer und solche rankenden Sträucher wie die Brombeere (Rubus spp.).

Carex elata, Sabugueiro (Rio Alva)

Charakteristische Tussock-Seggen wie eine iberische endemische Unterart der Steifen Segge, Carex elata subsp. reuteriana, das Labkraut (Galium broterianum) und die safranrebendolde (Oenanthe crocata) sind häufig an den Flussläufen anzutreffen.  Beispiele für Erlenwälder können entlang des Flüsschens Ribeira do Freixo in der Nähe von Freixo da Serra, entlang des Mondego-Flusses zwischen Videmonte und Vila Soeiro und darüber hinaus entlang der Ribeira do Caldeirão und entlang des Flusses Rio Alva gefunden werden. ...


Königsfarn (Osmunda regalis), Serra da Lousã


Osmunda regalis, Serra da Lousã
(Panikel vorhanden)



Einst müssen die Galerien der Schmalblättrigen Esche (Fraxinus angustifolia) an den meisten Wasserläufen vom unteren bis zum mittleren Gürtel in der Gegend aufgetreten sein. Heutzutage sind nur noch kleine Flecken davon geblieben. Diese kleinen Stände werden auf leicht geneigten bis relativ steilen Hängen auf Böden mit wechselndem Grundwasserstand gefunden. Ein großer Teil ihres  Bestandpotenzials ist von Wiesen besetzt. Die Schmalblättrigen Esche wird häufig von der Pyrenäen-Eiche (Quercus pyrenaica) begleitet. Seltene Baumarten sind die Schwarz-Pappel (Populus nigra), Moorbirke (Betula celtibérica) und Feldulme (Ulmus minor). Arten wie der Italienische Aronstab (Arum italicum), Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica), Ulmenblatt-Brombeere (Rubus ulmifolius). Brennnessel (Urtica dioica), und viele andere, können hier gefunden werden. Auch ein sehr seltenes Ehrenpreis, Veronica micrantha, wurde in diesem Biotop beobachtet. Beispiele für Bestände der schmalblättrigen Schmalblättrigen Esche finden sich in der Umgebung von Freixo da Serra (Freixo ist das portugiesische Wort für Esche), Corujeira und im Zêzere-Tal bei Covais und südlich von Penhas da Saúde.


Pyrenean-Eiche (Quercus pyrenaica)
Moorbirke (Betula celtibérica)
Italienische Aronstab (Arum italicum)
Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica)
Ulmenblatt-Brombeere (Rubus ulmifolius)
Grosse Brennessel (Urtica dioica)
Ehrenpreis (Veronica micrantha)






Auch die Moorbirke (Betula celtiberica), in Habitaten wie 9160, 9380, 9580 und 91E0) vertreten und entsprechend phytosoziologisch durch die Assoziationen Betulion fontquerio-celtibericae in der Klasse Querco-Fagetea und Carici reuterianae-Betuletum celtibericae in der Klasse Salici purpureae-Populetea nigrae gekennzeichnet, ist fast völlig aus der Serra da Estrela verschwunden oder im Laufe von Wiederaufforstungen und landschaftsgestalterischen Massnahmen durch nicht autochthone Pflanzen ersetzt worden.


Betula pubescens - Kaarnikka, Finnland


Betula pubescens - Gaupne-(Engjadal-Raum) (Norwegen)

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Betula pubescens - Gaupne-(Engjadal-Raum)  (Norwegen)



Jan JANSEN (2002) schreibt dazu (aus dem Englischen pp. 73-74):

