Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.
Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit
Von Horst Engels
Teil II - Reisestationen
Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel
2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals (Northern Serras of Portugal)
2.5 Die Nördlichen Gebirge Portugals
2.5.2 Serra da Estrela
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Wir wollen unsere Erkundung der Serra da Estrela von dem Ort Moinhos de Aveia aus starten, einem kleinen Dörfchen im Concelho von Pinhel, wo wir ein kleines Häuschen, die ‘Casa dos Moinhos de Aveia’, einer für den ruralen Tourismus erschlossenen alte Mühle an dem Flüsschen Ribeira do Massueime, angemietet haben, und von wo aus wir in einer mehrtägigen Exkursion in die Serra da Estrela die verschiedenen Höhenstufen dieses Gebirges kennenlernen wollen. Aber zunächst stellen wir diesen kleinen Ort kurz vor, der sich auf der Basalen Höhenstufe der Serra da Estrela befindet, die wie bereits festgestellt im Nordosten fast unmerklich mit den Hochplateaus der historischen Provinz Beira Transmontana, der die Distrikte Guarda und Pinhel angehören, verschmilzt.
Moinhos de Aveia (Pinhel, Guarda; 560 m NN)
Moinhos de Aveia ist ein kleiner Ort in der Gemeinde Pinhel des Distrikts Guarda. Er befindet sich in der nordöstlichen Verlängerung der Serra da Estrela auf einer Höhe von 560 m NN in einem granitischen Gebiet auf der basalen Höhenstufe der Serra da Estrela (< 800 m NN) in der Gemeinde von Pinhel. Der Ort ist wie so viele kleine Orte des Inneren Portugals zur Zeit weitgehend verlassen. Wie der Name schon andeutet, befanden sich hier an dem Flüsschen Ribeira do Massueime, ausgehend vom XVII. bis zum XX. Jahrhundert, zahlreiche kleine Wassermühlen. Die Mühlen, von denen zu Anfang des 20. Jahrhunderts und während des 2. Weltkrieges noch ein Dutzend in Betrieb waren, sind Zeugen einer jetzt vergangenen Zeit. Der Rio Massueime (Ribeira do Massueime), der in den Fluss Côa mündet (ein Zufluss des Rio Douro) und den wir zu einem späteren Zeitpunkt noch besuchen werden, führte damals wohl noch ganzjährig Wasser, trocknet heute aber (wie uns berichtet wurde) aufgrund künstlicher Bewässerung der anliegender Felder im Sommer in Moinhos de Aveia fast vollständig aus und erscheint uns hier im August-September wirklich nicht viel mehr mehr als ein kleines Flüsschen - oder manchmal auch nur als kleine übriggebliebene Wasserpfützen, denn als Fluss. Dies kann sich natürlich von einem auf den nächsten Moment im Frühjahr oder Herbst mit den ersten Starkniederschlägen ändern, und auch im Winter führt der Fluss beständig Wasser.. Vielleicht war auch dieses temporäre Austrocknen des Flusses im Sommer ausser der in den 60iger Jahren infolge von Emigration erfolgten Landflucht ein Grund für den landwirtschaftlichen Niedergang der Region und der kleinen Mühlenbetriebe.
In den folgenden Fotos sehen wir auch eine mehr für den Tourismus wiederhergestellte, aber voll funktionsfähige Wassermühle, in denen Hafer, Roggen und andere Getreidearten der Region gemahlen wurden und wobei das gewonnene Mehl als Grundlage der Ernährung zum Brotbacken, aber auch zur Fütterung der Hühner und Schweine in einem “Indoor-Outdoor”-System traditioneller Landbewirtschaftung diente. Wir hatten das Glück, eine überlebende Zeugin dieser vergangenen Zeiten anzutreffen, Dona Maria de Anunciação, die uns im Juli 2015, trotz ihres hohen Alters von über 84 Jahren, beeindruckend lebendig und mit großer geistiger Klarheit dieses mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegende Leben auf dem Lande schildern konnte. Vor allem kam dabei die grosse Armut der Bevölkerung in diesen vergangenen Zeiten, aber auch das geregelte ländliche Leben mit einer ausgeglichenen extensiven Agrarwirtschaft, die sich dort über Jahrhunderte hinweg entwickelt hatte, zur Sprache.
Die Wassermühlen von Moinhos de Aveia:
Spaziergänge entlang des Flüsschens Ribeira do Massueime
Im Frühjahr und zu Beginn des Sommers:
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Im September:
Eine Zeitzeugin in Moinhos de Aveia
Eine gut erhaltene Häuserruine - die Hauswände in Granitblöcken errichtet.
Gebaut für eine Ewigkeit.
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Hopfen (Humulus lupulus) am Fluss
Ein verlassenes Haus - die Ewigkeit war leider nur ein Traum.