Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.
Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit
Von Horst Engels
Teil II - Reisestationen
Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel
Auszug einer ‘Karte zu Böden und Vegetation der Iberischen Halbinsel’ in “Strand- Und Steppengebiete der Iberischen Halbinsel...” (WILLKOMM, M. (1852)
2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals (Northern Serras of Portugal)
2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals
2.5.1 Serra da Lousã und Serra do Açor
2.5.2 Serra da Estrela
2.5.3 Serra do Caramulo
2.5.4 Alto Douro - Vale do Côa
2.5.5 Serra do Gerês
2.5.6 Serra de Montesinho und Nogueira
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2.5.3 Serra do Caramulo, Serra da Freita und Serra de Montemuro - die Gebirge südlich des Rio Douro in der Cantabro-Atlantischen Florenprovinz Portugals
Nachdem wir zuletzt die Serra da Estrela besucht haben, die von vielen Autoren noch der mediterranen Florenregion zugeschrieben wird, begeben wir uns jetzt wieder etwas näher zur atlantischen Küste weiter nach Norden, wo wir mit der stark atlantisch geprägten Cantabro-Atlantischen Florenprovinz Portugals in die gemässigte Eurosibirischen Region eintreten und die mediterrane Pflanzenwelt allmählich verlassen. Wir gelangen zunächst in ein Gebiet mit kleineren Mittelgebirgen südlich der Douro-Linie, das von Polunin und Smythies (1973) zwar nicht beschrieben wurde, das aber dennoch reich an interessanten Pflanzenspezies und an Endemismen ist. Vor allem findet sich hier in der Botanischen Reserve von Cambarinho der Serra do Caramulo der zweite portugiesischer Verbreitungsschwerpunkt der blütenprächtigen, für die Iberische Halbinsel endemischen Unterart des Pontischen Rhododendrons (Rhododendron ponticum ssp. baeticum), aus der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Den ersten Verbreitungsschwerpunkt in der Serra da Monchique, Algarve haben wir bereits beschrieben.
Serra do Caramulo, Serra da Freita und Serra de Montemuro - südlich der Linie des Douro-Flusses in der Cantabro-Atlantischen Florenprovinz Portugals (blau unterlegt)
Die Serra do Caramulo
Zwischen den Koordinaten von etwa 40º 24 '- 40º 43' N Breite und 8º 03 '- 8º 22' W Länge liegt die Serra do Caramulo im Zentrum von Portugal, überwiegend in den Grafschaften Tondela, Vouzela und Oliveira de Frades (Bezirk Viseu, ehemalige Verwaltungsprovinz Beira), einem kleinen Teil der Gemeinden Mortágua (auch Bezirk Viseu ) und Águeda (Bezirk Aveiro, ehemalige Verwaltungsprovinz Beira Litoral). Sie ist in den militärischen Karten (Maßstab 1:25.000) - Karten-Nummern 176, 177, 186, 187, 188, 197, 198 und 209² enthalten und erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 500 Quadratkilometern.
Abbildung - Lage, Hydrographie und mögliche Abgrenzung (violette Umgrenzung)
der Serra do Caramulo
Das Gebirge ist nach seiner höchsten Erhebung, Caramulo oder Caramulinho (mit 1073 m NN Höhe über dem Meeresspiegel), benannt.
Caramulinho, von der Südseite aus gesehen
In der Serra do Caramulo findet sich das zweite der beiden portugiesischen Reliktgebiete des Iberischen Rhododendron ponticum, die Reserva Botânica do Cambarinho. Das erste der beiden Gebiete, die Serra de Monchique, haben wir bereits im Algarve-Teil dieser Rundreise besprochen.
Geologie und Geomorphologie
1.4. Geologie
Bei den Gesteinen der Serra do Caramulo handelt es sich meist um Schiefer und Granite verschiedener Typen. Die Schiefer gehören zu der Form, die als Schiefer-Grauwacke-Komplex (portug: "Complexo Xisto-Grauváquico" - CXG) bekannt ist, und die mit einer vorherrschenden Orientierung WNW-ESE (Medina, 1996) strukturiert sind. Gegenwärtig ist es für die meisten Autoren einvernehmlich, den CXG in die Douro-Gruppe und die Beiras-Gruppe aufzuteilen, wobei in der Serra do Caramulo Lithologien der Beiras-Gruppe auftreten.
