Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.
Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit
Von Horst Engels
Teil II - Reisestationen
Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel
2.13 The Northern Serras of Portugal
2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals
2.5.1 Serra da Lousã und Serra do Açor
2.5.2 Serra da Estrela
2.5.3 Serra do Caramulo und Serra de Freitas
2.5.4 Serra do Marão und Alvão
2.5.5 Serra do Gerês
2.5.6 Serra de Montesinho und Nogueira
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Kartenmaterial:
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Serra da Lousã, Serra da Estrela, Serra da Gardunha und Serra da Malcata.
(Karte: Atlas do Ambiente, 1995)
2.5.1d - Das Schiefergebirge der Serra da Lousã
In der Serra da Lousã und anderen Gebirgen Portugals (z.B. Serra da Estrela) finden sich die verschiedensten Baumarten, sowohl autochthone, einheimische Spezies als auch eingebürgerte exotische oder wiedereingebürgerte einheimische Spezies, die jedoch meistens nicht aus dem Genpool der lokalen Populationen stammen, da zur Zeit der Wiedereinbürgerung durch die Forstbehörden auf diese Details häufig noch nicht geachtet wurde. Einige der exotischen Spezies, wie Acacia dealbata haben sich dabei als invasive Spezies herausgestellt, die die einheimische Vegetation ernsthaft gefährden. Andere, wie die Moor-Birke (Betula pubescens subsp. celtiberica (Rothm. & Vasc.) Rivas Mart., sind mittlerweile aufgrund von wiedereingeführten allochthonen Exemplaren genetisch so vermischt, dass die autochthonen Restbestände immer mehr verschwinden oder zumindest in ihrem Bestand ernsthaft gefährdet sind. Das gleiche gilt für die Fauna - z.B. wurden Reh (Capreolus capreolus) und Rothirsch (Cervus elaphus) in der Serra da Lousã aus nicht lokalen Populationen wiedereingebürgert.
In gewisser Weise handelt es sich als dabei also um eine Floren- und Faunenverfälschung. Dennoch bilden in vielen Fällen die wiedereingebürgerten Arten wichtige Glieder in Ökosystemen und können diese somit wieder zu ihrer ursprünglichen oder beinahe-ursprünglichen Komposition vervollständigen. Natürlich funktioniert das bei den Tieren nur, wenn auch die vollständige Nahrungskette wiederhergestellt wird. Da Reh und Hirsch keine natürlichen Feinde haben, wie z.B. den Wolf, dessen Wiedereinbürgerung bisher nicht gelungen ist (oder nicht versucht wurde), muss der Bestand also künstlich durch Bejagung reguliert werden. Das ist in der Serra da Lousã auch der Fall, da der Bestand an Schalenwild zu groß geworden ist, und Reh und Hirsch somit jetzt wieder in der Serra da Lousã bejagt werden dürfen.
Anders sieht es in der Landschaftsgestaltung aus: es werden neue Elemente in die Landschaft eingefügt, wie Windparks, Skipisten und Naturschwimmbäder (‘praias fluviais’), die ein neuartiges Landschaftsbild, manchmal dem der exotischen Flora nicht unähnlich, erzeugen. Dabei besitzt vor allem die kommerzielle Erschließung dieser potentiellen Einnahmequellen eine wichtige Rolle oder geniesst sogar Vorrang und es stellt sich die Frage, bis zu welcher Grenze man dabei gehen darf. Deshalb hier in diesem Beitrag zur besseren Veranschaulichung dieser Problematik auch ein kleiner Ausflug in die “Südsee” der Serra da Lousã.
Teil der autochthonen Flora, die früher agrarisch und kommerziell genutzt wurde
Exotische Vegetation in der Serra da Lousã - Sequoia sempervirens - hauptsächlich ornamentives Element der Flora
Pinus sylvestris - eine in Portugal (Serra da Estrela und nördlich davon gelegene Gebirge)
heimische (autochthone) - lokal (Serra da Lousã) jedoch gebietsfremde Spezies.
In Portugal gibt es vier verschiedene Spezies von Kiefern - Pinus pinaster, Pinus sylvestris, Pinus pinea und Pinus halepensis (davon kommen 2 in der Serra da Lousã vor - Pinus pinaster und Pinus sylvestris), wobei die ersten beiden Spezies als autochthone Spezies für Portugal, Pinus pinea als möglich autochthone und Pinus halepensis als exotische Spezies angesehen werden müssen. Pinus sylvestris besitzt aber rezent nur ein natürliches Vorkommen in der Serra da Estrela und in weiter nördlichen Gebirgen Portugals. Die Spezies muss also mit ihrem Vorkommen in der Serra da Lousã als eine eingebürgerte oder zumindest als eine wiedereingebürgerte Spezies betrachtet werden.