... Es gibt einige Verwirrung bei der Identifizierung von verschiedenen Birken (Betula) Arten. Die Forstwirtschaft führte einige Birkenbäume verschiedener Herkunft ein. Einige von ihnen gehören zur Moorbirke (Betula pubescens) und mehreren Hybriden. Die ursprüngliche Art kann auf Betula celtiberica zurückgeführt werden. Nur wenige Exemplare von Betula celtiberica finden sich noch an Orten mit schwerem Zugang, z. B. in der Nähe von Felsklippen (geschützt vor Sonne, Feuer und Ziegen). Die natürlichen Birkenwälder traten wahrscheinlich in den regenreichsten Zonen auf, oft auf feuchten Böden, vorzugsweise in höheren Abschnitten des mittleren Gürtels. In geschützten Lagen sind sie wahrscheinlich in den oberen Gürtel vorgedrungen. Von diesen edapho-klimatischen Wäldern sind nur noch wenige zerstreute Bäume übrig. Die Säume der Birkenwälder in der Estrela müssen dem Besenginster Genista florida gebildet worden sein. Vielleicht  wären dort unter einem relativ offenen Baumkronen-Baldachin gewachsen: die Gamswurz-Spezies Doronicum pubescens, die Unterart “henriquesii” der Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica subsp. henriquesii),  die Steinbrech-Spezies Saxifraga spathularis, Vogelbeere (Eberesche) (Sorbus aucuparia), Grosse Brennnessel (Urtica dioica), die Pippau-Spezies Crepis lampsanoides, die Lauch-Spezies Allium scorzonerifolium und Allium victorialis und Weisser Germer (Veratrum album). Beide Allium-Arten werden jetzt in offenen, aber schattigen Umgebungen oft neben häufig nassen Felsen gefunden. Die meisten der oben genannten Arten rufen Assoziationen mit hoher Feuchtwiesen Vegetation aus Skandinavien und dem Hochgebirge auf. Der mediterrane Einfluss in der Estrela ist, sicherlich in der Abwesenheit einer schattigen Baumschicht, zu groß, um eine solche luxuriöse Vegetation zu ermöglichen. Außerdem ist die Höhe zu niedrig, um genügend Schnee zu liefern, aus dem während der Vegetationssaison genügend Wasser gezogen werden kann. Allerdings gibt es eine solche Vegetation in den höheren Teilen des Cordilheira Central in Spanien. Die Forstverwaltung pflanzte an mehreren Orten eine beträchtliche Anzahl von (nicht-lokalen) Birkenbäumen. Einer dieser Stände befindet sich am bekannten Picknickplatz (Camping) von ‘Covão da Ametade’. Andere Stände befinden sich entlang der Straße nach ‘Nave de Santo Antonio’ und in der Gegend nördlich des ‘Mondeguinho’ sowie dem Picknickplatz  (Camping) ‘Covão da Ponte’.
Für Pflanzungen in Park-Anlagen sollten nur Sämlinge oder Jungpflanzen von strikt einheimischen Exemplaren verwendet werden. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn in allen großen Parkanlagen Portugals Pflanzenaufzuchtstätten eingerichtet werden könnten, um nur die heimischen lokalen Baumarten für die Ziele der Bepflanzungen  verwenden zu können.






Habitat 9580 - Mediterrane  Eibenwälder (Taxus baccata)

Nadelwälder wie der Mediterrane Eibenwald haben in der Serra da Estrela wahrscheinlich das gleiche Schicksal wie die Laubwälder erlitten und wurden entweder vernichtet oder durch Wiederbepflanzung mit nicht-autochthonen Spezies verfälscht.
Heute existieren in der Serra da Estrela nur einige wenige verstreute Einzelexemplare von Eiben oder kleine Waldflecken mit Eiben wie das Tälchen “Barroca dos Teixos” (etwas unterhalb vom Covão da Ametade - am Oberlauf des Zêzere-Flusses) in der Serra da Estrela. Man nimmt jedoch an, dass die Eibe früher natürliche Wälder in der Serra da Estrela bildete. Die Eibe erscheint im Mittleren Gürtel der Serra da Estrela auf feuchten Böden am Rande von Flüsschen, und wird von der Birke begleitet.



Barroca dos Teixos, Serra da Estrela


Männliche Blüten von Taxus baccata (Wikipedia)

Frucht mit Samenmantel (Arillus) von  Taxus baccata (Wikipedia)


Seitensprosse von Taxus baccata (Wikipedia)


Wurzel von Taxus baccata (Wikipedia)



Jan JANSEN (2002) schreibt dazu (pp. 73-74):