Abbildung - Der Schiefer-Grauwacke-Komplex (CXG) in Portugal mit der geographischen Aufteilung in die Gruppen “Douro” und “Beiras”, nach Medina (1996).
Die Beiras-Gruppe besteht hauptsächlich aus lehmigen und metagrauwackigen Schiefern, die eine sehr mächtige Sequenz vom "Flysch"-Typ bilden (Sequeira et al., 1997). Neben den üblichen Schiefern und Grauwacken gibt es dicke Schichten von Konglomeraten, die sie weithin begleiten (Martins, 1962, J.E.N., 1968). Ohne den Besitz signifikanter Fossiliennachweise ist lediglich aus stratigraphischer Sichtweise zu erschliessen, dass der CXG dem Ordovizium zeitlich vorgelagert ist, weil ihm die Schichten dieses Systems aufliegen (Ferreira, 1978).
Abbildung - Profil der Serra do Caramulo in W-E-Richtung. (Adaptiert nach Ferreira, 1978). Legende: 1, 2, 3 - Granite; 4 - Schiefer-Migmatit-Komplex; 5 - Metamorphe Schiefer und Schieferlinsen; 6 - Schiefer-Grauwacke-Komplex; 7 - Rekonstititionslinie.
Der grösste Teil der Serra do Caramulo besteht jedoch aus Granit. Trotz der großen Heterogenität sind die meisten Granite in der Region nicht-porphyroid, überwiegend fein bis mittelkörnig (Martins, 1962). Ein repräsentativer Granitflecken wurde von Godinho (1980) studiert, der ihn als "Caramulo-Plutonit" bezeichnete. Er wurde als ein granitischer Körper von ungefähr elliptischer Form beschrieben, der sich von dem Dorf Múceres (im SE) bis zu dem von Macieira de Alcoba (im NW) erstreckt und eine Fläche von etwa 65 km² einnimmt (Abbildung 1.9). In diesem Plutonit befinden sich einige der höchsten Erhebungspunkte der Serra do Caramulo, namentlich der geodätische Vertex "Caramulo" mit 1 074 m Höhe.
Abbildung - Geologische Karte, die den Ort des SE-Teils des plutono-metamorphen Bandes und des Caramulo-Plutonit zeigt, nach GODINHO (1980). Legende: 1- Schiefer-Grauwacke Komplex; 2 - Quarzit-Bänder; 3 - undifferenzierte Granitoide; 4 - Grenzen des Plutono-Metamorphismus.
Innerhalb des Gebietes des metasedimentären Komplexes befindet sich ein relativ ausgedehntes quarzitisches Gebiet, welches durch den Kamm von Urgueira gekennzeichnet ist.
Aufgrund tektonischer Verschiebungen bildeten sich Ablagerungen in der Bacía de Mortáugua und des Barreiro von Besteiros, wo schon granitische und schistöse Elemente existierten, welche granitische Sande bedecken. Sowohl in Barreiro de Besteiros als auch in der Bacia de Mortágua existiert eine schistöse Formation mit sich abwechselnden Tonschichten und kleinen Geröllen, die von einer gröberen Geröllschicht abgeschlossen werden. Die Sedimente von Barreiro de Besteiros gaben Anlass zur Entstehung einer populären Keramikindustrie in dieser Gegend mit den berühmten schwarzen Töpferwaren von Modelos.
Tektonik
Die Serra do Caramulo liegt am westlichen Rand des Hesperischen Massivs, auch Iberisches Massiv, Altes Iberisches Massiv, Variskischer oder Herzynischer Sockel (Lourenço, 1996) genannt. Das Massiv besetzt den zentral-westlichen Teil der Iberischen Halbinsel und deckt dabei etwa ein Drittel der Oberfläche der Iberischen Halbinsel ab. Es bildet das größte kontinuierliche Fragment des Europäischen Herzynischen Sockels (Europäische Herzynische Kette), einer alten paläozoischen Faltengebirgskette (Pondal, 1982).