In der Flora von Lousã sind aber nach PAIVA, J. (1988) 11 Spezies von Kiefern (Pinus) und Fichten (Picea) vorhanden, von denen nur eine Art (Pinus pinaster) autochthon für die Region und eine weitere (Pinus sylvestris) autochthon für Portugal (mit ursprünglicher Verbreitung in der Serra da Estrela und in davon nördlicheren Gebirgen, nicht aber in der Serra da Lousã) ist. Hier könnten in der Tat weitere spezifische genetische Studien für die Flora von Portugal sehr aufschlussreich sein
Picea abies (L.) Karsten
(Gemeine Fichte)
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(Himalaja-Fichte)
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Picea rubens Sarg.
(Amerikanische Rot-Fichte)
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Picea sitchensis (Bong.) Carriére
(Sitka-Fichte)
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Pinus mugo Turra
(Bergkiefer)
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(Schwarzkiefer)
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(See-Kiefer)
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(Gelb-Kiefer)
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(Monterey-Kiefer)
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(Pech-Kiefer)
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(Waldkiefer)
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Betula pubescens - autochthone Spezies für Portugal - jedoch stammen die in der Lousã
beobachteten Exemplare ebenso wie die der Serra da Estrela wahrscheinlich
genetisch nicht aus lokalen Population)
Praia Fluvial von Castanheira de Pera - eine Touristenattraktion
Die menschlich Tendenz, Ungewöhnliches aufzusuchen, aber auch die, sich dem Trubel anzuschließen, lässt sich auch hier in der Serra da Lousã gut beobachten. Obwohl es in der Serra da Lousã wunderschöne ruhige naturbelassene Stellen in kleinen Flüsschen zum Baden gibt, sammeln sich die Menschenmengen lieber in der exotisch gestalteten an die Südsee erinnernden ‘Praia Fluvial’ von Castanheira da Pêra an, so dass dieses Freibad kurz nach seiner Eröffnung zeitweise wegen Überfüllung für weitere Besucher geschlossen werden musste.
Camping und Freibad - ‘Praia da Roca’ in Castanheira de Pêra
Wellenbad von ‘Praia da Roca’ in Castanheira de Pera
Allerdings scheint sich die Neugierde mittlerweile wieder etwas gelegt zu haben, denn bei unserem Besuch von Castanheira de Pêra war das Freibad “Praia das Rocas” nur wenig besucht.
‘Praia da Roca’ in Castanheira de Pera
Schwimmbad von ‘Praia da Roca’ - Castanheira de Pera
Hier einige Alternativen von nichtkommerziellen Badestränden in der Serra da Lousã:
Ameal (N236), Castanheira de Pera
Mentha pulegium und Holcus lanatus am Flussufer
Ameal (N236), Castanheira de Pera
‘Praia Fluvial’ da Sra. da Piedade, Lousã
‘Praia Fluvial’ da Sra. da Piedade, Lousã
‘Praia fluvial’ do Mosteiro, Pedrógão
Moose und Farne der Serra da Lousã
Wasserreichtum und die vielen schattigen und felsigen Orte an schnellströmenden Bächen bieten in der Serra da Lousã ideale Bedingungen für das Vorkommen von Farnen und Moosen.
Die Farne (Pteridophyta) und Moose (Bryophyta) der Serra da Lousã, der Serra do Açor und der Hänge westlich der Serra da Estrela (in der Nähe von Loriga) verdienen deshalb besonderes Interesse. Schieferwände, kleine Bäche, dunkle Täler und Klimabedingungen mit hohen Niederschlägen sowie milden Temperaturen im Winter bieten außerdem Überlebensmöglichkeiten für Arten der nach Paiva (PAIVA, 1988) aus dem Tertiär (Pliozän, Miozän) stammenden Flora des Lorbeerwaldes (Laurissilva). Nach dieser weitverbreiteten Theorie sind die in Portugal vorkommenden immergrünen Arten Ilex aquifolium, Prunus lusitanica, Viburnum tinus, Myrica faya etc. reliktäre Arten des makaronesischen aus dem Tertiär stammenden Lorbeerwaldes (siehe auch: AGUIAR, Carlos, et al. 2004) .