Es wird davon ausgegangen, dass einmal Eiben (Taxus baccata) Wälder aufgetreten sind. Es gibt kaum irgendwelche Eibenbäume und jetzt können bestenfalls einige gruppierte Exemplare gefunden werden. Manche mögen sogar gepflanzt worden sein. Eibenwälder sind jedoch nicht gut verstanden Es mag eine Interferenz mit Stechpalmen-Wäldern geben.  Taxus scheint seine optimalen Bedingungen an feuchten Hängen zu finden, meistens entlang der Flüsschen im mittleren Gürtel. Der Schutz dieser Standorte und die ungestörte Entwicklung können den Charakter der Eibenwälder offenbaren.
Eibenbäume finden sich an folgenden Lokalitäten in der Serra da Estrela: Vale de Zêzere bei Covão d'Ametade und in der Nähe von Fonte Paulo Luís Martins, Vale da Candieira, Garganta de Loriga, südlich von Penha dos Abutres bei Cerro do Terroeiro, nördlich von Rodeio Grande, Ribeira da Lagoa, Vale do Conde und Poço do Inferno....




Habitat 9380 - Stechpalmenwälder (Ilex aquifolium) und ‘Arborescente Gebüsche mit Lorbeer (Laurus nobilis) und Portugiesischer Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica)’ - (Habitat 5230)

Andere natürliche edapho-klimatische Relikt-Wälder und Reste der antiken Lorbeerwälder (port. laurissilva) sind die arboreszenten Gebüsche mit Prunus lusitanica (Habitat 5230) und Laurus nobilis (Habitat 5230), sowie der Stechpalmenwald mit Ilex aquifolium (Habitat 9380).
Einige gut erhaltene Enklaven des Portugiesischen Lorbeerwaldes (port. azereiro) finden sich an den Westhängen und Westausläufern der Serra da Estrela - im Vale de Loriga, in der Serra do Açor (Mata da Margaraça) sowie in der Serra da Lousã (Ribeira de Pena). Alle Standorte zeichnen sich durch eine schattige feucht-kühle Hanglagen an kleinen Flüsschen, sowie einem mildem Winterklima, bedingt durch den atlantischen Einfluss der Küstenregion, aus.
Rhododendron ponticum kommt nur noch an zwei Stellen in Portugal vor, nördlich der Serra do Caramulo (Mata do Cambarinho), und in der Serra de Monchique (Algarve).





Stechpalme (Ilex aquifolium)

Stechpalmenwälderr sind nicht gut verstanden. In der Serra da Estrela sind nur einzelne Exemplare von Stechpalmen (Ilex aquifolium) zu finden. Einige Fachleute betrachten sie als ein Relikt der verschiedenen Wälder mit einer Schicht, die reich an Stechpalme (Ilex) und manchmal mit Eibe (Taxus) ist. Ilex ist wahrscheinlich ein altes Element aus der paläotropischen oder subtropischen Flora, das sich später an die neuen (atlantisch-mediterranen) Bedingungen angepasst hat. Ilex scheint seine optimalen Bedingungen an Flüssen und Hängen in Tälern im unteren und mittleren Gürtel zu haben. In den Tälern im südlichen Teil des Parks können einzelne Bäume beobachtet werden, z.B. Vale da Caniça bei Ponte Jugais, Garganta de Loriga südwestlich von Penha do Gato und Covão da Nave, Vale de Loriga zwischen Cabeca und Casal do Rei, Vale de Alvoco südlich von Penhas dos Abutres, nördlich von Muralha und südlich von Aguincho, Ribeira da Lagoa, Vale da Candieira und Souto do Concelho bei Manteigas.


Stechpalme (Ilex aquifolium) am Rande eines Flüsschens, Serra da Lousã.
Stechpalme (Ilex aquifolium), Serra da Lousã

Stechpalme (Ilex aquifolium), Mata de Margaraça, Arganil


Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica)


Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica)