Das Hesperische Massiv ist ein ursprünglicher Bestandteil der iberischen Mikroplatte und wird derzeit teilweise von mesozoischen und tertiären Sedimenten bedeckt, die in weiten Teilen des westlichen Teils der Iberischen Halbinsel (Arregui, 1999) auftauchen. Im Westen des Massivs, in der sogenannten “Orla Mesocenozóica Ocidental”, dominieren Tonsand- und Kalkfelsen; im Osten die ältesten Felsen des vorgenannten Massivs, nämlich Granite, Schiefer, Grauvaques und Quarzite (Ferreira, 1978). Nach der ursprünglich von Lotze (1945) vorgeschlagenen und von Julivert et al. (1972) modifizierten Aufteilung des Hisperischen Massivs in mehrere Zonen, befindet sich die Serra do Caramulo in der zentral-iberischen Zone. Im Laufe der tektonischen Geschichte hinterließen die kaledonischen, herzynischen und alpinen Orogenesen im portugiesischen Gebiet ihre Spuren. Allerdings sind die Auswirkungen der herzynischen Orogenese, die auf der ganzen Halbinsel intensiv und anhaltend wirkte, hauptverantwortlich für die paläozoischen Verformungen, die das Hesperische-Massiv bildeten (Martins, 1962).
Abbildung - Morphostrukturelle Einheiten der Iberischen Halbinsel, nach Lautensach (1967) Legende: 1 - Hesperisches Massiv; 2 - Küstenbereiche: a- westlich (ocidental); b- südlich (meridional); c- östlich (oriental); 3 - Tertiäre Becken; 4 - Alpine Kordilleren
.
Abbildung - Strukturelle tektonische Skizze von Nordportugal. Eingezeichnet auch der Grabenbruch Penacova-Verin. (angepasst nach SGP, 1972)
Die Reaktivierungen der Grabenbrüche, im speziellen des Grabens von Penacova-Verin während der alpinen Orogenese, waren verantwortlich für die Bildung des östlichen Steilhanges der Serra do Caramulo, der einen Höhenunterschied von 800 m erreicht. Auch die Sedimetnauffüllungen der Bacias de Barreiros und Mortágua geschahen in diesem Zeitraum, ebenso wie die Ausrichtung und der Verlauf des Gewässernetzes, welcher sich teilweise an den geologischen Frakturen orientiert.
Abbildung - Osthang der Serra do Caramulo - von Cabeça da Neve aus betrachtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Serra do Caramulo durch eine scharfe Dissymmetrie in Ost-West-Richtung gekennzeichnet ist. Während die östliche Seite von einer imposanten Steilkante eines Bruchs begrenzt wird, fällt der westliche Hang allmählich zur Küste hin ab. Die Serra kann als ein dissimetrischer tektonischer Block betrachtet werden, der durch eine wichtige Fraktur im Osten begrenzt und im Westen ausgeglichen ist. Im Großen und Ganzen kann man behaupten, daß die Tektonik bis in aktuelle Zeiten hinein ihre Physiognomie bestimmt und beeinflusst hat (Ferreira, 1978).
Böden
Nach der Bodenkarte von Portugal (1: 1 000 000) von Cardoso et al. (1973) lassen sich im Untersuchungsgebiet 4 durch mehrere Kombinationen und dominante Bodentypen gekennzeichnete Bodengruppen unterscheiden (Abbildung 1.13). Fast alle Granitgebiete der Serra do Caramulo (mit Ausnahme eines kleinen Fleckes am SE-Hang) repräsentieren aus Granit entstandene Böden des Typs “humic cambisols”. Sie sind lediglich mit kleinen Flecken von aus metamorphen Schiefern, Gneisen, Migmatit, entstandenen Böden sowie Alluvialen in Flussterrassen durchsetzt. Diese Böden erscheinen in einem Prozentsatz von 60%, kombiniert mit 20% der Fels-Aufschlüssen und 20% Einschlüssen (Rankers, dystric Cambisols (Braunerden) und dystric Fluvisole).