Einige Enklaven dieser an Portugiesischer Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica) reichen reliktären Wälder besitzen auch eine wertvolle charakteristische Bryoflora.
PAIVA (1988) listet 13 verschiedene Farnarten für die Serra da Lousã auf:
Asplenium billotii F.W. Schultz
Billots Streifenfarn (port. fentilho)
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Spitziger Streifenfarn (port. avenca-negra)
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Mauerraute (port. arruda-dos-muros)
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Braunstieliger Streifenfarn (port. avencão)
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Athyrium filix-femina (L.) Roth
Wald-Frauenfarn (port. feto-fêmea)
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Milzfarn (port. doiradinha)
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Dryopteris filix-mas (L.) Schott
Echter Wurmfarn (port. feto-macho)
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Königsfarn (port. feto-real)
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Säge-Tüpfelfarn (port. polipódio)
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Pteridium aquilinum (L.) Kuhn
Adlerfarn (port. feto-ordinário)
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Diese Liste ist aber noch unvollständig. Hinzu kommen noch weitverbreitete oder im Laufe der Zeit für die Serra da Lousã neu entdeckte Arten:
Dünnblättrige Nacktfarn (port. Anograma-de-folha-estreita)
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Selaginella (port. selaginela)
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Cheilanthes hispanica Mett.
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Frauenhaarfarn (port. avenca)
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Rippenfarn (port. feto-pente)
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Blasenfarn (port. - )
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Hier einige Fotos von Moosen und Farnen, die wir bei unserem Besuch der Serra da Lousã machen konnten:
Zunächst das auffällige Wellige Sternmoos (Plagiomnium undulatum), das wir bei der Central Hidroeléctrica am Beginn des Aufstiegs nach Talasnal vorfanden. Die Spezies wird von SÉRGIO, C. et. al. (2001) auch für eine Enklave des Portugiesischen Lorbeerkirschenwaldes von Loriga in der Serra da Estrela sowie für weitere Stellen in Portugal genannt (C. Sérgio & S. Carvalho, 2003).
Plagiomnium undulatum (Central Hidroeléctrica da Ermida, Lousã)
Plagiomnium undulatum (Central Hidroeléctrica da Ermida, Lousã)
Im Folgenden die Fotos der während verschiedener Exkursionen registrierten Farne:
Auf dem Pfad zwischen der Burg von Lousã (Castelo de Arouce) und der Central Hidroeléctrica da Ermida und während des Aufstiegs nach Talasnal registrierten wir einige Farnarten:
auf dem Pfad zwischen Castelo und Central Hidroeléctrica.
Polystichum setiferum (Forskal) Woynar Grannen-Schildfarn (port. fentana) - während des Aufstiegs nach Talasnal.
Polystichum setiferum (Forskal) Woynar Grannen-Schildfarn (port. fentana) - während des Aufstiegs nach Talasnal.
? Polypodium cambricum L.
Säge-Tüpfelfarn (port. polipódio)
- an Mauer bei der Central Hidroeléctrica.
Für die Serra da Lousã werden drei verschieden Arten des Genus Polypodium in der Flora-On angeführt: P. cambricum, P. vulgare und P. interjectum. P. cambricum ist die am häufigsten anzutreffende Art in der Serra da Lousã.
Weiter Arten von Farnen fanden wir an der N236 von Lousã nach Castanheira de Pêra.
Wegstrecke der N236, von “Stop” bis “Fonte Espinho”, auf der wir Osmunda regalis , Cheilanthes hispanica, Anogramma leptophylla , Athyrium filix-femina , Polystichum setiferum, Blechnum spicant und Adiantum capillus-veneris registrierten.
Osmunda regalis im Google Street View-Modus
Osmunda regalis (Pé da Lomba - N236 - Lousã)
Osmunda regalis (Pé da Lomba - N236 - Lousã)
Cheilantes hispanica (N236 in der Nähe von Fonte Seca, Serra da Lousã)
Cheilantes hispanica (N236 in der Nähe von Fonte Seca, Serra da Lousã)
Anogramma leptophylla (N236 - oberhalb von Pé da Lomba, Serra da Lousã)
Anogramma leptophylla (N236 - oberhalb von Pé da Lomba, Serra da Lousã)
Athyrium filix-femina - N236 bei der Fonte Espinho, Serra da Lousã
Athyrium filix-femina (L.) Roth
Wald-Frauenfarn (port. feto-fêmea)
Adiantum capillus-veneris - N236 bei der Fonte Espinho, Serra da Lousã
Eine weitere Spezies, Cystopteris viridula, bei der Fonte Espinho, die wir auch an der Central Hidroeléctrica vorfanden:
Blasenfarn (port. - ) - Fonte Espinho an der N236, Serra da Lousã
Am Fluss von Candal in Candal registrierten wir die folgenden Exemplare:
Polystichum setiferum, Ribeira do Candal
Polystichum setiferum, Ribeira do Candal
Dryopteris spec. junto ao Hypericum androsaemum
Dryopteris spec.