Die Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica subsp. lusitanica) ist ein immergrüner Strauch oder Baum mit glänzenden dunkelgrünen ledrigen mehrjährigen Blättern, ganz wie die des Lorbeers (Laurus nobilis) und daher auch lorbeerblättrig genannt. Bäume mit solchen Merkmalen treten in subtropischen Breiten auf und bilden Wälder,  Lorbeerwälder (port. laurissilva), genannt. Prunus lusitanica subsp. hixa ist von Madeira und den Kanarischen Inseln her bekannt, Prunus lusitanica subsp. azorica auf den Azoren heimisch.  Sie gehören zu einer Gruppe von endemischen lorbeerblättrigen Arten, die in den Lorbeerwäldern (Iaurissilvas) der makaronesischen Region (Kanarische Inseln, Madeira, Azoren) wachsen.
Ihr kontinentales Gegenstück Prunus lusitanica subsp. lusitanica tritt in Portugal, Spanien und Nord-Marokko auf. Sie wird als Zierbaum verwendet, zum Beispiel in Parks in London und Paris. Die Portugiesische Lorbeerkirsche ist im südwestlichen Teil der Estrela heimisch, wo ihr Bedürfnis nach warmen und feuchten Bedingungen in einigen tiefeingeschnittenen Tälern erfüllt ist. Dort treten einige kleine Stände im unteren Gürtel entlang von Wasserläufe auf, oft in Kontakt mit Erlengalerien. Beide Formationen sind Reste von edapho-klimatischen Wäldern. Die Galerien der Portugiesischen Lorbeerkirsche der Serra da Estrela haben Affinitäten mit denen aus den Montes de Toledo in Spanien. Sie können entlang der Ribeira de Loriga, Ribeira do Alvoco, Ribeira da Teixeira, Ribeira de Valcovo und Ribeira de Balocas beobachtet werden.

Einstmals mag die Portugiesische Lorbeerkirsche auch in Stieleichenwäldern mit immergrünen Elementen gewachsen sein, die früher in den westlichen Piemontgebieten der Serra da Estrela auftraten. Andere immergrüne Sträucher oder niedrige Bäume wie der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und der Lorbeerblättrige Schneeball (Viburnum tinus) sind oft Begleiter der Portugiesischen Lorbeerkirsche. Im Unterholz kann man einer südlichen Unterart von Efeu begegnen (Hedera helix ssp. canariensis).
Lorbeer (Laurus nobilis) scheint auf nur zwei extrem kleine Orte rund um Loriga und Alvoco da Serra beschränkt zu sein. Es ist nicht bekannt, ob diese Stände natürlich sind oder ob sie gepflanzt wurden. Lorbeer scheint seine optimalen Bedingungen ebenso wie die Portugiesische Lobeerkirsche an geschützten feuchten Stellen entlang von Flüssen in Tälern im südwestlichen Teil des Parks im unteren Gürtel zu finden.


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Lorbeerblättriger Schneeball (Viburnum tinus), Mata da Margaraça, Arganil


Untergehölze

Jeder der bisher erwähnten Waldtypen besitzt ein charakteristisches Unterholz mit einer charakteristischen Zusammensetzung an Sträuchern, Lianen, Kräutern, Moosen und Flechten. Manchmal können sich jedoch, beispielsweise wie bei Quercus suber- und Quercus rotundifolia Wäldern, die Untergehölze ziemlich ähneln. Laubwälder besitzen dabei eine besonders artenreiche Strauch- und Krautschicht, und Jan Jansen führt für die Serra da Estrela (2002) mehr als 70 verschiedene Arten an.


Hier sind die von Jan JANSEN genannten Arten (2002) zu den Laubwäldern  der Serra da Estrela der Vollständigkeit halber nochmals aufgelistet, da bei der Besprechung der Waldtypen nur ein Teil dieser Spezies angeführt wurde:


Narcissus triandrus subsp. pallidulus





Waldränder, Kahlschläge und  Lichtungen

Waldbäume nehmen dem Unterholz Licht. Wenn man sich den Waldrändern nähert, nimmt dieses jedoch wieder zu und damit die Möglichkeit, die Pflanzen des Unterholzes wachsen zu lassen. Auch die Artenvielfalt erhöht sich an den Lichtungen - und in Bereichen, in denen Bäume verschwunden sind, können ebenfalls Sträucher und junge Bäume heranwachsen. Auch Gräser und Kräuter gedeihen an diesen Stellen in Hülle und Fülle.