Abbildung - Ausschnitt der Bodenkarte von Portugal (Carta de Solos de Portugal) im Maßstab 1:1.000.000 (Cardoso et al., 1973). Legende: Bh 2 - Humushaltige Cambisole (Eruptivgestein); Bh 5,6 - Humushaltige Cambisole mit dystrischen Cambisolen assoziiert (Eruptivgestein); Bh 3 - Humushaltige Cambisole (Schiefer); Bh 4 - Humushaltige Cambisole mit Luvisolen assoziiert (Schiefer)
Böden granitischen Ursprungs
In der Region von Granit und Gneis bilden sich torfige Böden mit schwarzer Farbe, die in den kleinen Gräben der größeren Höhenzonen des Gebirges und zwischen den riesigen Granitblöcken reichlich vorhanden sind und auf denen eine Vegetationsdecke von Gebüschen oder Naturweiden entsteht. Mehr oder weniger umfangreiche Flächen finden sich in der Nähe des Caramulinho-Gipfels (Pereira, 1988).
Bodenprofil in der Nähe des Caramulinho, von Pereira (1988) als “Ranker Moder”-Boden klassifiziert.
Die Rolle der Topographie ist wichtig, um unterschiedliches Bodenverhalten in granitischen Umgebungen erklären zu können. Die Lage der von Winden gefegten Böden im Gipfelgebiet führt zu ihrer Nutzbarkeit als Weideflächen, da die landwirtschaftliche Nutzbarkeit aufgrund der schlechten klimatischen Bedingungen und der Bodenart sehr limitiert ist. Die abfallenden Hänge, die als weitläufigere Flächen am westlichen Abhang der Serra do Caramulo erscheinen, und in geringerem Ausmaß und auf kleineren Flächen, auch der gegenüberliegende östliche Hang, werden agro-pastoral genutzt. Dagegen sind die steileren Hänge, die durch alkalische Granite gebildet und widerstandsfähiger gegen Erosion sind, oft mit Wald bedeckt (Pereira, 1988).
Böden aus Schiefergestein
In dem Schiefer- und Grauwacke-Gebiet der höheren Lagen der Serra do Caramulo verschwinden die planen Flächen praktisch vor allem wegen des Erosionsverhaltens der Schiefer. Ihrer feinen Textur wegen verhalten Schiefer sich wie undurchdringliche Gesteine, begünstigen den oberflächlichen Abfluss und schaffen große Höhenunterschiede in steilen und tiefen Tälern, die durch die abfließenden Gewässer entstanden sind (Ferreira, 1978). Die Böden sind mager, der Fels erscheint überall; durch mechanische Prozesse zerfällt er und bedeckt die steilen Hänge mit Schutthalden. In manchen Fällen werden diese Formationen durch Regenfälle ausgewaschen und abgeschwemmt, wobei die Schwemmpartikel sich an der Basis der Hänge und am Grunde der Sekundärtäler ansammeln, wodurch bräunliche Kolluvialböden (Schwemmböden) entstehen (Pereira, 1988) .
Abbildung - Profil in einer Schieferzone in der Nähe des geodätischen Punktes Águas Boas.
Flüsse wie Águeda, Alfusqueiro und Criz, die manchmal in sehr weiten und offenen Tälern fließen oder mäandrieren, begünstigen die Bildung von Auenböden, die der Vegetationsentwicklung zugute kommen (Pereira, 1988).
Böden, die infolge menschlicher Tätigkeit und häufiger Brände durch das Verschwinden der Vegetationsdecke ungeschützt bleiben, werden beschleunigten Erosionsprozessen ausgesetzt, die wenig veränderte Gesteine freilegen, auf denen sich erneut Böden entwickelt, die jedoch noch weniger tiefgründig sind (Pereira, 1988).