Dryopteris spec.
Noch weiter oben in der Serra registrierten wir an den Mauern eines Schneebrunnens (neveiro) bei der Kapelle Santo António da Neve auf 1190 m NN folgende Spezies
Asplenium-ruta muraria und Asplenium trichomanes an der Mauer eines Schneebrunnens
Sori in Asplenium ruta-muraria
Exkursion von Coimbra und Penacova aus über Coja zur Mata da Margaraça (Serra do Açor)
Mata da Margaraça und die Fraga da Pena na Serra do Açor. Die Einträge in der FLORA-ON (Quadrant NE95) zeigen den floristischen Reichtum dieser Region an.
Der ICNF (Instituto de Conservação da Natureza e Floresta) charakterisiert das Gebiet wie folgt:
In der Serra do Açor erzeugen Faltungen und Frakturen unter der Vorherrschaft von Schiefer ein charakteristisches Relief, kraftvoll jedoch gleichzeitig abgerundet, eingeschnitten von Tälern mit steilen Hängen und darin eingebetteten Wasserläufen, und wo sich manchmal seltsame geologische Erscheinungen wie der Wasserfall der Fraga da Pena zeigen.
Die Geschützte Landschaft ‘Serra do Açor’ (PPSA) gehört dem Kreis Arganil im Distrikt Coimbra an. Die 382 ha ihres Gebietes verteilen sich auf die Gemeinden Benfeita und Moura da Serra.
Im Schutzgebiet der PPSA befinden sich zwei Orte von speziellem Interesse, die Mata da Margaraça und die Fraga da Pena. Die Mata da Margaraça, in der Nähe des Ortes Pardieiros gelegen, besitzt eine Fläche von ca 68 ha und liegt an einem N-NW Hang, zwischen 600-850 m NN. Dieser Wald stellt eines der wenigen Exemplare eines noch intakten natürlichen Waldes schistöser Hänge Zentralportugals dar so wie er vor Jahrhunderten bestand und hebt sich in der durch Waldbrände verändetren Landschaft der Serra da Açor hervor. Er zeigt sich als ein sehr ursprünglicher Wald der von der Esskastanie (Castanea sativa) und der Stieleiche (Quercus robur) dominiert wird, in dem andere Spezies koexistieren wie die Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica) (port. azereiro), der Lorbeer (Laurus nobilis) (port. loureiro), Stechpalme (Ilex aquifolium) (port. azevinho), Gemeine Haselnuss (Corylus avellana) (port. avelaneira), Lorbeerblättriger Schneeball (Viburnum tinus) (port. folhado) und andere
Die verschiedenen Habitate der Mata erlauben auch Moosen und Farnen sowie diversen Flechten, ebenso wie der Tierwelt, eine reiche Entfaltung.
Die Fraga da Pena befindet sich in einem kleinen Abzweig der Strasse, die Benfeita und Pardieiros verbindet. Sie ist das Resultat eines geologischen Ereignisses, welches eine reihe von Wasserfällen entlang eines permanenten Fließgewässers erzeugte, und somit einen Ort von großem landschaftlichen Wert darstellt. An den Rändern des Flüsschens sind noch einige alte Bestände von Stieleiche, Portugiesischer Lorbeerkirsche, Stechpalme, Esskastanie, Heberdenia excelsa (Ait.) Banks (port. aderno), unter anderen, erhalten.
Hier noch einige Links zu Abfragen in der FLORA-ON zur Serra da Lousã und Mata da Margaraça, bevor wir uns in die Serra da Estrela (mit fast 2000 m NN das höchste Gebirge Portugals) begeben.
NE63 - Serra da Lousã
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NE73 - Serra da Lousã
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NE95 - Mata da Margaraça
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PE06 - Loriga (Serra da Estrela)
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