Matagal (Strauchschicht) ist in der Serra da Estrela im allgemeinen nicht sehr entwickelt. Charaktareristische Spezies des Matagals sind Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna), zwei verschiedene Unterarten von Geissblatt (Lonicera periclymenum subsp. hispanica und Lonicera periclymenum subsp. periclymenum), Schlehdorn (Prunus spinosa), WIlde Birne (Pyrus cordata), Hundsrose (Rosa canina), (Rosa micrantha), Ulmenblättrige Brombeere (Rubus ulmifolius), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Gemeine Schmerwurz (Tamus communis). Unter den kräutern und Gräsern gibt es jedoch viele attraktive Arten



Ganz allgemein unterscheidet man zwei Pflanzentypen mit unterschiedlichen Anpassungen: zum einen die thermophilen Pflanzen, resistenter gegen Wassermangel, zum anderen die hygrophilen Pflanzen, die ein hohes Mass an Feuchtigkeit beanspruchen und normalerweise auch anspruchsvoller bezüglich des Stickstoffgehaltes des Bodens sind.

An den sonnigen Waldrändern der thermophilen Wälder wachsen Pflanzen, die normalerweise Blätter mit dickerer und härterer Epidermis besitzen:


Vicia cracca


Diejenigen Pflanzen, die mehr Stickstoff benötigen finden sich in der Regel an den Rändern edapho-hygrophiler Wälder:







Künstlich angelegte Biotope

Covão da Ametade

Covão d’Ametade, Vale do Zêzere, Serra da Estrela


Der Covão da Ametade, einstmals eine Borstgraswiese mit Nardus stricta, aus einem Kar des Zêzere-Gletschers hervorgegangen, ist nun in eine Picknickwiese mit Birkenbepflanzungen  und Möglichkeiten zum Camping. Es gibt hier eine kleine Bar, Toiletten- und Waschanlagen sowie Tische für das von den Portugiesen (und anderen) heissgeliebte Picknick. In schwärmerischen Tönen heißt es:

Ein paradiesisches Szenario mit bukolischem und poetischem Charakter”.

Und in der Tat, umgeben von den drei “cântaros”: den imposanten Granitfelsen des Cântaro Gordo, Cântaro Magro und Cântaro Magro ist es ein herrliches Kartal, wo der Zêzere-Fluss seinen Ursprung nimmt.




Covão d’Ametade, Vale do Zêzere, Serra da Estrela








Nicht-autochthone Birken im  Covão d’Ametade, Vale do Zêzere


Granitblock im Covão d’Ametade

Prähistorische Feuerstelle? :)




Blick auf die Schlucht zwischen Cântaro Raso (1916 m NN (links))
und Cântaro Magro (1928 m NN (rechts))


Blick in Richtung  Cântaro Gordo - 1875 m NN


Blick in Richtung Cântaro Gordo



Ausgetrocknetes Rinnsal des Zêzere-Flusses mit Granitfelsen im  Covão d’Ametade


Blick auf einen Hang mit Ginsterbewuchs nach einem einige Jahre zuvor erfolgten Brand
- Covão d'Ametade


Ausgetrocknetes Wasserstaubecken im Covão d’Ametade



Campanula herminii im Covão d’Ametade


Wasserstaubecken mit Birken - Paisagistisch umgestaltete Landschaft




Bar im Covão d’Ametade




Tafel  - Covão da Ametade

Tafel - Covão d’Ametade

? Moorbirke. im Covão da Ametade, Serra da Estrela



Mondeguinho und Covão da Ponte




Auch die oberen Bereiche der Mondego-Quelle, unterhalb des “Mondeguinho”, und der Covão da Ponte sind künstlich landschaftlich umgestaltet. Am oberen Quellbereich des Mondego wurden nicht-autochthone Birken (Betula ?pubescens) und Waldkiefern (Pinus sylvestris) gepflanzt und am Covão da Ponte wurde in ähnlicher Weise wie am Covão da Ametade ein Picknickbereich mit Birkenanpflanzungen geschaffen, der auch einen komfortablen Campingbereich mit einer Bar und sanitären Anlagen einschließt. Der Mondego hat hier schon soviel an Wasservolumen gewonnen, dass hier auch im Sommer ein angenehm erfrischendes Bad im Fluss möglich ist.