Flora
Südlich des Rio Douro existieren einige Mittelgebirge mit Kuppen eruptiven Granitgesteins innerhalb des durch Schiefer und Grauwacken gekennzeichneten herzynischen Sockels, in einem Übergangsgebiet von der mediterranen Gaditano-Onubo-Algarvischen Florenprovinz zur gemässigten Atlantisch-Kantabrischen Florenprovinz der eurosibirischen Pflanzenregion und mit einer reichen eigenständigen Flora, die kürzlich von ALMEIDA (2009) untersucht und katalogisiert worden ist. ALMEIDA grenzt verschiedene Hauptgruppen in diesem Gebiet der Beira-Duriense Gebirge ab, die Serra do Montemuro/Leomil/Nave/Lapa-Gruppe im Norden, gefolgt von den Serras da Arada/Freita/Arestal/São Macário. Weiter südlich findet sich die Serra do Caramulo und schließlich Buçaco, welche das Gebiet im Süden nördlich des Rio Mondegos abschliesst. Die Gebirge von Penedono/Meda, Chavães, Senhora do Viso und Senhora do Monte bilden den nordöstlichen Abschnitt des Gebietes.
Die floristischen Grenzen im Süden, mit dem Teilsektor von Beirense Litoral der Gaditano-Onubo-Algarvischen Florenprovinz sind jedoch nur schwer zu bestimmen. Die meisten Pflanzenwanderungen zwischen den mediterranen und atlantischen "Welten" im Nordwesten der Iberischen Halbinsel wurden aufgrund des Fehlens einer physiographischen Grenze durch diesen Bereich gemacht. Zahlreiche mediterrane Pflanzen wie Daphne gnidium, Arbutus unedo, Laurus nobilis, Ruscus aculeatus, Smilax aspera oder Corema album - Zeugnisse von Migrationen, die in früheren Zeiten, die wärmer als heute waren, stattfanden - koexistieren hier mit typisch atlantischen Pflanzen.
No.
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Gebirgsgruppe
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Max. Höhe (m)
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Fläche (km2)
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Nº Taxa
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1
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Montemuro/Leomil/Nave/Lapa
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1381
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1024
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975
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2
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Arada/Freita/Arestal/São Macário
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1119
|
183
|
595
|
3
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Caramulo
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1077
|
107
|
684
|
4
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Penedono/Meda/Sernancelhe/Trancoso
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1000
|
502
|
858
|
5
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Chavães
|
985
|
56
|
578
|
6
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Senhora do Viso
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814
|
4
|
329
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7
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Senhora do Monte
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782
|
2
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323
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Die Flora der Beira-Duriense Gebirge (ALMEIDA 2009) - Hauptgruppen isolierter Gebirge mit über 700 m NN
Das von ALMEIDA (2009) untersuchte Gebiet gehört biogeographisch grösstenteils dem Superdistrikt 'Beiraduriense' an. Dieser Superdistrikt besitzt ein gemäßigt ozeanisches Bioklima und befindet sich auf der supratemperierten Stufe mit hyperfeuchtem bis feuchtem Ombroklima. In der Bibliographie sind zwei beiraduriensische Endemismen erwähnt: Anarrhinum longipedicelatum und Centaurea herminii subsp. lusitana. Centaurea luisieri war bis vor kurzem auch nur für dieses eine Gebiet in Portugal bekannt. Flora und Pflanzengemeinschaften des Superdistrikts wurden von ALMEIDA (2009) untersucht. Insgesamt werden von Almeida 32 Klassen von Pflanzengesellschaften sowie 1235 Taxa von Gefässpflanzen (Arten und Unterarten) für den Superdistrikt Beiraduriense aufgeführt.
Innerhalb des Untersuchungsgebiets wurde eine Gesamtzahl von 1235 Arten und Unterarten der spontanen oder wildwachsender Gefäßpflanzen mit einer Zugehörigkeit zu mehr als 553 Gattungen und 136 Familien vorgefunden. Von diesen 1235 Taxa sind mehr als 21% mit mehr oder weniger eingeschränkten Verteilung endemisch in der Region (263), die sich in iberische (172), ibero-nordafrikanische oder ibero-marokkanische (58), ibero-gallische oder ibero-pyrenäische (29), Latin açóricos (3), ibero-irische (1) und exklusiv portugiesische (15) Endemismen aufgeteilen. Es gibt 157 mehr oder weniger eingebürgerte synanthrope Arten, das sind mehr als 12,5% der Gesamtzahl vorhandener Gefäßpflanzen.
Bei den 15 exklusiv portugiesisch erachteten Endemismen handelt es sich um folgende Taxa: Ceratocapnos claviculata subsp. picta (Samp.) Lidén (Fumariaceae), Murbeckiella sousae Rothm. (Brassicaceae), Lamium coutinhoi Garcia und Teucrium salviastrum Schreber (Lamiaceae), Ranunculus henriquesii Freyn (Ranunculaceae), Galium belizianum Ortega Oliv., Devesa & T. Rodr. (Rubiaceae), Anarrhinum longipedicellatum R. Fern. und Digitalis amandiana Samp. (Scrophulariaceae), Centaurea herminii Rouy subsp. herminii, Centaurea herminii subsp. lusitana (Arènes) Franco, Centaurea rothmalerana (Arènes) Dostál, Leucanthemum sylvaticum (Brot.) Nyman und Taraxacum duriense Soest (Asteraceae), Gagea lusitanica A. Terracc. (Liliaceae) und Festuca summilusitana Franco & Rocha Afonso (Poaceae).
Bei den vorgefundenen Pflanzengesellschaften handelt es sich um folgende 32 Vegetationsklassen:
Aquatische Vegetation:
1) Lemnetea Tüxen ex O. Bolòs & Masclans 1955,
2) Potametea Klika in Klika & Novák 1941;
Amphibische Vegetation:
3) Isoeto-Nanojuncetea Br.-Bl. & Tüxen ex Westhoff, Dijk & Passchier 1946,
4) Isoeto-Litorelletea Br.-Bl. & Vlieger in Vlieger 1937,
5) Montio-Cardaminetea Br.-Bl. & Tüxen ex Br.-Bl. 1948,
6) Phragmito-Magnocaricetea Klika in Klika & Novák 1941,
7) Oxycocco-Sphagnetea Br.-Bl. & Tüxen ex Westhoff, Dijk & Passchier 1946,
8) Scheuchzerio-Caricetea fuscae Tüxen 1937;
Chasmophytische, epiphytische und Geröllhalden-Vegetation:
9) Asplenietea trichomanis (Br.-Bl. in Meier & Br.-Bl. 1934) Oberdorfer 1977,
10) Parietarietea Rivas-Martínez in Rivas Goday 1964,
11) Anomodonto-Polypodietea Rivas-Martínez 1975,
12) Phagnalo-Rumicetea indurati (Rivas Goday & Esteve 1972) Rivas-Martínez, Izco & Costa 1973;
Synanthrope, Waldsaum- und megaphorbe Vegetation:
13) Artemisietea vulgaris Lohmeyer, Preising & Tüxen ex von Rochow 1951,
14) Polygono-Poetea annuae Rivas-Martínez 1975,
15) Epilobietea angustifolii Tüxen & Preising ex von Rochow 1951,
16) Stellarietea mediae Tüxen, Lohmeyer & Preising ex von Rochow 1951,
17) Galio-Urticetea Passarge ex Kopecký 1969,
18) Cardamino hirsutae-Geranietea purpurei (Rivas-Martínez, Fernández-González & Loidi 1999) Rivas-Martínez, Fernández-González & Loidi in Rivas-Martínez, T.E. Díaz, F. Fernández-González, J. Izco, J. Loidi, M. Lousã & A. Penas 2002,
19) Trifolio-Geranietea Müller 1962;
Orophile Vegetation auf Silikatböden:
20) Festucetea indigestae Rivas Goday & Rivas-Martínez 1971;
Vegetation therophytischer Wiesen:
21) Helianthemetea guttati (Br.-Bl. in Br.-Bl., Roussine & Nègre 1952) Rivas Goday & Rivas Martínez 1963 em. Rivas-Martínez 1978;
Vegetation mehrjähriger Wiesen:
22) Sedo-Scleranthetea Br.-Bl. 1955,
23) Poetea bulbosae Rivas Goday & Rivas-Martínez in Rivas-Martínez 1978,
24) Stipo giganteae-Agrostietea castellanae Rivas-Martínez, Fernández-González & Loidi 1999,
25) Molinio-Arrhenatheretea Tüxen 1937,
26) Nardetea strictae Rivas Goday in Rivas Goday & Rivas-Martínez 1963;
Vegetation der Heiden und Gebüsche:
27) Calluno-Ulicetea Br.-Bl. & Tüxen ex Klika & Hadac 1944,