Covão da Ponte DSC01742.JPG







Brände und Brandrodung

Feuer ist Bestandteil der natürlichen Dynamik eines Ökosystems. Zunächst nur durch Blitzschlag und andere natürliche geophysikalische und geochemische Prozesse ausgelöst, so ist es der Mensch, der als einziges Lebewesen Feuer systematisch für seine Zwecke in der Natur einzusetzen gelernt hat.
Der Gebrauch des Feuers wurde Jahrhunderte und Jahrtausende lang für die Nahrungsaufbereitung und die Brandrodung in agro-pastoralen landwirtschaftlichen Systemen eingesetzt. Aber auch in Kriegen wurde Feuer benutzt und schließlich zu kriminellen Zwecken und zum Zwecke der Manipulation ganzer Bevölkerungen. Das ist in den letzten Jahrzehnten im Mittelmeerraum und Portugal geschehen, so dass ganze Naturräume systematisch durch Brandstiftung vernichtet wurden, ein ziemlich einmaliges Erlebnis in der Geschichte der Menschheit. Ich erinnere mich, als ich am 13. August 1995 von Deutschland aus in Portugal mit dem Auto einreiste, dass an diesem Tag in Portugal etwa 850 Brände gezählt wurden. In meinem Tagebuch verzeichnete ich damals:

...Dann, wie aus einem Munde, da brennt es! Dann der nächste Brand, und der übernächste, 850 sollen es an diesem Tage in Portugal gewesen sein. Die Sonne erscheint fahl. Sind wir in ein Kriegsland geraten? Bis vor Coimbra nur noch Brandgeruch, schwarz verbrannte Erde und Baumgerippe, und dieses fahlrote Licht der Sonne.”

Glücklicherweise hat diese kriminelle Tätigkeit nachgelassen, aber die Schäden abgebrannter Bergrücken und Täler sind noch heute fast überall im Mittelmeerraum sichtbar.

Jan JANSEN (2002) schreibt dazu (pp. 88-89):

... Neben natürlichen Ursachen und Brandrodung durch Hirten gibt es noch andere Gründe, warum die Vegetation in Brand gesetzt wird. Am Anfang des Jahrhunderts wurden große Teile der Heidelandschaft in hochentzündliche Kiefern- und Eukalyptus-Plantagen umgewandelt. Diese Politik zwang Hirten, ihre Weideflächen zu verlassen oder ihre Lebensformen zu ändern. Die Aufforstung verursachte Gefühle der Unzufriedenheit unter den Hirten und anderen Teilen der Bevölkerung. Vergeltung kann eines der Motive sein, um ein Waldstück anzuzünden, aber auch Immobilienmakler können davon profitieren und daher kann profit ein Motiv sein: Abgebrannte Vegetation hat einen niedrigen Wert für Naturschutz und kann leicht für Bauarbeiten erworben werden. Ein anderes, vielleicht das wichtigste Motiv, ist die Versorgung mit großen Mengen an Holz auf dem Markt: Verbrannte Bäume werden schnell entfernt, sonst können sie von Insekten, Schimmelpilzen oder Pilzen angegriffen werden. Dieses Holz von minderer Qualität wird gewöhnlich verwendet, um Spanplatten herzustellen. Die Spanplattenindustrie profitiert von einem hohen Angebot, weil es zu niedrigen Holzpreisen führt.
Ein wichtiges Ziel des Naturmanagements ist es, unter den gegebenen Umständen die größtmögliche Biodiversität zu schaffen. In einigen Fällen, wenn sorgfältig angewendet, scheint Brandrodung diese Vielfalt vergrößern zu können. Immer noch ist jedoch wenig über die Auswirkungen des Feuers bekannt. Deshalb müssen wir das Phänomen des Feuers studieren, um durch ein geeignetes Feuermanagement zu größerer Biodiversität zu gelangen. Zuerst sollten jedoch unkontrollierte Brände vermieden werden, denn wenn wir vorhersagen wollen, was nach dem Brennen passiert, müssen wir die Situation vor, während und die (Langzeit-) Entwicklung der Natur nach dem Brennen studieren.

Gebiet oberhalb von Nave de Santo António mit Sekundärvegetation - Flecken von Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Besenginster (Cytisus oromediterraneus-Genista cinerea)  - nach einem Brand.
Hang nördlich des Covão da Ametade mit Besenginster als Sekundärvegetation  - nach einem Brand.

Hang nördlich des Covão da Ametade mit Besenginster als Sekundärvegetation  - nach einem Brand..




Eine Version dieses Artikels mit Fussnoten und Bibliographie findet sich hier:
https://docs.google.com/document/d/1v4_4m1m8B3kK_k9oihj06riFWpzn9ajULFV0KwTKHnI/pub











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