28) Cytisetea scopario-striati Rivas-Martínez 1975;
29) Rhamno-Prunetea Rivas Goday & Borja ex Tüxen 1962;
Vegetation der Vorwälder und Wälder:
30) Salici purpureae-Populetea nigrae (Rivas-Martínez & Cantó ex Rivas-Martínez, Báscones, T.E. Díaz, Fernández-González & Loidi 1991) Rivas-Martínez & Cantó in Rivas-Martínez, T.E. Díaz, F. Fernández-González, J. Izco, J. Loidi, M. Lousã & A. Penas 2002,
31) Quercetea ilicis Br.-Bl. Ex A. & O. Bolòs 1950, and
32) Querco-Fagetea Br.-Bl. & Vlieger in Vlieger 1937
Zur Charakterisierung der Vegetationsklassen weisen wir auf die 'Einführung zu den Nördlichen Gebirgen Portugals' (Teil 2.5b) hin, wo wir die Pflanzensoziologie und Biogeographie des Gebietes ausführlicher beschrieben haben.
Das Naturschutzgebiet 'Reserva Botânica de Cambarinho'
Von besonderem botanischen Interesse ist das Vorkommen von Rhododendron ponticum subsp. baeticum im Nordwesten der Serra do Caramulo. In Cambarinho wurde eine Biologische Reserve zum Schutz dieses Vorkommens des Pontischen Rhododendrons errichtet.
Das Naturschutzgebiet Reserva Botânica de Cambarinho befindet sich auf der Nordseite des Caramulo mit einer Vegetation, die durch die biogeographischen Eurosibirischen und Mediterranen Regionen beeinflusst ist. Es wird von dem Flüsschen Ribeira do Cambarinho (ein Nebenfluss des Rio Vouga) und einigen kleinen Zuflüssen, die zwischen kleinen granitischen Felserhebungen fliessen, durchquert. Man kann Residualbestände von Stiel- und Pyrenäen-Eichen (Quercus robur und Q. pyrenaicus), von früher einmal dominierenden Waldbeständen, beobachten.
An den Rändern der Wasserläufe findet sich in natürlicher geringer Verbreitung der prioritäre Natura 2000-Habitat (5230*), der sich aus hohem Gebüsch von fast ausschließlich aus Rhododendron bestehenden Exemplaren (Rhododendron ponticum ssp. baeticum) sowie damit assoziierten ripikolen Schwarzerlen (Alnus glutinosa) (Habitat 92B0) zusammensetzt. Der Habitat 5230* tritt in Portugal nur an zwei sehr disjunkten Standorten, nämlich Cambarinho in der Serra do Caramulo (Beira Litoral/Alta) sowie in Foia/ Picota der Serra de Monchique (Algarve), auf.
Das Naturschutzgebiet von Cambarinho beherbergt eine der grössten Populationen des Pontischen Rhododendrons (Rhododendron ponticum ssp. baeticum) Portugals und der Iberischen Halbinsel. Diese thermophile und für die Iberische Halbinsel endemische Pflanze stellt wahrscheinlich ein Relikt des tertiären palaeo-subtropischen Lorbeerwaldes (Laurisilva) dar.
Foto-Exkursionen in die Serra do Caramulo
- Botanische Reserve von Cambarinho
- Von Caramulo zum Caramulinho
- Bezerreira bei Nebel
(Fussnoten und Bibliographie: Da sich Fussnoten einschl. Bibliographie nicht ohne weiteres aus Google-Docs heraus nach Blogger übertragen lassen, können diese im veröffentlichten Originalartikel eingesehen werden -> https://docs.google.com/document/d/e/2PACX-1vSGBS8JySDA7riTb-Fvv1jRKO-xbH__KIb18_7aHiUFelZkwfXiBV2YHZKLzrk9w9TPzPmpDzQk6_3g/pub
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